Seidenbuch

Seidenbuch

Seidenbuch ist ein im 18. Jahrhundert im Zusammenhang mit der Errichtung einer Glashütte entstandener Ort, der heute ein Stadtteil von Lindenfels in Hessen ist.

Inhaltsverzeichnis

Der Ortsname

Bereits im 16. Jahrhundert hieß das Gebiet am Krehberg „die seidenen Buchen“, bereits in den Lindenfelser Salbüchern des frühen 17. Jahrhunderts "Seidenbuch". Daraus leitet sich der Name der Ortschaft ab. Für das Wachstum von Buchen sind die Böden und die Lage des Seidenbuch-Waldes ideal. Die höchste gemessene Buche hatte eine Länge von 52 Metern. In dieser Gegend wachsen die höchsten Altbuchen Hessens.[1]

Der Ort selbst wurde 1782 gegründet.[2]

Die Lage

Seidenbuch liegt am Nordhang des Krehberg auf 434 m, das Neubaugebiet am Osthang auf 470 m Höhe im Geo-Naturpark Bergstraße-Odenwald, rund 8 km westlich der Stadtmitte von Lindenfels. Auf der 201 ha (hiervon 55 ha Wald) umfassenden Gemarkungsfläche leben 415 Einwohner (2006).

Die wirtschaftliche Entwicklung

Mit dem Bau einer Glashütte 1782 wurde der Ort Seidenbuch gegründet und eine wechselvolle wirtschaftliche Entwicklung begann. Um die Buchenholzressourcen der Gegend zu nutzen, bewarben sich zwei Manufakturbetreiber: Wolfgang Renner aus Wald-Michelbach wollte eine Waffenschmiede aufbauen und der Mannheimer Hofkellermeister Franz Friederich wollte eine Glashütte errichten. Letzterer erhielt am 15. Februar 1782 die Genehmigung zum Bau einer Glashütte. Es gab damals in der Kurpfalz keine andere Glashütte. In der Genehmigung heißt es: Franz Friedrich solle "alle arten von glas und glaswaaren besonders aber schlechtes grünes und schwartzes auch gemeines Weißes, von vorzüglicher güte und schönheit verfertigen". Was oft vergessen wird, der Kurfürst war zwar 1778 nach München gezogen, doch die Kurfürstin Elisabeth-Auguste residierte noch mit ihrem großen Hofstaat in Mannheim und Oggersheim. Doch bereits nach 18 Jahren musste die Glashütte wieder geschlossen werden, weil der Wald abgeholzt war und die kurpfälzische Verwaltung vor den nahenden Franzosen nach München floh.[2]

Im Oktober 1835 wurde die Ansiedlung (der Erbbestand) von den Peter Friedrich an Carl Neuhaus verkauft, der die Grundstücke bald darauf an die bis dahin oft landlosen Anwohner verkaufte. Weil die Bevölkerung große Not litt, wurden 1849 die Waldfelder angelegt, die heute das Neubaugebiet bilden. 1934 wurde die Gemarkung Seidenbuch mit dem Seidenbuchwald zu einer Gemarkung zusammengefügt.

Da Seidenbuch nur sehr wenig Ackerland hatte und auch heute noch hat, wurde im Wesentlichen Kleinstlandwirtschaft betrieben, die sich im Wesentlichen auf den Anbau von Kartoffeln und Getreide, sowie Schweine- und Ziegenhaltung beschränkte. Nur zwei Höfe besaßen Pferde, einige weitere Kühe. Im 19. Jahrhundert gab es mehrere Kleinbetriebe im Ort, so eine Woll-, eine Tuch- und eine Tabakfabrikation, einen Instrumentenbauer mit Namen Josef Tremper, eine Streichholzmacherei, Körbe wurden geflochten Stühle hergestellt und die Familie Fleischmann stellte exzellente Zimmerleute.

Nach Mitte des 19. Jahrhunderts spielte dann für einige Jahre der Bergbau mit dem Abbau von Graphit und Kupfer in Seidenbach eine wichtige Rolle. Mit dem Anlegen von Steinbrüchen im Seidenbuch-Wald kamen Fachkräfte aus dem Fichtelgebirge, aus Bayern und Italien nach Seidenbuch. Bis zum Zweiten Weltkrieg wurden viele der Steinbrüche wieder geschlossen.

Seidenbuch wurde 1925 an das Elektrizitätsnetz angeschlossen.[1]

Bevölkerungsentwicklung

Zur Zeit der Ortsgründung und dem Bestehen der Glashütte, lebten ca. 100 Einwohner in Seidenbuch. Um 1900 wurden 220 Einwohner gezählt. Mit der Anlage des Neubaugebietes in den "Waldfeldern" südlich von Seidenbuch nach 1960 erhöhte sich die Zahl auf 400.[3] Am 30. Juni 2006 zählte Seidenbuch 425 Einwohner.[4]

Einzelnachweise

  1. a b Begrsträßer Echo vom 9. Juni 2007, Bei den "seidenen Buchen"
  2. a b Bergsträßer Anzeiger vom 11. Juni 2007, Hälker M, Rückblick auf wechselvolle Geschichte
  3. Bergsträßer Anzeiger vom 9. Juni 2007, Hälker M,Josef Tremper - vom Tabakhausierer zum Schullehrer
  4. www.lindenfels.de, Lindenfels in Zahlen, abgerufen am 15. Dezember 2007

Weblinks

49.68848.7412

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Glattbach (Lindenfels) — Glattbach Stadt Lindenfels Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Seidenbach — Gemeinde Fürth (Odenwald) Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Knoden — Gemeinde Lautertal (Odenwald) Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Ortsteile in Hessen — Die nachfolgende Liste enthält Stadtteile und Ortschaften von Städten und Gemeinden in Hessen, für die es eigene Artikel gibt. Da bisher nicht alle Städte und Gemeinden abgearbeitet wurden, besitzt diese Liste keinen Anspruch auf Vollständigkeit …   Deutsch Wikipedia

  • Schannenbach — Gemeinde Lautertal (Odenwald) Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Lindenfels — Infobox Ort in Deutschland Art = Stadt image photo = Wappen = Wappen Lindenfels.png lat deg = 49 |lat min = 41 | lat sec = 0 lon deg = 8 |lon min = 47 | lon sec = 0 Lageplan = Bundesland = Hessen Regierungsbezirk = Darmstadt Landkreis =… …   Wikipedia

  • Breitenwiesen — Gemeinde Lautertal (Odenwald) Koordinaten …   Deutsch Wikipedia

  • Carl Philipp von Wrede — Carl Philipp Joseph von Wrede (seit 1814 Fürst von Wrede; * 29. April 1767 in Heidelberg; † 12. Dezember 1838 in Ellingen) war ein bayerischer Generalfeldmarschall und Diplomat. Inhaltsverzeichnis 1 Leben 2 Ehrungen …   Deutsch Wikipedia

  • Eulsbach — Stadt Lindenfels Koordinaten: 49 …   Deutsch Wikipedia

  • Krehberg — BW f1 Krehberg Höhe 576 m Lage Hessen, Deutschland Gebirge …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”