Schwarzer Kanal

Schwarzer Kanal
Wagenplatz Schwarzer Kanal

Der Schwarze Kanal ist ein Queer-Wagenplatz in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Der Schwarze Kanal entstand 1991 am Engeldamm 2 auf einem Platz an der Schillingbrücke in unmittelbarer Nähe des ebenfalls autonomen Wohnprojektes und Kulturzentrums Köpi. Im Jahr 2002 wurde auf der Fläche die neue Verdi-Bundeszentrale errichtet. Die Bewohner folgten daher im September 2002 einem Angebot des Bauunternehmens Hochtief und zogen auf eine Brachfläche am Spreeufer in der Michaelkirchstraße. Ein Gebrauchsgestattungsvertrag sicherte die Nutzung von 3500 Quadratmetern bis zum März 2005. Gegen diese Nutzung klagten die benachbarten Office Grundstücksverwaltungsgesellschaft und das Deutsche Architekturzentrum wegen angeblicher Wertminderung kurz nach dem Umzug. Im Oktober und Januar wurde der Klage gegen Hochtief vom Verwaltungs- und Oberverwaltungsgericht entsprochen. Die Bewohner des Schwarzen Kanals räumten Ende April einen Teil des Grundstücks. Am 9. Mai 2005 besetzten einige der Bewohner kurzzeitig eine Brachfläche in der Friedrichshainer Richard-Sorge-Straße, um auf ihre Situation aufmerksam zu machen. Der Rechtsstreit dauerte bis 2007 an.[1][2]

Hochtief erwarb das Grundstück auf dem der Schwarze Kanal sich bis Ende März 2010 befand von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Diese knüpfte an den Verkauf die Auflage, das Grundstück bis 2010 zu bebauen.[3] Um dieser Auflage nachzukommen will sie für 717 Mitarbeiter ihrer Berliner Tochtergesellschaften ein Verwaltungsgebäude errichten.[4] Daher wurde der Vertrag mit dem Schwarzen Kanal zum 31. Dezember 2009 gekündigt.

Ende Oktober 2009 fanden in Berlin Aktionstage unter dem Motto „Queer & Rebel“ auf verschiedenen Wagenplätzen statt, um auf die Lage des Schwarzen Kanals aufmerksam zu machen. In diesem Rahmen demonstrierten am 24. Oktober 2009 rund 600 Personen für den Erhalt des Wagenplatzes. Ein leerstehendes Schulgelände in der Adalbertstraße wurde für ein Wochenende besetzt.[5]

Das Schulgelände gehörte dem Berliner Liegenschaftsfont, der einst städtische Grundstücke verwaltet, verkauft und versteigert. Durch die Besetzung gelang es, diese Institution zur Auseinandersetzung mit der Situation des Schwarzen Kanals zu bewegen, und zum ersten Mal wurden seitens des Liegenschaftsfonts Ersatzgrundstücke angeboten. Die für Januar 2010 angedrohte Räumung durch Hochtief konnte bis März 2010 verzögert werden.

Ende März 2010 musste der Schwarze Kanal den alten Platz an der Michael-Kirch-Straße verlassen und bezog ein Ersatzgelände in Neukölln/Treptow.

Beschreibung

Auf dem Wagenplatz wohnen rund 25 Personen. Regelmäßig finden hier unkommerzielle Veranstaltungen statt wie das Queer-Varieté, ein Freiluftkino, Vokü oder verschiedene Konzerte. Im Jahr 2009 wurden auf dem Gelände im Juni das queere Filmfestival entzaubert, im Juli Veranstaltungen des feministischen LaD.I.Y.fest und im September das queere Musikfestival upyourears veranstaltet. Außerdem existiert eine Zusammenarbeit mit dem Transgenialen CSD. Regelmäßig wird ein Fahrradworkshop veranstaltet; zwei Mal im Monat findet dieser mit Bewohnern des Flüchtlingsheims Hennigsdorf statt.

Die vorherigen Standorte des Wagenplatzs lagen im Bereich des Investorenprojektes Mediaspree. Die Bewohner des Schwarzen Kanals engagieren sich gegen Mediaspree im Rahmen der Kampagnen Mediaspree versenken und Megaspree.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Uwe Aulich, Claudia Fuchs: Hoffnung für den „Schwarzen Kanal“. In: Berliner Zeitung, 2. November 2002
  2. Torsten John: Abseits von eingefahrenen Wegen. In: taz vom 13. Mai 2003
  3. Adrian Pickshaus: „Schwarzer Kanal“ funkt SOS. In: taz vom 8. Oktober 2009
  4. Eva Kalwa: Der Wagenburgfrieden wackelt. In: Der Tagesspiegel vom 18. Juli 2009
  5. Aus Protest Schulgelände besetzt. In: Der Tagesspiegel vom 24. Oktober 2009
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