Seneferka

Seneferka
Namen von Seneferka
Skizze
Schieferfragment mit dem Horusnamen des Seneferka [1]
Horusname
G5
s nfr kA
Srxtail2.svg
Se-nefer-ka
S-nfr-k3
Der sein Ka vervollkommnet [2]
G5
nfr s kA
Srxtail2.svg
Nefer-se-ka
Nfr-s-k3

Seneferka (eigentl. Hor Se-nefer-ka), auch Nefersieka, war der Horusname eines kaum belegten altägyptischen Königs (Pharaos) in der Frühdynastischen Epoche Ägyptens, dessen genauere zeitliche Einordnung umstritten ist.

Inhaltsverzeichnis

Zum Namen

Seneferkas Name ist Gegenstand verschiedener Lesungen und Interpretationen, da voneinander abweichende Schreibweisen seines Namens in königlichen Serechs vorliegen. So liest ihn beispielsweise Zahi Hawass als Nefer-Sieka.[3] Toby Wilkinson[4] und Wolfgang Helck hingegen lesen „Sneferka“.[2]

Belege

Der Herrscher ist bislang nur durch eine geringe Anzahl von Steingefäßen bekannt. Seneferkas Inschriften finden sich hauptsächlich auf Schiefer- und Alabasterschalen, von denen eine aus dem Grab des Merka in Sakkara stammt, der wiederum unter Qaa datiert.[5] Eine zweite wurde im Djoserkomplex gefunden und eine dritte stammt aus der Georges-Michailidis-Sammlung. Seneferkas Name erscheint auf dem letztgenannten Artefakt ohne Horusfalke und eine Echtheit wird von Fachleuten angezweifelt.[6] In einer im Jahr 2005 gefundenen Mastaba in Sakkara soll Seneferkas Name mehrmals erscheinen, doch wurden die Befunde bisher nicht veröffentlicht.[3]

Forschung

Gefäßfragment aus Alabaster mit dem Namen des Seneferka[7]

Die neben Seneferkas Serechs befindlichen Texte nennen Namen von Institutionen, die auch für König Qaa, dem wahrscheinlich letzten Herrscher der 1. Dynastie, belegt sind, nämlich „Göttlicher Palast“ (ägypt. ah-netjer) und „Erhebungen der Götter“ (ägypt. qau-netjeru). Daraus schließt zum Beispiel Peter Kaplony, dass eine zeitliche Nähe zu Qaa anzunehmen sei. Er vermutet, dass Seneferka entweder für sehr kurze Zeit noch vor Qaa regierte oder dass es sich bei Seneferka um einen zweiten Horusnamen von Qaa gehandelt haben könnte, den dieser nur eine sehr kurze Zeit trug.[8]

Des Weiteren gibt es zwei Gefäßbruchstücke mit dem Namen eines nicht näher bekannten „König Vogel“, der vermutlich in dieselbe Regierungszeit fällt wie Seneferka. Nach Wolfgang Helck und Peter Kaplony könnte es zwischen Vogel und Seneferka zu Thronstreitigkeiten gekommen zu sein, die darin gipfelten, dass der Königsfriedhof von Abydos geschlossen und sogar öffentlich geplündert wurde.[9] Entsprechende Spuren und Funde wurden von Walter Bryan Emery entdeckt. Dies würde auch erklären, warum einerseits Herrscherauflistungen auf Steingefäßen abrupt mit Qaa enden und zum Anderen das königliche Begräbnis nach Sakkara verlegt wurde.[10] Der Begründer der 2. Dynastie und mutmaßliche Nachfolger von Seneferka, Hetepsechemui, ging vielleicht mit militärischer Gewalt gegen die beiden Herrscher vor, triumphierte und ließ mindestens das Grab des Qaa wieder herrichten.[11] Diese Vermutung wird unterstützt durch den Horusnamen des Hetepsechemui. Dieser hatte seinen Namen betont beiden Landeshälften von Ägypten gewidmet, laut George Reisner und Dietrich Wildung hätte er keinen Grund dazu gehabt, wäre der Übergang von erster zu zweiter Dynastie tatsächlich reibungslos verlaufen.[12] Wolfgang Helck wirft ergänzend ein, dass Seneferka und „Vogel“ offenbar aufgrund ihrer Illegimität aus den späteren Aufzeichnungen verbannt wurden, da deren Machtkämpfe die Dynastie zugrunde gehen ließen.[2]

Kim Ryholt ist überzeugt, Seneferka könnte zwischen Ninetjer und Chasechemui geherrscht haben, sein Name sei in späteren Königslisten (außer in Abydos) unter den Kartuschennamen Neferkare I. beziehungsweise Aaka aufgeführt. Er weist darauf hin, dass Schreiber der ramessidischen Epoche die Angewohnheit hatten, bei Königsnamen früher Dynastien, die ähnlich aufgebaut waren wie jene zu deren Lebzeiten, die Sonnenscheibe des Re hinzuzufügen, obwohl ihnen hätte bekannt sein müssen, dass dies in so früher Zeit gar nicht üblich war, zumal der Sonnengott Re erst während der 3. Dynastie zur eigenständigen Gottheit erhoben wurde.[13]

In ganz ähnliche Richtung tendiert auch Aidan Dodson, der Seneferka eine regelrechte Blitzherrschaft von nur wenigen Monaten zuspricht und ihn zwischen Ninetjer und Chasechemui wähnt. Er verweist dabei auf die Gefäßfragmente mit Seneferkas Namen, deren Beschriftungen offenbar fast alle auf „Rasur“ angebracht wurden. Seneferka soll demnach die Gefäße des Qaa usurpiert und dessen Namen durch seinen eigenen ersetzt haben. Dieser Umstand belegt laut Dodson einen deutlich späteren Regierungszeitpunkt für Seneferka als bislang angenommen.[14]

Toby Wilkinson weist ebenfalls auf die Gefäßrasuren und Seneferkas Abwesenheit in ramessidischen Königslisten hin, mag sich aber nicht so recht festlegen, ob Seneferka ein tatsächlicher Usurpator oder lediglich der Alternativname von Qaa gewesen ist.[4]

Siehe auch

Literatur

  • Walter Bryan Emery: Great tombs of the First Dynasty – Excavations at Saqqara, Bd. 3. Gouvernment Press, London 1958
  • Toby Wilkinson: Early Dynastic Egypt. Routledge, London 1999, ISBN 0-415-18633-1
  • Peter Kaplony: Steingefäße mit Inschriften der Frühzeit und des Alten Reiches, Bd. 1. Monumenta Aegyptiacae, Brüssel 1968
  • Peter Kaplony: ??? In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Institut Kairo 20, de Gruyter, Berlin 1965
  • Peter Kaplony: Kleine Beiträge zu den Inschriften der ägyptischen Frühzeit. In: Wolfgang Helck: Lexikon der Ägyptologie. 3.Bd., Harassowitz, Wiesbaden 1986, ISBN 978-3-447-02662-8
  • Wolfgang Helck: Geschichte des Alten Ägypten. Brill, Leiden 1981, ISBN 978-90-04-06497-3
  • Peter Kaplony: „Er ist ein Liebling der Frauen“ – Ein „neuer“ König und eine neue Theorie zu den Kronprinzen sowie zu den Staatsgöttinnen (Kronengöttinnen) der 1./2. Dynastie. In: Manfred Bietak: Ägypten und Levante. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2006, ISBN 978-3-7001-6668-9
  • Dietrich Wildung: Die Rolle ägyptischer Könige im Bewußtsein ihrer Nachwelt. I.Kapitel: Posthume Quellen über die Könige der ersten vier Dynastien. Münchener Ägyptologische Studien Bd.17, Deutscher Kunstverlag, München 1969
  • Nabil Swelim: Horus Seneferka: an essay on the fall of the First Dynasty. Archaeological Society, London 1974

Einzelnachweise

  1. vergl. Lacau-Lauer: Pyramide Degrees, IV. Band, S. 15–17, Abb. 86
  2. a b c Wolfgang Helck: Untersuchungen zur Thinitenzeit. Seite 117.
  3. a b New Discovery from Dynasty 1
  4. a b Toby Wilkinson: Early Dynastic Egypt. S.69.
  5. Walter Brian Emery: Great tombs of the First Dynasty, S. 38, Abb. 1.
  6. Lacau-Lauer: Pyramide Degrees, IV. Band, S.15 - 17.
  7. Peter Kaplony: Steingefäße mit Inschriften der Frühzeit und des Alten Reiches. S.13.
  8. Peter Kaplony: Zeitschrift für Ägyptische Sprache und Altertum 88. Akademie, Berlin 1962, ISSN 0044-216X, S. 159-173.
  9. Wolfgang Helck: Geschichte des Alten Ägypten. S. 39.
  10. Walter Bryan Emery: Great Tombs, III. Band; S. 28–31.
  11. Peter Kaplony: „Er ist ein Liebling der Frauen“, S. 126–127.
  12. Dietrich Wildung: Die Rolle ägyptischer Könige im Bewußtsein ihrer Nachwelt. S. 36–41.
  13. Kim Ryholt: King Seneferka in the King-lists and His Position in the Early Dynastic Period. In: Journal of Egyptian History 1. Brill, Leiden 2008, ISSN 1874-1657, S. 159–173.
  14. Aidan Dodson: The Mysterious Second Dynasty In: KMT - A Modern Journal of Ancient Egypt Nr.7. Kmt Communications, San Francisco 1996, ISSN 1053-0827, S. 19-31.


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