- Unfall
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Ein Unfall ist ein plötzliches, unfreiwilliges und von außen einwirkendes Ereignis, bei dem eine Person einen Schaden erleidet.
Im engeren Sinne versteht man darunter allerdings nur Körperschäden, wohingegen das Verkehrsrecht ausdrücklich auch Sachschäden einbezieht. Siehe hierzu auch Verkehrsunfall.
Inhaltsverzeichnis
Definitionsfragen
Die Abgrenzung leichter Unfälle zur Verletzung ist nicht eindeutig. Der deutsche Versicherungsverband spricht auch von Unfall, wenn durch eine erhöhte Kraftanstrengung an Gliedmaßen oder Wirbelsäule ein Gelenk verrenkt wird oder Muskeln, Sehnen, Bänder oder Kapseln gezerrt oder zerrissen werden. In Abgrenzung zur Krankheit wirkt bei einem Unfall das den Körper schädigende Ereignis nur zeitlich begrenzt ein. Im allgemeinen Sprachgebrauch wird auch von einem Unfall gesprochen, wenn kein Personenschaden vorliegt. Eine Sache kann keinen Unfall erleiden, sondern allenfalls bei einem Unfall beschädigt werden.
Einem Unfall liegt eine Unfallursache zugrunde, die durch Fremdeinwirkung, technisches oder menschliches Versagen ausgelöst wird. Nach den allgemeinen Vertragsbedingungen der privaten Unfallversicherungen liegt ein Unfall vor, wenn die versicherte Person durch ein plötzlich von außen auf den Körper wirkendes Ereignis (Unfallereignis) unfreiwillig eine Gesundheitsschädigung erleidet.[1] Dies schließt nach der Rechtsprechung zum Teil auch Fälle aus, in denen Eigenbewegungen des Versicherten ursächlich für die Verletzung sind (z.B. erhöhte Kraftanstrengung bei sportlichen Aktivitäten). Die Unfallforschung hat zum Ziel, Ablauf und Ursache eines Unfalles zu rekonstruieren. Neben versicherungsrechtlichen Aspekten sollen hieraus auch Erkenntnisse gewonnen werden, die zur Erarbeitung von Vorschriften und Ansätzen zur Unfallverhütung dienen können. Auf die medizinische Behandlung spezialisiert sind die Unfallchirurgie und das Unfallkrankenhaus, auf die rechtliche und finanzielle Abwicklung die Unfallversicherung.
Schweiz
Als Unfall gilt die plötzliche, nicht beabsichtigte schädigende Einwirkung eines ungewöhnlichen äußeren Faktors auf den menschlichen Körper, die eine Beeinträchtigung der körperlichen, geistigen oder psychischen Gesundheit oder den Tod zur Folge hat.[2][3][4]
Unfallarten
Ein Arbeitsunfall ist ein Unfall, den ein Versicherter bei einer Tätigkeit aufgrund eines Arbeits-, Dienst- oder Ausbildungsverhältnisses oder einer anderen versicherten Tätigkeit erleidet und der zu einem Gesundheitsschaden oder zum Tod führt. Der Begriff "Arbeitsunfall" umfasst innerbetriebliche Arbeitsunfälle (z.B. bei Tätigkeiten in Produktion und Verwaltung), außerbetriebliche Arbeitsunfälle (etwa bei Montagetätigkeiten und auf Dienstwegen) und Wegeunfälle (auf dem Weg nach und von dem Ort der Tätigkeit).
Je nach sonstiger Unfallart spricht man ferner von Haushaltsunfall, Straßenverkehrsunfall, Wildunfall, Bahnunfall, Flugunfall, Gefahrgutunfall, Schulwegunfall, Sportunfall, Bergunfall (Alpinismus), Grubenunglück (Bergbau), Jagdunfall.
Häufigkeit
Die WHO geht von jährlich weltweit 1,2 Millionen tödlichen Unfällen aus (2003). Es wird prognostiziert, dass Verletzungen ab 2020 zur weltweit häufigsten Todesursache werden und damit übertragbare Krankheiten ablösen. In der Altersgruppe der Erwachsenen unter 45 Jahren sind Unfälle in der industrialisierten Welt bereits die häufigste Todesursache. In den USA starben Anfang der Achtziger Jahre jährlich bis zu 150.000 Menschen an den Folgen eines Unfalls, weitere 400.000 blieben permanent behindert. Die jährlichen Kosten wurden auf 469 Milliarden Euro summiert[5]. In Deutschland erlitten im Jahre 2004 8,5 Millionen Menschen einen Unfall, das sind über 10%. Diese Häufigkeit ist über die Jahre konstant. Eine stationäre Krankenhausbehandlung war 2000 bei 17% der Verunfallten notwendig, mit einer mittleren Aufenthaltsdauer von 10 Tagen. Im Jahr 2000 verstarben 19.715 Menschen an den Folgen eines Unfalls (1,2% aller Unfallverletzten), was 2,4% aller Todesfälle entspricht. Durch Unfälle wurden fast 57 Millionen Tage Arbeitsunfähigkeit ausgelöst (13 % aller Arbeitsunfähigkeitstage). Daraus errechnet sich ein Produktionsausfall von 5,2 Milliarden Euro jährlich in Deutschland, entsprechend 0,2 % des Bruttonationaleinkommens [6].
Literatur
- Clemens Niedenthal: Unfall. Porträt eines automobilen Moments, Jonas, Marburg 2007, ISBN 3-89445-383-4, ISBN 978-3-89445-383-1.
- Paul Virilio: Der eigentliche Unfall, Passagen Verlag, 2009, ISBN 978-3851658743, ISBN 3851658744.
Siehe auch
- Brückeneinstürze; siehe Brücke
- Unfälle im Schienenverkehr
- Erste Hilfe, Notfallmedizin
- Elektrounfall
- Flugunfall
- Katastrophe
- Chemiekatastrophe
- Katastrophen der Binnenschifffahrt
- Katastrophen der Luftfahrt
- Katastrophen der Raumfahrt
- Katastrophen der Seefahrt
- Katastrophen im Schienenverkehr
- Katastrophen im Straßenverkehr
- Katastrophen in Industrie und Kraftwerken
- Liste von Unfällen in kerntechnischen Anlagen
- Schaden (Recht)
- Sendeturm, Einstürze von Sendetürmen und Sendemasten
Einzelnachweise
- ↑ Allgemeine Unfallversicherungs-Bedingungen (AUB 2008), Ziffer 1.3
- ↑ http://www.bsv.admin.ch/soziale_sicherheit/service/00652/index.html?lang=de%7CBegriff (Bundesamt für Sozialversicherungen)
- ↑ http://www.admin.ch/ch/d/sr/830_1/a4.html
- ↑ Urteil des Schweizerischen Bundesgerichts K 136/06 vom 18. Januar 2008 E. 2.2 (BGE 134 V 72)
- ↑ J. P. Cobb, G. E. O'Keefe: Injury research in the genomic era. Lancet 2004; 363: 2076 - 2083
- ↑ Weißbuch Schwerverletzten-Versorgung (de) (PDF; 220,40 KB). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie (Hrsg.) (September 2006). Abgerufen am 12. Feb. 2010.
Weblinks
Commons: Unfälle – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienWiktionary: Unfall – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÜbersetzungenWikiquote: Unfall – Zitate
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