Schwandorf (Neuhausen)

Schwandorf (Neuhausen)
Schwandorf
Ehemaliges Gemeindewappen von Schwandorf
Koordinaten: 47° 57′ N, 9° 0′ O47.9511111111118.9958333333333Koordinaten: 47° 57′ 4″ N, 8° 59′ 45″ O
Einwohner: 850 (31. Dez. 2007)
Eingemeindung: 1. Jan. 1973
Postleitzahl: 78579
Vorwahl: 07777
Karte

Schwandorf innerhalb der Gemeinde Neuhausen ob Eck

Schwandorf ist ein Ortsteil von Neuhausen ob Eck und hat rund 850 Einwohner.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Schwandorf liegt auf der Hochfläche der Hegaualb auf der westlichen Schwäbischen Alb.

Ortsgliederung

Schwandorf besteht schon seit Jahrhunderten aus den vier Dörfern Oberschwandorf, Unterschwandorf, Volkertsweiler und Holzach.[1]

Geschichte

Holzach, der heute kleinste Ortsteil der Gemeinde Neuhausen ob Eck[2], wurde 785 anlässlich einer Schenkung an das Kloster St. Gallen als Hoolzaim urkundlich erwähnt; später wurde der Ort Holzheim und dann im fürstenbergischen Urkundenbuch 1480 erstmals Holzach genannt.[3]

Schwandorf selbst wurde 1145 erwähnt und gehörte damals zur Landgrafschaft Nellenburg. In einer Abhandlung über die Landgrafschaft Nellenburg wird einer ihrer neun Kameralorte Madach genannt, welcher Oberschwandorf, Unterschwandorf, Holzach und Volkertsweiler umfasste und mit diesen gegen Ende des 12. Jahrhunderts zu Nellenburg gekommen war.[3]

1465 wurde Schwandorf österreichisch. Die soziale Lage des Madacher Amts in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, in dem die vier Dörfer zusammengefasst waren, war nicht besonders gut, österreichische Beamte des Jahres 1785 und badische Beamte von 1851 berichteten von Armut. Arbeitsplätze gab es weder in der Landwirtschaft noch war der Industriebereich so weit fortgeschritten, dass er hätte Menschen in Lohn und Brot stellen können. Für die zahlreichen Handwerker, die sich damals in Schwandorf niedergelassen hatten, gab es entsprechend wenige Auftraggeber. Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Schwandorf 14 Leinweber, acht Schuhmacher, vier Schneider, vier Wagner und fünf Schreiner.[1]

Nach der von Napoleon erzwungenen Gebietsreform war Schwandorf für die kurze Zeit von 1806 bis 1810 württembergisch. Danach kam es an das badische Bezirksamt Meßkirch. Fortan trennte neben der Konfession die badisch-württembergische Grenze, die bis zur Gründung des Deutschen Reiches 1871 eine Staatsgrenze war, Schwandorf von Neuhausen.[1]

1936 wurde das Amt Meßkirch aufgelöst und Schwandorf als selbstständige Gemeinde dem Oberamt Stockach angegliedert. Daraus entstand 1939 der Landkreis Stockach. Holzachs letzter Stabhalter, dessen Siegel archiviert ist, hat seine Funktion im Jahr 1936 verloren. Die vier bisher eigenständigen Ortsteile wurden danach zur Gesamtgemeinde Schwandorf zusammengefasst.[3]

Im Zuge der Verwaltungsreform erfolgte zum Januar 1973 die Eingemeindung von Schwandorf nach Neuhausen ob Eck.

Einwohnerentwicklung

Schwandorf erfuhr eine rasche Bevölkerungsentwicklung:

Jahr Einwohnerzahlen[1]
1708 400
1785 496
1863 1.240

Religion

Im Gegensatz zu den württembergischen Neuhausener, die sich zum Protestantismus bekannten, waren die österreichischen Schwandorfer katholisch.[1]

Politik

Ortsvorsteher

Der Ortsvorsteher ist Günter Binder (Stand 2009).

Wappen

Die Wappen der ehemaligen Gemeinde Schwandorf zeigt unter goldenem Schildhaupt, darin eine liegende blaue Hirschstange, in Silber ein durchgehendes rotes Kreuz.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

Bauwerke

  • Die Pfarrkirche in Oberschwandorf wurden 1275 erstmals urkundlich erwähnt.
  • Die Friedhofskapelle von Holzach wurde um das Jahr 1000 erbaut und ist „Unserer lieben Frau zu Holzen“ geweiht. Holzach zählte im Jahr 1275 als eine von 49 Pfarreien zum Kloster Reichenau.[3]
  • Auf der Gemarkung liegt die Burgreste Schwandorf.
  • Ein alter Prozessionsweg führt von Oberschwandorf über Unterschwandorf nach Holzach.[4]

Vereine

Schwandorf hat insgesamt 14 Vereine.

Regelmäßige Veranstaltungen

Die Dorffasnet in Schwandorf ist durch die Narrenfigur der Schwandorfer Burghexen inhaltlich an die Historie angelegt, ähnlich wie der Neckname „Österreicher“, mit dem die Worndorfer Schwandorf belegen. Grund ist die geschichtliche Zugehörigkeit Schwandorfs vor 1806 zu Vorderösterreich.[5]

Einzelnachweise

  1. a b c d e Hermann-Peter Steinmüller (hps): Schwandorfer Geschichte wird lebendig. In: Südkurier vom 29. Dezember 2010
  2. Herbert Dreher: Sie laden zum Fest in Holzach. In: Südkurier vom 23. Juni 2010
  3. a b c d Herbert Dreher: Ortsgeschichte. In: Südkurier vom 23. Juni 2010
  4. Flurprozession. In: Südkurier vom 15. Mai 2010
  5. Alfred Th. Heim: Von Wasserfürsten, Schilpen und Hornasen. In: Südkurier vom 13. Juni 2003

Literatur

  • Heinrich Heidegger: Schwandorf. Beiträge zur Geschichte von Schwandorf. Beiträge von Eberhard Dobler, Karl Oberle, Beate Fischer-Gog. Verein für Geschichte des Hegaus, 1972.
  • Hans-Joachim Schuster, Horst-Dieter Freiherr von Enzberg, Hans-Georg Stritzel, Heinrich Bastuck, Walter Renner, Johannes Steppacher, Beate Fischer-Gog, Marianne Binder, Günter Binder: Schwandorfer Geschichte. 2009
  • Hans-Georg Stritzel: Ortssippenbuch Schwandorf. 2010.

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