Schwarzenberger Schwemmkanal

Schwarzenberger Schwemmkanal
Durchbruch am Schwarzenberger Schwemmkanal
Der Schwarzenbergsche Schwemmkanal im Jahre 2005

Der Schwarzenbergsche Schwemmkanal (tschechisch Švarcenberský kanál) wurde im 18. Jahrhundert angelegt und führt vom Lichtwasser an der bayerisch-tschechischen Grenze über die Europäische Hauptwasserscheide nahe dem Rosenhügel weiter über den Zwettlbach knapp vor Haslach in die Große Mühl.

Der Fürstlich Schwarzenbergische Ingenieur Joseph Rosenauer (1735–1804) legte 1775 Pläne vor, die Wasserscheide zwischen Moldau und Donau – und damit zwischen Nordsee und Schwarzem Meer – über einen Kanal von der Großen Mühl in der Nähe von Haslach im Mühlviertel in den damals den Fürsten Schwarzenberg gehörenden Böhmerwald zu überwinden. Der erste Bauabschnitt wurde zwischen 1789 und 1791 ausgeführt, als das Privilegium zum Holzschwemmen für das Bistum Passau erlosch. Von der Großen Mühl aufwärts bis zur Wasserscheide in der Nähe des Rosenhügels wurden natürliche Wasserläufe aufwendig reguliert. Der anschließende Hangkanal verlief mit minimaler Steigung an den Hängen des Böhmerwalds und endete in Hirschbergen. Er wird oft als ingenieurtechnische Meisterleistung bezeichnet und wurde im 19. Jahrhundert als „achtes Weltwunder“ gefeiert. Das Holz des Böhmerwaldes wurde so erschlossen und verkauft. Am Ende des Kanals auf österreichischer Seite trieb das Holz lose weiter auf der Großen Mühl bis kurz vor deren Mündung in die Donau. Dort wurde es im Ausschwemmkanal mit Rechen abgefangen, auf Schiffe verladen, nach Wien transportiert und – wegen der niedrigen Transportkosten mit großem Gewinn – als Brennholz verkauft. Über den Schwarzenbergischen Schwemmkanal wurden ca. 8 Mio. Raummeter Brennholz transportiert.

Ursprünglich 29,3 km lang, wurde er später auf 39,9 km verlängert. Für eine größere Länge wurde von Rosenauer ein zu geringer Wasserzulauf aus den verschiedenen Bächen befürchtet. Der Kanal war typischerweise 2,5 m breit und 1 m tief. Zur Schlägerung des Holzes und zur Arbeit bei der Holzschwemme siedelte Fürst Schwarzenberg Forstarbeiter aus Österreichischen und Bayerischen Gebieten an, und zahlreiche neue Dörfer entstanden im Grenzraum des heutigen Tschechien. In der Hochblüte waren bis zu 800 Arbeiter mit dem Schwemmen des Holzes beschäftigt.

In den Jahren 1821/1822 wurde der Kanal aufgrund des großen Holzbedarfes neuerlich erweitert, zum Teil unterirdisch durch einen 419 m langen Tunnel, sodass er schließlich eine Länge von 52 km aufwies. Der gesamte Kanal erhielt ca. 87 Brücken und wurde während der Holzschwemme durch 22 namhafte Bäche gespeist, die durch Schleusen abgesperrt und in den Kanal geleitet wurden.

In der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts sank der Brennholzbedarf, und Kohle aus Schlesien gelangte mit der Kaiser-Ferdinands-Nordbahn nach Wien. Statt dessen stieg der Bedarf an Stammholz, wofür der Kanal aber im Bereich der Großen Mühl nicht geeignet war. Deshalb wurde ein Teil (22 km) im heutigen Tschechien umgebaut, so dass man ganze Stämme flößen konnte. 1891 wurde die Holzschwemme auf der Großen Mühl durch den Bau der Mühlkreisbahn von Linz nach Aigen unterbrochen und daher der Betrieb zur Donau eingestellt. Der tschechische Teil war bis 1961 in Benützung.

Heute sind große Teile des Kanals in Böhmen als Baudenkmal wieder restauriert. Die historische Begleitstraße ist als Radweg markiert und führt durch die schönsten Teile des tschechischen Nationalparks Šumava/Böhmerwald.

Literatur

  • Fritz Lange: Von Böhmen nach Wien – Der Schwarzenbergische Schwemmkanal, Sutton Verlag 2004, ISBN 3-89702-723-2

Weblinks

48.65472222222214.0416666666677Koordinaten: 48° 39′ 17″ N, 14° 2′ 30″ O


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