- Hieroglyphenkartusche
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Mit dem Ausdruck Hieroglyphenkartusche, auch Pharaonen- oder Königskartusche, bezeichnet man die in der ägyptischen Hieroglyphenschrift benutzte ovale Seilschleife, die den Namen des Königs (Pharao) gleichsam schützend umgibt.
Inhaltsverzeichnis
Herkunft der Bezeichnung
Die Bezeichnung Kartusche steht für die elliptische Linie, welche die Ägypter seit dem Alten Reich (ältester Beleg: König Nebka) um den Eigennamen und den Thronnamen ihrer Könige (Pharaonen) zogen. Seit Ende des Mittleren Reiches werden auch vereinzelt die Namen von Königinnen und Prinzessinnen in Kartuschen geschrieben. Im Neuen Reich wird das bei Namen von Königinnen zur Regel.
Die Herkunft der Bezeichnung ist nicht eindeutig geklärt. Entweder wurde sie von im Barock üblichen Umrahmungen entlehnt oder nach anderen Quellen während der Ägyptischen Expedition Napoleons von seinen Soldaten eingeführt, die sich durch diese Darstellungsweise der Königsnamen an ihre kleinen Pulverbehälter, den sogenannten cartouches erinnert fühlten, die sie für die Treib- und/oder Zündladungen ihrer damaligen Vorderladergewehre verwendeten. Anschließend hat sich diese Bezeichnung auch in der Ägyptologie durchgesetzt.
Kartuschenform
Hieroglyphenkartuschen
der Schen-Ring
Die Kartuschenform, ursprünglich wohl aus dem „Schen-Ring“ entstanden, eine Seilschleife mit überlappenden Enden, dem altägyptischen Symbol für Ewigkeit beziehungsweise Unendlichkeit und Schutz, entwickelte sich mit der Länge des jeweiligen Königsnamen bis zu einer mehr langgezogenen, elliptischen Form.
Aus besonders detaillierten Darstellungen wird deutlich, dass die Kartuschenlinie eigentlich aus einer doppelten Schnur besteht, die als Seilschleife um den Königsnamen gelegt und am Ende mit einem Knoten versehen ist. In eher schematischer Darstellung erscheint der Knoten wie ein im Winkel von 90° zur Kartuschenlängsachse platzierter Balken, der in seiner Länge etwa der Kartuschenbreite entspricht. Die Namenshieroglyphen im Inneren der Kartusche begannen stets auf der diesem Balken gegenüberliegenden Seite. Die gesamte Kartusche konnte sowohl vertikal (senkrecht) wie auch horizontal (waagerecht) dargestellt werden, wobei sich bei letzterer Art der Kartuschenanfang entweder auf der rechten oder auch auf der linken Seite befinden konnte. Bei einer solchen Darstellungsweise sind die Köpfe bestimmter, in der Kartusche enthaltenen Hieroglyphen in ihrer Blickrichtung gegebenenfalls auch auf diesen Textanfang ausgerichtet.
Bedeutung für die Ägypter
Die den Namen vollständig umschließende Kartusche soll einen Schutz durch Umkreisung darstellen. Der Name des Königs stand dabei für die Welt, die von der Sonne umkreist wurde, wodurch die universelle Macht des Sonnengottes und somit auch die des Königs symbolisiert werden sollte.
Bedeutung für die Forschung
Die Kartuschen waren bei der Hieroglyphenentzifferung besonders hilfreich, da man immer vermuten konnte, dass die Zeichen innerhalb der Kartusche den Namen eines Königs darstellen würden und eben diese Königsnamen auch aus griechischen Quellen bekannt waren.
Literatur
- Jürgen von Beckerath: Handbuch der ägyptischen Königsnamen. Münchner Ägyptologische Studien. Bd. 49. Philipp von Zabern, Mainz 1999, ISBN 3-8053-2591-6
- Hans Bonnet: Lexikon der ägyptischen Religionsgeschichte. Nikol-Verlag, Hamburg 2000, ISBN 3-937872-08-6
- Alberto Siliotti: Das Tal der Könige. Archäologischer Reiseführer. Karl Müller Verlag, Köln 2001, ISBN 88-8095-602-7
Weblinks
Commons: Hieroglyphenkartuschen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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