Seide (Gattung)

Seide (Gattung)
Seide
Nessel-Seide (Cuscuta europaea)

Nessel-Seide (Cuscuta europaea)

Systematik
Kerneudikotyledonen
Asteriden
Euasteriden I
Ordnung: Nachtschattenartige (Solanales)
Familie: Windengewächse (Convolvulaceae)
Gattung: Seide
Wissenschaftlicher Name
Cuscuta
L.

Seide oder auch Teufelszwirn (Cuscuta) ist eine über 200 Arten umfassende Pflanzengattung aus der Familie der Windengewächse (Convolvulaceae). Weitere deutsche Namen sind Jungfernhaar, Kletterhur und Hexenseide. Die Arten der Gattung sind weltweit verbreitet, sie ernähren sich parasitisch von anderen Pflanzen. Die Textilfaser Seide ist eine tierische Faser und hat mit den Pflanzen dieser Gattung nichts zu tun.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Vegetative Merkmale

Cuscuta spec., Garden of the Gods Wilderness, Shawnee National Forest, South Illinois, USA, 2000

Die Arten der Gattung Seide (Cuscuta) sind einjährige, kletternde Vollschmarotzer, die ohne Kontakt mit dem Boden auf den Wirtspflanzen wachsen. Über Haustorien, die sich entlang des Stängels bilden, sind sie mit dem Wirt verbunden und erhalten über ihn Nährstoffe. Ist der Wirt ausdauernd, können sie auch gelegentlich selbst ausdauernd wachsen. Die Stängel sind fadenartig, grünlich, gelb, orange oder rötlich gefärbt. Die eigentlich wechselständig stehenden Laubblätter sind so stark reduziert, dass sie nicht auszumachen sind oder nur als etwa 2 mm große Schuppen ausgeprägt sind.

Eine Wurzel besitzen die Pflanzen nicht. Lediglich nach dem Keimen des Samens wird noch eine reduzierte Wurzel ausgebildet. Nachdem der Keimling eine passende Wirtspflanze gefunden hat, verwelkt diese aber. Findet der Keimling innerhalb seiner ersten Tage keine Wirtspflanze, so stirbt er.

Blütenstände und Blüten

Cuscuta spec., Garden of the Gods Wilderness, Shawnee National Forest, South Illinois, USA, 2000

Meist sind die Blütenstände Zymen, die auch köpfchen- oder rispenförmig sein oder auch nur aus einer einzelnen Blüte bestehen können. Die Blütenstände können von bis zu drei Tragblättern begleitet werden.

Die Blüten sind zweigeschlechtlich, radiärsymmetrisch und meist vier- oder fünfzählig. Die meist mehr oder weniger cremeweiß gefärbten Kelchblätter sind teilweise miteinander verwachsen, stehen aber auf 2/5 bis 3/5 der Länge frei voneinander. Die Krone ist meist mehr oder weniger weiß; die Kronröhre ist becherförmig bis zylindrisch und kann unterhalb der Kronlappen mit einem Wulst oder horizontalen Rippen versehen sein. Der Kelch und oft auch die Krone sind an der Frucht beständig, wobei die Krone dann welkt.

Zwischen den Staubblättern befinden sich meist schuppenförmige Lappen, die aufrecht oder zurückgebogen sein können. Der Fruchtknoten ist oberständig, hat zwei Fruchtkammern mit je zwei Samenanlagen. Die zwei Griffel stehen meist frei voneinander und sind an der Frucht beständig, die zwei Narben sind meist kugelig geformt.

Früchte und Samen

Die Früchte sind kugel- bis eiförmige Kapseln, die nicht oder unregelmäßig aufspringen oder sich nur selten über einen Ringriss nahe der Basis öffnen. Zwischen den Griffeln kann sich eine unauffällige Öffnung befinden, in diesem Bereich sind die Früchte oftmals verdickt und/oder erhaben. Die Früchte enthalten einen bis vier Samen. Diese haben wenn sie gequollen sind eine papillöse Oberfläche, die beim Trocknen honigwabenartig wird.

Cuscuta spec., Garden of the Gods Wilderness, Shawnee National Forest, South Illinois, USA, 2000

Systematik

Äußere Systematik

Cuscuta ist die einzige parasitische Gattung in der Familie der Windengewächse. Frühere Bearbeiter haben das Taxon daher zum Teil in eine eigene Familie Seidengewächse (Cuscutaceae) gestellt. Nach der Systematik der „Angiosperm Phylogeny Group“ wird Cuscuta weiterhin innerhalb der Convolvulaceae geführt[1]. Neuere Untersuchungen mit Hilfe molekulargenetischer Methoden bestätigen diese Klassifizierung[2][3].

Innere Systematik

Zur Gattung Seide (Cuscuta) gehören über 200[4] Arten, die in drei Untergattungen eingeteilt werden. Die etwa 25 Arten der Untergattung Cuscuta charakterisieren sich durch zwei Griffel gleicher Länge, die vollständig frei voneinander stehen und konisch in langgestreckte Narben übergehen. Die größte Artenanzahl weist die Untergattung Grammica mit mindestens 135 bis 140 Arten auf. Die Arten besitzen zwei frei voneinander stehende, unterschiedlich lange Griffel, die in kurzen, oftmals kugelförmigen Narben enden. Die etwa neun Arten der Untergattung Monogyma besitzen teilweise oder komplett verwachsene Griffel mit kugelförmigen oder langgestreckten Narben. Die folgende Auswahl basiert auf [5] und [6], Abweichungen und Ergänzungen dazu sind mit Einzelnachweisen gekennzeichnet.

Quellen

Einzelnachweise

  1. P. F. Stevens (2001 onwards): Angiosperm Phylogeny Website. Version 7, May 2006.
  2. Ray Neyland: A phylogeny inferred from large ribosomal subunit (26S) rDNA sequences suggests that Cuscuta is a derived member of Convolvulaceae. In: Brittonia, Band 53, 2001. Seiten 108–115. doi:10.1007/BF02805402
  3. Stefanovic, S., Krueger, L. & R. G. Olmstead: Monophyly of the Convolvulaceae and circumscription of their major lineages based on DNA sequences of multiple chloroplast loci. In: American Journal of Botany, Band 89, 2002. Seiten 1510-1522.
  4. Mihai Costea: How many species of Cuscuta are out there?. In: Digital Atlas of Cuscuta (Convolvulaceae), online, abgerufen am 15. Dezember 2008
  5. Sasa Stefanovic und Mihai Costea: Reticulate evolution in the parasitic genus Cuscuta (Convolvulaceae): over and over again. In: Botany, Band 86, 2008. Seiten 791–808.
  6. Miguel A. Garciá und María P. Martín: Phylogeny of Cuscuta Subgenus Cuscuta (Convolvulaceae) Based on nrDNA ITS and Chloroplast trnL Intron Sequences. In: Systematic Botany, Band 32, Nummer 4, 2007. Seiten 899–916. doi:10.1600/06-59.1
  7. Mihai Costea, Ignacio García Ruiz und Mark Welsh: A new species of Cuscuta (Convolvulaceae) from Michoacán, Mexico. In: Brittonia. Band 60, Nummer 3, 2008. Seiten 235–239.
  8. Mihai Costea, Guy L. Nesom und Saša Stefanovic: Taxonomy of the Cuscuta pentagona Complex (Convolvulaceae) in North America. In: SIDA: Contributions to Botany, Band 22, Nummer 1, 2006. Seiten 151-175.
  9. a b Mihai Costea, Fiona Aiston und Saša Stefanovic: Species delimination, phylogenetic relationships, and two new species in the Cuscuta gracillima complex (Convolvulaceae). In: Botany, Band 86, 2008. Seiten 670–681.

Literatur

  • Mihai Costea & Sasa Stefanovic: Cuscuta (Convolvulaceae). In: The Jepson Manual, Flora of California, 2. Ausgabe, Berkeley University, CA, USA. Öffentlicher Entwurf, online. Abgerufen am 15. Dezember 2008.
  • Daniel L. Nickrent & Lytton J. Musselman: Introduction to Parasitic Flowering Plants. In: The Plant Health Instructor, 2004. DOI: 10.1094/PHI-I-2004-0330-01
  • Hans Christian Weber: Parasitismus von Blütenpflanzen. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1993, ISBN 3-534-10529-X
  • Hans Christian Weber: Schmarotzer: Pflanzen, die von anderen leben. Belser Verlag, Stuttgart 1978, ISBN 3-7630-1834-4

Weblinks

 Commons: Seide (Cuscuta) – Album mit Bildern und/oder Videos und Audiodateien

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