Carl Philipp von Wrede

Carl Philipp von Wrede

Carl Philipp Joseph von Wrede (seit 1814 Fürst von Wrede; * 29. April 1767 in Heidelberg; † 12. Dezember 1838 in Ellingen) war ein bayerischer Generalfeldmarschall und Diplomat.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Carl Philipp von Wrede, Lithographie von Franz Seraph Hanfstaengl, 1828

Wrede wurde als der Sohn von Ferdinand Joseph Wrede und dessen Gattin Katharina, geborene Freiin von Jünger, geboren, und zwar als das jüngste von dreizehn Kindern. Sein Vater war kurpfälzischer Regierungsrat und Landschreiber des Oberamtes Heidelberg; er wurde 1790 in den erblichen Adelsstand erhoben und 1791 in den kurbayerischen Reichsfreiherrenstand.

Nach Abschluss seines Studiums trat Carl Philipp Wrede 1787 die Stelle eines Hofgerichtsrates und Assessors beim Oberamt Heidelberg an. Bereits um 1785 trat er als Forstmeister in Lindenfels in Erscheinung, wo er dem Wirtsehepaar des Gasthauses "Zum römischen Kaiser" in Schlierbach einen Türsturz und zwei in der Glashütte in Seidenbuch hergestellte und geschliffene Henkelgläser mit derben Ausdrücken und den ältesten Darstellungen Odenwälder Tracht verehrt. Im Sommer 1792 erfolgte die Ernennung zum pfälzischen Landkommissär bei dem Truppencorps des österreichischen Feldzeugmeisters Fürst Hohenlohe, der in der Umgebung von Schwetzingen seine Truppen sammelte. Nach Ernennung zum Oberlandeskommissär war er für die am Rhein stehende österreichische Armee unter Wurmser zuständig und begleitete in dieser Funktion bis 1798 die Feldzüge gegen Frankreich. Am 18. Juni 1794 zum Titularoberst ernannt wurde Wrede wegen seiner in den Kriegen erworbenen Verdienste am 1. März 1798 zum Oberkriegskommissär in der Rheinpfalz ernannt. Am 28. Februar 1798 ernannte ihn Kurfürst Carl Theodor zum kurpfälzischen Obrist-Forstmeister. Am 19. August 1799 wurde er mit Wirkung vom 18. Juni 1794 zum wirklichen Oberst im Generalstab ernannt und erhielt sogleich den Auftrag, in der Rheinpfalz ein Freiwilligencorps auszuheben und in Einsatzbereitschaft zu versetzen. Hierzu stellte er ein eigenes Bataillon teils durch allgemeine Werbung auf, mit dem er am Feldzug gegen Frankreich 1799 sich an den Gefechten bei Obrigheim und Langenzell (4. November), bei Wimpfen (20. November) und bei Lobenfeld (3. Dezember) besonders durch persönliche Tapferkeit und taktisches Geschick auszeichnete. Dafür erhielt er am 11. Dezember 1799 das Kurpfalz-bayerische Militär-Ehrenzeichen.

Mit kurfürstlichen Erlass vom 30. März 1800 wurde Wrede zum Brigadier der rheinpfälzischen Brigade der Subsidientruppen mit Generalmajors-Gage ernannt, die der Division des Generallieutenant von Zweybrücken unterstellt war. In den Schlachten bei Meßkirch am 5. Mai 1800 und bei Memmingen am 10. Mai 1800 bewährte er sich in besonderem Maße, dass er am 14. Mai 1800 im Alter von 33 Jahren zum Generalmajor der Infanterie ernannt wurde. In der Schlacht von Hohenlinden am 3. Dezember 1800 versuchte Wrede mit seinen letzten Reserven, das Blatt noch zu wenden, musste jedoch erkennen, dass es auf dem Schlachtfeld nichts mehr zu gewinnen gab. So sammelte er die Reste seiner und der österreichischen Truppen und schlug sich durch die französischen Linien nach Dorfen durch. Nach Friedensschluss wurde er Mitglied der Kommission zur Neubildung der Armee unter dem Vorsitz von Herzog Wilhelm.

Im März 1801 wurde Wrede in diplomatischer Mission nach Wien entsandt, übernahm jedoch 1802 wieder seine pfälzische Brigade und besetzte das an Bayern gefallene Fürstbistum Würzburg. Dort blieb er bis März 1803 und übernahm in Ulm die schwäbische Brigade. Am 28. September 1804 wurde er zum Generallieutenant befördert. Beim Ausbruch des Feldzugs gegen Österreich 1805 war er Vize-Kommandeur des bayerischen Armeekorps bestehend aus sechs Brigaden, den Oberbefehl hatte Generallieutenant von Deroy inne. Am 11. Oktober 1805 überraschte er starke Vorposten des österreichischen Generals Kienmayer und nahm den Großteil gefangen. Am nächsten Tag zog er in das von den österreichischen Truppen verlassene München ein und wurde von der Stadtbevölkerung stürmisch begrüßt. Nach kurzem Aufenthalt verfolgte er die Österreicher mit ca. 240 Berittenen aus dem 1. Dragoner- und 3. Cheveaulegers-Regiment bis zur Erschöpfung von Pferden und Männern und brachte mehrere hundert Gefangene, Pferde und Gepäck ein. Wegen einer Verwundung von Deroys am 2. November 1805 übernahm Wrede gemäß Armeebefehl vom 13. November 1805 das Kommando über das bayerische Armeekorps. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit stellte er in der verlorenen Schlacht bei Iglau (2. bis 5. Dezember 1805) gegen Erzherzog Ferdinand sein militärisches Können unter Beweis. Nach Friedensschluss wurde er zum Kommandeur der in Schwaben, während der Abwesenheit von Deroy auch der in Tirol und Bayern stationierten bayerischen Truppen. Mit Armeebefehl vom 1. März 1806 wurde ihm das Großkreuz des Militär-Max-Joseph-Orden verliehen.

Am Feldzug 1806 konnte Wrede wegen einer Erkrankung zunächst nicht teilnehmen, sondern traf erst am 4./5. April 1807 bei seiner 2. Division, die seit Anfang März bis dahin von Kronprinz Ludwig geführt wurde, in Pultusk ein. Während des am 16. Mai stattfindenden Gefechts bei Poplawi zeichnete er sich wiederum in besonderem Maße aus. Nach Rückkehr wurde ihm mit Armeebefehl vom 24. Dezember 1807 das Generalkommando in Schwaben mit Sitz in Augsburg übertragen. Während der Feldzüge 1809 eroberte er am 29. April Salzburg, wo er über 500 Mann, davon 13 Offiziere, gefangen nahm und ihm bedeutende Vorräte in die Hände fielen. Von Salzburg aus wirkte er unter dem Oberbefehl des französischen Generals Lefebvre an der Unterwerfung Tirols mit und marschierte am 19. Mai 1809 in Innsbruck ein. Am 23. Mai 1809 erhielt er Befehl, mit seiner 2. Division in Eilmärschen in Richtung Wien zu verlegen. In der Schlacht bei Wagram am 6. Juli 1809 erlitt er durch einen Streifschuss mit einer Kanonenkugel solche Verletzungen, dass er ins Lazarett verbracht werden musste. Nach dem Frieden von Schönbrunn (14. Oktober 1809) unternahm er einen weiteren Feldzug in Tirol und besetzte am 1. November 1809 zum zweiten Male Innsbruck, erstürmte tags darauf den Berg Isel und wirkte an der Niederschlagung des Tiroler Volksaufstandes mit. Als ihm schon am 15. August 1809 durch Napoleon der erbliche Grafenstand verliehen wurde, erhielt er mit Armeebefehl vom 14. Juli 1810 auch die Bewilligung, die Grafenwürde anzunehmen. Am 1. Januar 1811 erfolgte die Ernennung zum General der Kavallerie.

Während des Krieges gegen Russland führte Wrede die 2. bayerische Division, mit der er im März 1812 aufbrach. Nach den schweren, verlustreichen Kämpfen bei Poloczk an der Düna (16. bis 22. August 1812) und dem Tode von Deroys übernahm er auch den Oberbefehl über dessen Division. Von 18. bis 20. Oktober 1812 kam es erneut zu Gefechten bei Poloczk und zur Räumung der Stadt, dann führte er sein vor allem durch Krankheiten auf ca. 3800 zusammengeschmolzenes Korps nach Wilna (9. Dezember 1812). Das bayerische Kontingent befand sich bereits in Auflösung, als Wrede mit etwa 300 Mann und 20 Chevaulegers eine Arrieregarde bildete, die am Niemen während des 12. Dezembers 1812 vollständig aufgerieben wurde. Mit den aus Bayern eintreffenden Ersatztruppen stellte er bei Plozk ein neues Armeekorps auf (29. Dezember 1812), kehrte jedoch nach Bayern zurück. Hier stellte er im Juli 1813 ein Korps von 20.000 Mann auf, marschierte am 13. August zum Inn und ging bei Braunau in Stellung.

Nach dem Vertrag von Ried (8. Oktober 1813), der das Königreich Bayern nicht zuletzt auf Betreiben Wredes in die Allianz gegen Napoleon brachte, zog er mit seiner bayerisch-österreichischen Armee von etwa 50.000 Mann an den Main. In den Gefechten bei Hanau (28. bis 31. Oktober 1813) musste er Napoleon das Schlachtfeld überlassen und wurde am 31. Oktober durch eine Flintenkugel schwer verletzt. Aus dem Lazarett entlassen traf er unverzüglich am 13. Dezember 1813 wieder bei seinem Armeekorps bei Emmendingen ein und führte es nun gegen Frankreich. Nachdem er sich bei den Gefechten bei Brienne und Rosnay-l'Hospital (1. und 2. Februar 1814), bei Bar-sur-Aube (27. Februar 1814) und Arcis-sur-Aube (20. und 21. März 1814) wiederum besonders ausgezeichnet hatte, wurde er mit Armeebefehl vom 7. März 1814 zum Feldmarschall erhoben. Zudem wurde ihm am 9. Juni 1814 der Fürstentitel verliehen und die fürstliche Herrschaft Ellingen überlassen. Nach dem Krieg hatte er den Auftrag, die Verhältnisse in den vom Königreich Bayern erworbenen Gebiete um Würzburg und Aschaffenburg zu regeln. Im September 1814 reiste Wrede zum Kongress in Wien, um dort die Interessen Bayerns zu vertreten. Nach der Rückkehr Napoleons von Elba führte er 1815 als Oberkommandierender die bayerische Armee Richtung Frankreich, wartete aber am Rhein noch auf Verstärkung durch ein russisches Armeekorps. Erst am 23 Juni, also nachdem die Entscheidung bei Waterloo bereits gefallen war, rückten die Bayern weiter vor und vertrieben bei Saargemünd schwache französische Grenzsicherungseinheiten. Auch zum Einmarsch in Paris kamen Wredes Truppen drei Tage zu spät. Am 28. November 1815 wurde er zum Generalinspekteur der Armee und der Festungen ernannt.

Wrede profilierte sich nach 1815 politisch als Vertreter einer konservativen, konstituellen Monarchie. Nach dem von ihm mitbetriebenen Sturz des Grafen Montgelas arbeitete er als Minister ohne Portefeuille (Geschäftsbereich) an der Verfassung von 1818 wesentlich mit. Mit der Eröffnung der Ständekammer im selben Jahr wurde er zum ersten Präsidenten der Kammer der Reichsräte ernannt und behielt diese Stelle bis zu seinem Tode.

Bronzestandbild in der Münchener Feldherrnhalle

Nach dem Hambacher Fest kommandierte Wrede ein 8.000 Mann starkes Armeekorps, das Ruhe und Ordnung in der Pfalz wiederherstellen sollte. Am 26. September 1822 wurde ihm die oberste Leitung der Armee-Angelegenheiten übertragen. Am 19. Oktober 1822 erfolgte die Ernennung zum Großkanzler des Militär-Max-Joseph-Orden. Die großen Manöver bei Ingolstadt 1823 und bei Nürnberg 1824 leitete Wrede persönlich und ließ die Erkenntnisse in Vorschriften einfließen. Am 29. April 1831 wurde er Inhaber des 9. Linien-Infanterie-Regiments mit der Maßgabe, dass das Regiment künftig die Bezeichnung "Wrede" zu führen habe.

Ehrungen

Orden und Ehrenzeichen

Adel

  • 1809 Französischer erblicher Grafenstand (Verleihung durch Napoleon am 15. August 1809)
  • 1810 Bayerische Bewilligung, diese Grafenwürde anzunehmen (gemäß Armeebefehl vom 14. Juli 1810)
  • 1814 Verleihung des Fürstentitels und der fürstlichen Herrschaft Ellingen ( am 9. Juni 1814)

Sonstige

Pressestrafverfahren Bayern gegen Arndt

In der auslaufenden Reaktionsära beschuldigte Ernst Moritz Arndt, welcher bereits während der napoleonischen Kriege gegen Wrede polemisiert hatte,[1] diesen posthum in dem Buch Auf meinen Wanderungen und Wandelungen mit dem Reichsfreiherrn Heinrich Karl Friedrich von Stein (Berlin 1858, S. 218-219) der Plünderung. Wrede habe zu Zeiten der bayerisch-napoleonischen Allianz seinen Soldaten, die Arndt der "Rohheit, Zuchtlosigkeit und Plünderungssucht" bezichtigt, "nicht nur vieles nachgesehen sondern ihnen auch selbst das böseste Beispiel gegeben," indem er im schlesischen Oels "ganz nach französischer Marschallsweise bei seinem Abzuge alles herzogliche Schloßsilber mit zu seinem Feldgepäck [habe] legen lassen." Dies hätte wiederum den Freiherrn vom Stein veranlasst, ein Gasthaus nahe Frankfurt am Main beim Eintreffen Wredes mit der Bemerkung zu verlassen: "Mit einem solch verfluchten Räuber sitze ich nicht in demselben Zimmer!" Noch im Erscheinungsjahr des Buches wurde Arndt für diese Passagen wegen Verleumdung der bayerischen Armee vor das Schwurgericht Zweibrücken geladen, wo der 89jährige aber nicht erschien und in contumaciam zu einer Gefängnis- und Geldstrafe verurteilt wurde. In den Folgejahren erschienen aufgrund dieses sogenannten Pressestrafverfahrens eine Reihe von meist zeitschriftlichen Publikationen, in denen die Autoren entweder Arndt oder Wrede zu entlasten versuchten.

Fußnoten

  1. So schrieb Arndt in seinem 1814 erschienenen Buch Blick aus der Zeit auf die Zeit, S. 39: "Statt dessen fordert Baiern, wo es bitten, pocht es, wo es schweigen, trotzt es, wo es sich beugen sollte, und sein sogenannter Fürst-Feldmarschall Wrede, den wir durch seinen Prunk, seinen Uebermuth und seine Habsucht immer nur als einen französischen Marschall gekannt haben und durch die schlechte und schülerhafte Ordnung der Schlacht bei Hanau wahrlich nicht als einen Feldherrn haben kennen lernen, tritt wie der miles gloriosus des Plautus mit gewaltigen spanischen Schritten auf, und will es mit der Frechheit abmachen, [...]"

Siehe auch

Literatur

  • Schrettinger (Ordensarchivar), "Der Königlich Bayerische Militär-Max-Joseph-Orden und seine Mitglieder", München, 1882
  • Hasso Dormann, Feldmarschall Fürst Wrede - Das abenteuerliche Leben eines bayerischen Heerführers, München 1982 ISBN 3799161627
  • Karl Theodor von Heigel: Wrede, Karl Philipp Fürst von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 44, Duncker & Humblot, Leipzig 1898, S. 246–252.



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