Schweizerisches Landesmuseum

Schweizerisches Landesmuseum
Das Schweizerische Landesmuseum in Zürich
Ansicht über die Limmat

Das Landesmuseum Zürich gehört zur Gruppe des Schweizerischen Nationalmuseums (SNM). Diese umfasst seit Januar 2011 kulturgeschichtliche Museen in allen Landesteilen der Schweiz und untersteht dem Eidgenössischen Departement des Innern (EDI).

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Landesmuseum wurde 1898 in einem neu erbauten, burgähnlichen Gebäude von Gustav Gull nordwestlich der Haupthalle des Hauptbahnhofs beim heutigen Platzspitzpark in Zürich eröffnet. Zürich hatte mit dem Projekt «Märchenschloss» einen Wettbewerb gegen andere Schweizer Städte gewonnen. Das Gebäude kombiniert verschiedenste Architekturstile und ist daher seit seiner Entstehung umstritten. Die Eidgenössische Kommission für Denkmalpflege äusserte sich jedoch in einem Gutachten vom 27. November 1997 mit folgenden Worten: «Mit dem Landesmuseum als Einzelbau reagiert Gustav Gull architektonisch genau auf die gestellte Aufgabe. Die gewählte Form einer "mittelalterlichen Schlossanlage" reflektiert Geschichte und macht den Komplex leicht als Museumsbau erkennbar. Der Bau für die nationale Geschichte bildet ein wesentliches Gegengewicht zum Hauptbahnhof, damals wie heute Knotenpunkt des fortschrittlichen, in die Zukunft weisenden öffentlichen Verkehrs. Mit ihrem Haupthof öffnet sich die Anlage zur Parkanlage des Platzspitz, die sie markant zur Stadt hin abschliesst. Mit konsequentem Aufbau um den Haupthof und den Eingangshof, mit einer straffen Grundrisskonzeption, welche bewusst Ausnahmesituationen einsetzt, und mit markanten vertikalen Akzenten wird das Museum kraftvoll verwirklicht, Ausdruck des selbstbewussten Bundesstaats.» [1] Der Architekt verewigte sich im Bau, indem er, seinen Initialen gemäss, für den Grundriss ein «G» wählte.

Sanierung und Erweiterungsbau

Aufgrund zunehmender Platznot wird das Landesmuseum Zürich in den kommenden Jahren erstmals erweitert. Das Architekturbüro Christ & Gantenbein wurde 2002 nach einem Wettbewerb mit der Sanierung des bestehenden Gull-Baus sowie der Planung eines modern gestalteten Annexbaus, der in den Platzspitzpark hineinragen soll, beauftragt. Die 2005 begonnene Sanierung des Bahnhofflügels wurde 2009 abgeschlossen. Weitere Sanierungsarbeiten werden bis 2016 folgen. Für den Erweiterungsbau erteilte das Hochbaudepartement der Stadt Zürich am 9. Juni 2008 die Baugenehmigung.[2] Gegen die Abtretung des notwendigen Landes und die gesprochenen Gelder durch die Stadt Zürich wurde im Dezember 2009 das Referendum ergriffen. Die Abstimmung darüber fand am 13. Juni 2010 statt. [3] Das Stimmvolk bewilligte das Bauvorhaben. Über den geplanten Erweiterungsbau des Landesmuseums Zürich kommt es zu einer kantonalen Abstimmung. Gegen den Kantonsratsbeschluss hat das Komitee «Standpunkt Landesmuseum» das Referendum ergriffen und am 22. Juni 2010 mit 4231 Unterschriften eingereicht. [4]

Ausstellungsschwerpunkte in Zürich

Dauerausstellungen

Das Museum in Zürich beherbergt die grösste kulturgeschichtliche Sammlung der Schweiz. Die Dauerausstellung umfasst rund eine Million Exponate von nationaler Bedeutung aus sämtlichen Epochen – von der Urgeschichte bis zum 21. Jahrhundert – zu Kultur und Geschichte des Lebensraums Schweiz[5]:

  • Ur- und Frühgeschichte: Der archäologische Ausstellungsbereich umfasst eine Vielzahl an Fundobjekten von den ältesten Bodenfunden der Schweiz aus der Altsteinzeit bis ins 8. Jahrhundert nach Christus.
  • Waffenturm: Die Bestände aus dem ehemaligen Zeughaus in Zürich bilden die Grundlage der international bedeutenden Sammlung im Waffenturm. Das Landesmuseum beherbergt die grössten Kostüm- und Trachtenbestände der Schweiz und umfasst Damen-, Herren- und Kinderbekleidung des 18. bis 21. Jahrhunderts sowie Leinenstickereien.
  • Sammlung Hallwyl: Die von Gräfin Wilhelmina von Hallwyl angelegte Sammlung ist eine in sich geschlossene «Museumswelt» aus dem frühen 20. Jahrhundert. Sie umfasst Grabungsfunde und Gegenstände aus dem Inventar von Schloss Hallwyl.
  • Der römische Goldschatz von Lunnern: Ausgestellt werden im Reusstal gefundene Goldschmuckstücke und Silbermünzen aus der Zeit um 260 nach Christus.

Nach Abschluss der Sanierungsarbeiten am Bahnhofflügel im Kostenumfang von 75 Mio. Franken wurden am 28. Juli 2009 zwei neue Dauerausstellungen eröffnet[6]:

  • Galerie Sammlungen: Die rund 2000 Objekte aus der Kunstsammlung des Museums veranschaulichen die Entwicklung des schweizerischen Kunstgewerbes.
  • Geschichte Schweiz: Die grosse historische Ausstellung beleuchtet anhand von vier Themenschwerpunkten (Migration/Besiedlung, Religion, Politik und Wirtschaft) die Landesgeschichte vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Für diese Ausstellung wurde die zentral gelegene Ruhmeshalle des Landesmuseums völlig neu konzipiert.

Wechselausstellungen

Mehrmals im Jahr finden Wechselausstellungen zu kulturgeschichtlichen Themen statt. Dazu gehört auch die jährliche Ausstellung der Gewinner des Journalistenpreises «Swiss Press Photo».[7]

Standorte der Museumsgruppe

Sammlungszentrum in Affoltern am Albis

Zur Museumsgruppe Schweizerisches Nationalmuseum gehören ausserdem:

  • Das Château de Prangins am Genfersee wurde 1998 eröffnet. Die Dauerausstellung im Schloss Prangins befasst sich mit der wirtschaftlichen, sozialen und kulturellen Entwicklung im 18. und 19. Jahrhundert.
  • Das Schweizerische Zollmuseum «Museo doganale Cantine di Gandria» veranschaulicht die Geschichte des Schmuggels, Aufgaben der Grenzbehörden und Methoden der Verbrechensbekämpfung.
  • Das «Forum Schweizer Geschichte Schwyz» beleuchtet mit der Dauerausstellung Entstehung Schweiz die Entstehungszeit der Eidgenossenschaft zwischen dem 12. und dem 14. Jahrhundert aus verschiedenen Perspektiven.
  • Das «Zunfthaus zur Meisen Zürich» beherbergt die Porzellan- und Fayencensammlung des Schweizerischen Nationalmuseums.
  • Das «Sammlungszentrum» in Affoltern am Albis.

Seit der Umsetzung der neuen Museumspolitik des Bundes im November 2008 gehören drei Museen nicht mehr dazu:

  • Das Museum für Musikautomaten in Seewen SO beherbergt eine der weltweit grössten und bekanntesten Sammlungen von Schweizer Musikdosen, Plattenspieldosen, Uhren und Schmuck mit Musikwerk und anderen mechanischen Musikautomaten.
  • Das 1976 eröffnete Museum Bärengasse in Zürich wird seit dem von den Stadtbehörden als Ausstellungsgebäude genutzt.[8]
  • Das «Schloss Wildegg» erlaubt Einblick in das Leben der Schlossherrenfamilie Effinger und ihren Nutz- und Lustgarten. Es wurde auf den 1. Januar 2011 an den Kanton Aargau abgegeben.[9]

Zu den weiteren Angeboten des Landesmuseums zählen seine Sammlungen,[10] Publikationen,[11] eine Fachbibliothek und eine Fotothek. Im Sammlungszentrum in Affoltern am Albis sind die Sammlungen, Ateliers der Konservatoren und Restauratoren, das Laboratorium für Konservierungsforschung sowie die Objektlogistik, das Leihwesen, die Objektregistrierung, das Fotoatelier sowie eine Bibliothek, ein Seminarraum und Arbeitsplätze für Wissenschaftler und Gäste des Schweizerischen Nationalmuseums und anderer Institutionen vereint.

Literatur

  • Hanspeter Draeyer: Das Schweizerische Landesmuseum Zürich: Bau- und Entwicklungsgeschichte 1889-1998. Herausgebeben vom Schweizerischen Landesmuseum, Zürich 1999. ISBN 3-908025-26-5 (=Band 6 Bildband-Reihe)

Weblinks

 Commons: Schweizerisches Landesmuseum – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Standpunkt Landesmuseum, abgerufen am 12. März 2008
  2. [1] Landesmuseum Zürich: Planung des neuen Landesmuseums, abgerufen am 13. Oktober 2009
  3. [2] Referendums-Komitee NEIN zur Zerstörung des Parks beim Landesmuseum
  4. [3] NZZ vom 22. Juni 2010
  5. Landesmuseum Zürich: Dauerausstellungen, abgerufen am 13. Oktober 2009
  6. NZZ Online (29. Juli 2009): Das Landesmuseum lebt, abgerufen am 13. Oktober 2009
  7. Landesmuseum Zürich: Sonderausstellungen, abgerufen am 13. Oktober 2009
  8. Landesmuseum Zürich: Landesmuseum schliesst Zürcher Schaufenster, abgerufen am 30. Dezember 2008
  9. [4], abgerufen am 21. Dezember 2009
  10. Schweizerisches Landesmuseum: Sammlungen online, abgerufen am 30. Dezember 2008
  11. Schweizerisches Nationalmuseum: Sammlungspublikationen, abgerufen am 30. Dezember 2008
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