Schweizer Orthographische Konferenz

Schweizer Orthographische Konferenz

Die Schweizer Orthographische Konferenz (SOK) ist eine Sprachgesellschaft und wurde im Jahr 2006 von Sprachwissenschaftlern und Anwendern der Presse und der Verlage gegründet.

Inhaltsverzeichnis

Ziele

Die SOK hat sich zum Ziel gesetzt, „die von der Rechtschreibreform beschädigte Einheitlichkeit und Sprachrichtigkeit der Rechtschreibung in Presse und Literatur der Schweiz wiederherzustellen“.

Tagungen

Die SOK erarbeitet Empfehlungen zur Rechtschreibung. Auf ihrer ersten Tagung, die am 1. Juni 2006 stattfand, empfahl sie Presse und Literatur, den Grundsatz „Bei Varianten die herkömmliche“ einzuhalten. Als Varianten gelten dabei nur unterschiedliche Schreibweisen mit gleicher Bedeutung wie etwa Graphik/Grafik, jedoch nicht solche mit Bedeutungsunterschied wie wohl durchdacht/wohldurchdacht.[1]

Für die Fälle, in denen die Anwendung des Grundsatzes zu keiner Entscheidung über die Schreibweise führt, erstellt eine Arbeitsgruppe der SOK aus Sprachwissenschaftlern und Praktikern Wörterlisten.

Auf der zweiten Tagung am 12. Oktober 2006 präsentierte die SOK Empfehlungen mit Wörterlisten, wo die reformierte Rechtschreibung nicht verwendet werden sollte: Fremdwörter (Communiqué), ä-Schreibungen (Stengel), falsche Herleitungen (Quentchen), Ableitungen von Personennamen und geographische Ableitungen (Ohmsches Gesetz, sanktgallisch), Einzelfälle (rauh).

Auf der dritten Tagung vom 7. Mai 2007 im Hotel Greulich in Zürich stellte die SOK ihren Netzauftritt und erste Empfehlungen zur Groß- und Kleinschreibung vor. Danach sollen Floskeln wie "im wesentlichen" und "im allgemeinen", Verbindungen mit -mal wie "jedesmal" sowie lateinische Fügungen wie "Modus vivendi" wieder wie vor der Reform klein geschrieben werden.

Auf der vierten Tagung vom 31. Oktober 2007 im Zunfthaus zur Waag in Zürich stellte die SOK ihre abschließenden Empfehlungen zur Rechtschreibung vor. Unter anderem sollen die Tageszeiten wie "heute abend" entgegen der amtlichen Rechtschreibung klein geschrieben werden, beim Zusammentreffen von Ziffern und Buchstaben wie "19jährig" soll kein Bindestrich gesetzt werden, und der Konjunktiv in "wenn ich schriee" soll durch ein zweites e markiert werden.

Auf ihrer fünften Tagung vom 4. Juni 2009 im Zunfthaus zur Waag in Zürich[2] forderte die SOK die politisch Verantwortlichen in Bund und Kantonen in einer Resolution auf, die Rechtschreibreform am 1. August 2009 in den Schulen[3] nicht notenwirksam werden zu lassen. (Am 31. Juli 2009 geht in der Schweiz die dreijährige Übergangsfrist, während der die herkömmlichen Schreibungen noch toleriert wurden, zu Ende.) Nationalrätin Dr. Kathy Riklin wies darauf hin, dass ihr Postulat vom September 2004, obwohl vom Bundesrat zustimmend beantwortet, noch immer nicht wunschgemäss erfüllt sei.

Auf ihrer sechsten, in Zusammenarbeit mit dem Verein Medienkritik Schweiz durchgeführten Tagung vom 20. Mai 2010 im Zunfthaus zur Waag in Zürich stellte die SOK fest[4], dass die nach wie vor fehlende einheitliche und sprachrichtige Rechtschreibung zu grosser Unsicherheit bei Journalisten, Schülern, Studenten und zunehmend auch bei den Lehrern selbst führe. Unannehmbar sei, dass der für Schulen verbindliche Schülerduden zahlreiche nach neuer Rechtschreibung gültige herkömmliche Varianten unterschlage. Auch der Leitfaden der Bundeskanzlei enthalte noch zu viele Fehler. Einen Lichtblick gebe es in Österreich, wo die Autorinnen und Autoren in einem Vertrag mit den Schulverlegern erreicht haben, dass ihre Texte in Schulbüchern nicht ohne ihre Zustimmung an neue Normen angepasst werden dürfen. Die Autoren und Autorinnen der Schweiz (AdS) planen ein ähnliches Vorgehen.

Ihre siebte Tagung führte die SOK am 13. November 2010 im Rahmen des Literaturfestivals BuchBasel durch[5]. Dabei erhob die SOK Anspruch auf einen Sitz im Rat für deutsche Rechtschreibung. Er sei begründet, weil die SOK sich in den letzten Jahren als orthographisches Kompetenzzentrum in der Schweiz etabliert habe und ihre Empfehlungen vom Verband Schweizer Presse und von der Chefredaktorenkonferenz unterstützt würden. An der Tagung stellte die SOK ihren neuen „Wegweiser zu einer einheitlichen und sprachrichtigen deutschen Rechtschreibung“ vor, eine kompakte Einführung in die Empfehlungen der SOK. Die SOK führte in Basel auch eine Podiumsdiskussion unter der Leitung von Raphael Zehnder (DRS2aktuell) mit Jürg Dedial (NZZ), Christoph Eymann (Regierungsrat Basel-Stadt), Ludwig Laher (österreichischer Schriftsteller, Mitglied des Rechtschreibrats) und Prof. Rudolf Wachter (Sprachwissenschaftler, Arbeitsgruppe SOK). Laher stellte den Vertrag vor, mit dem die österreichischen Autoren erreichten, dass ihre Texte in Schulbüchern nicht einfach an amtliche Normen der Rechtschreibung angepasst werden dürfen. Der Vertrag habe Modellcharakter; dass er nötig ist, zeige, wie prekär die gegenwärtige Lage sei.

Wirkung

Der SOK ist es gelungen, wichtige Vertreter des schweizerischen und übrigen deutschsprachigen Presse- und Verlagswesens an einen Tisch zu bringen. Auch Vertreter von Sprachorganisationen aus der Bundesrepublik Deutschland wirken mit, zum Beispiel von der Aktion Deutsche Sprache, dem Verein Deutsche Sprache und der Zeitschrift Deutsche Sprachwelt.

Als erste deutschsprachige Nachrichtenagentur hat die Schweizerische Depeschenagentur (SDA) beschlossen, den Empfehlungen der Schweizer Orthographischen Konferenz zu folgen.

In einem offenen Brief an den Vorsitzenden des Rats für deutsche Rechtschreibung, Hans Zehetmair, kritisierte die SOK im Juni 2007, dass das Regelwerk auch in seiner dritten Fassung von 2006 noch Schwachstellen habe, und bot dem Rat die Zusammenarbeit an.[6]

Gründungsmitglieder

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Schweizer Orthographische Konferenz: Tagung vom 1. Juni 2006.
  2. SOK, Tagung vom 4. Juni 2009
  3. Verband Schweizer Fachjournalisten, Rechtschreibreform
  4. Stolzverlag, Tagungsbericht SOK
  5. SOK, Tagung vom 13. November 2010
  6. Brief der SOK an den Rechtschreibrat, 12. Juni 2007

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