Schwules Museum

Schwules Museum
Eingang zum Schwulen Museum in Berlin-Kreuzberg

Das Schwule Museum in Berlin zeigt die Vielfalt homosexuellen Lebens. Es wurde am 6. Dezember 1985[1] gegründet und zeigt in einer Dauerausstellung die Geschichte der Homosexuellen.

Inhaltsverzeichnis

Gründungsidee

Ursprünglich war es das Ziel der Gründer des Museums, mit der Ausstellungsarbeit die Vielfältigkeit schwulen Lebens einer breiten Öffentlichkeit zugänglich zu machen und eine wissenschaftliche Aufarbeitung und Erforschung schwuler Geschichte zu gewährleisten. Dadurch soll schwules Leben sichtbar und präsent gemacht und Toleranz und Akzeptanz gegenüber Homosexuellen gefördert werden, um Diskriminierung entgegenzuwirken und um schwules Selbstbewusstsein und schwule Identität zu stärken.

Ausgangspunkt für die Gründung des Schwulen Museums war die 1984 im Berlin-Museum gezeigte Ausstellung „Eldorado“, in der junge Wissenschaftler erstmals Forschungen zu homosexuellem Leben in dieser Form der breiten Öffentlichkeit nahe brachten. Nach deren großen Erfolg hatten die Ausstellungsmacher die Vision, diese Art der Arbeit in einem eigenen Museum weiter zu führen. Die Aktivitäten im Ausstellungsbereich, im Archiv und in der Bibliothek werden vom 1985 gegründeten „Verein der Freunde eines Schwulen Museums in Berlin e.V.“ getragen.

Dauerausstellung

Seit Dezember 2004 wird die Dauerausstellung „Selbstbewusstsein und Beharrlichkeit. 200 Jahre schwule Geschichte“ gezeigt. Sie präsentiert für den Zeitraum von 1790 bis 1990 Strategien, Möglichkeiten und Probleme von Homosexuellen, ein selbst bestimmtes Leben zu führen, Gleichgesinnte zu finden und Netzwerke zu organisieren. Dem gegenüber gestellt werden die gesellschaftlichen und gesetzlichen Bedingungen, wie der §175 und die damit verbundene Ausgrenzung, Verfolgung und Bestrafung von Homosexuellen sowie die Erfolge der Schwulenbewegung.

Wechselausstellungen

Parallel dazu werden jährlich mehrere wechselnde Ausstellungen gezeigt. Historische Expositionen beleuchten einzelne Epochen oder geschichtliche Entwicklungen differenziert, wie „Goodbye to Berlin. 100 Jahre Schwulenbewegung“ (1997 im Haus der Akademie der Künste in Berlin-Tiergarten). Mit der Ausstellung „Verfolgung homosexueller Männer in Berlin 1933 – 45“ in Kooperation mit der Gedenkstätte Sachsenhausen wurde das Thema Schwule während der Zeit des Nationalsozialismus bearbeitet.

Die Ausstellungsreihe Lebensgeschichten, in der bisher vier unterschiedliche Biografien vorgestellt wurden, zeigt die Strategien einzelner Homosexueller ihr Leben selbst zu gestalten. Auch einzelne Gruppen und Vereine wie „Der Kreis“ oder „Gesellschaft für Reform des Sexualrechts“ werden mit ihren Aktivitäten und den beteiligten Persönlichkeiten vorgestellt Eine Reihe von Hommagen an Personen des öffentlichen Lebens wird kontinuierlich fortgesetzt; Oscar Wilde, Marlene Dietrich, Rainer Werner Fassbinder, Michel Foucault, Thomas Mann wurden neben anderen bereits als Identifikationsfiguren und Vorbilder geehrt. Regelmäßige Kunstausstellungen sollen Lust machen, sich mit zeitgenössischen und historischen Positionen von Künstlern auseinanderzusetzen.

Archiv des Schwulen Museums

Im Archiv werden Zeitschriften aus Deutschland ab 1896, aus Europa und der Welt gesammelt, katalogisiert und kontinuierlich ergänzt. Das Archiv gedruckter Materialien (AgM) umfasst derzeit ca. 3.000 Stichworte; es beinhaltet von der Selbstdarstellung einzelner Projekte bis hin zu Zeitungsartikeln Materialien, die sich mit Homosexualität befassen. Eine Sammlung von Fotos, Videos, Filmen, Plakaten, Autographen, Kunstwerken sowie Nachlässen runden den Bereich des Archivs ab. Die Bibliothek umfasst derzeit ca. 10.000 Bände zum Thema Homosexualität und gewährleistet durch eine computergestützte Katalogisierung den Zugriff auf einzelne Titel und Themen.

Seit 1985 ist das Schwule Museum Herausgeberin der Zeitschrift für schwule Geschichte "Capri"

Literatur

  • Schwules Museum (Hrsg.), Andreas Sternweiler: Selbstbewusstsein und Beharrlichkeit. Zweihundert Jahre Geschichte. Selbstverlag, 2004.
    englisch:Self-Awareness and Persistence. Two Hundred Years of History. Selbstverlag, 2004.
  • Joachim Müller, Andreas Sternweiler, Schwules Museum (Hrsg.): Homosexuelle Männer im KZ Sachsenhausen. Berlin 2000, ISBN 3-86149-097-8.
  • Schwules Museum und Akademie der Künste (Hrsg.): Goodbye to Berlin? 100 Jahre Schwulenbewegung. rosa Winkel, 1997, ISBN 3-86149-062-5.
  • Verein der Freunde eines Schwulen Museums in Berlin e.V. (Hrsg.): Eldorado. Homosexuelle Frauen und Männer in Berlin 1850–1950. Geschichte, Alltag und Kultur. 2. Auflage. Berlin 1992, ISBN 3-89468-032-6.
  • Andreas Sternweiler (Hrsg.): Fotos sind mein Leben: Albrecht Becker, Lebensgeschichten 1. Berlin 1993, ISBN 3-86149-017-X.
  • Andreas Sternweiler (Hrsg.): Und alles wegen der Jungs. Pfadfinderführer und KZ-Häftling: Heinz Dörmer, Lebensgeschichten 2. Berlin 1994, ISBN 3-86149-030-7.
  • Andreas Sternweiler (Hrsg.): Frankfurt, Basel, New York: Richard Plant, Lebensgeschichten 3. Berlin 1996, ISBN 3-86149-048-X.
  • Andreas Sternweiler (Hrsg.): Liebe, Forschung, Lehre: Der Kunsthistoriker Christian Adolf Isermeyer, Lebensgeschichten 4. Berlin 1998, ISBN 3-86149-082-X.
  • Karl-Heinz Steinle: Die Geschichte der Kameradschaft die runde 1950 bis 1969. Berlin 1998, ISBN 3-86149-080-3.
  • Karl-Heinz Steinle: Der Kreis. Mitglieder, Künstler, Autoren. Berlin 1999, ISBN 3-86149-093-5.
  • Andreas Pretzel: Die Geschichte der Gesellschaft für Reform des Sexualrechts e.V. 1948–1960. Berlin 2001, ISBN 3-86149-086-2.

Einzelnachweise

  1. Postkarte des Schwulen Museums zum 25. Jahrestag

Weblinks

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