- Senatus consultum ultimum
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Der lateinische Begriff senatus consultum ultimum (letzter Beschluss des Senats, kurz SCU) bezeichnet den Staatsnotstand in der späten römischen Republik, verhängt durch den Senat.
Der Beschluss bevollmächtigte die beiden Consuln, alles zu unternehmen, um Schaden vom Staat abzuwenden („Videant consules, ne quid res publica detrimenti capiat“; deutsch „Mögen die Konsuln zusehen, dass der Staat keinen Schaden nehme“). Die Vollmachten werden bei Sallust in De coniuratione Catilinae 29,3 beschrieben. Die Reichweite der Vollmacht entsprach nicht der des regulären Ausnahmeamtes, der Diktatur.
Zwar waren Gewaltanwendungen, Hinrichtungen römischer Bürger ohne Gerichtsurteil und Truppenaushebungen möglich, andererseits schützte das SCU nicht vor späterer Anklage, da die Popularen die Rechtmäßigkeit dieses eigens zu ihrer Bekämpfung eingerichteten Notstands nie anerkannten. So wurde Lucius Opimius, der sich als erster auf einen solchen Beschluss vom Jahre 121 v. Chr. hatte berufen können, als Mörder des Gaius Gracchus angeklagt, von diesem Vorwurf jedoch freigesprochen; weniger Glück hatte Marcus Tullius Cicero, der für die Hinrichtung der Anhänger von Lucius Sergius Catilina in die Verbannung geschickt wurde.
Überlieferte Anwendungsfälle
Es gibt insgesamt 14 unumstritten überlieferte senatus consulta ultima, ein in der Fachwelt umstrittenes und zwei zwar überlieferte, aber nicht historische.
Die 14 gesicherten SCU:
- 121 v. Chr. gegen Gaius Sempronius Gracchus und Fulvius Flaccus[1]
- 100 v. Chr. gegen Lucius Appuleius Saturninus und Gaius Servilius Glaucia[2]
- 83 v. Chr. gegen Lucius Cornelius Sulla Felix
- 77 v. Chr. gegen Marcus Aemilius Lepidus
- 63 v. Chr. gegen Lucius Sergius Catilina[3]
- 62 v. Chr. gegen Metellus Nepos
- 52 v. Chr. wegen des Tumultes nach der Tötung des Publius Clodius Pulcher
- 49 v. Chr. gegen Gaius Iulius Caesar
- 48 v. Chr. gegen Marcus Caelius Rufus
- 47 v. Chr. gegen Trebellius und Publius Cornelius Dolabella
- 43 v. Chr. gegen Marcus Antonius
- 43 v. Chr. gegen Octavianus
- 43 v. Chr. für Octavianus als Rücknahme des vorherigen und als Huldigung für ihn
- 40 v. Chr. als Vorgeplänkel zur Verurteilung des Quintus Salvidienus Rufus Salvius
Plutarch überliefert ein senatus consultum ultimum für das Jahr 133 v. Chr. gegen Tiberius Gracchus[4], das von der Forschung als nicht historisch angesehen wird. Für gänzlich fiktiv werden die bei Livius genannten senatus consulta ultima der Jahre 464 v. Chr. und 384 v. Chr. angesehen.
Anmerkungen
- ↑ Plut. C. Gracchus 14.1-2.
- ↑ De viris illustribus 73.10.
- ↑ Plut. Cicero 22.
- ↑ Plut. Ti. Gracchus 19.3.
Literatur
- Jochen Bleicken: Die Verfassung der Römischen Republik, 6. Auflage, Paderborn 1993, S. 115ff.
- Antonio Guarino: "Senatus consultum ultimum", in: Sein und Werden im Recht. Festgabe für Ulrich von Lübtow, Berlin 1970, S. 281ff.
- Andrew Lintott: Violence in Republican Rome, Oxford 1999.
- Siegfried Mendner: Videant consules, in: Philologus 110:3/4 (1966), S. 258ff.
- Theodor Mommsen: Römisches Staatsrecht, Dritter Band, 2. Teil, Tübingen 1888, S. 1240-1251.
- Wilfried Nippel: Aufruhr und "Polizei" in der römischen Republik, Stuttgart 1988, S. 83-85.
- Jürgen Baron Ungern-Sternberg von Pürkel: Untersuchungen zum spätrepublikanischen Notstandsrecht. Senatusconsultum ultimum und hostis-Erklärung. München 1970
- Gerhard Plaumann: Das sogenannte Senatus consultum ultimum, die Quasidiktatur der späteren römischen Republik, Klio 13 (1913), S. 321ff.
- Kurt Raaflaub: Dignitatis contentio. Studien zur Motivation und politischen Taktik im Bürgerkrieg zwischen Caesar und Pompeius (Vestigia 20), München 1974, S. 72-99.
- Bernd Rödl: Das Senatus Consultum Ultimum und der Tod der Gracchen. Bonn 1969
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