- Serge Mallet
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Serge Mallet (* 1927; † 1973) war ein französischer Soziologe und Politiker, der international bekannt ist durch seine Studien zur Sociologie du Travail (Soziologie der Arbeit).
Mallet entstammte einer Handwerkerfamilie von der Gironde, nahm an der Résistance teil und war Anhänger der PCF. 1956 trennte er sich von der Partei und half die PSU mitzubegründen, in deren ersten Nationalvorstand er 1965 gewählt wurde.
Er war Mitarbeiter des Nouvel Observateur und der Revue Arguments; außerdem veröffentlichte er Beiträge in Esprit, Les Temps Modernes und weiteren linksgerichteten Zeitschriften.
Inhaltsverzeichnis
Die neue Arbeiterklasse
Schon für Alain Touraine stellte 1958 einen Einschnitt dar, von der wirtschaftlichen Expansionsphase 1950-1958 hin zum Übergang Frankreichs zum „organisierten Kapitalismus“ (Herbert Marcuse) durch den Machtantritt des Gaullismus. Der Mai 1968 war dann die erste sozialistische Reaktion auf diese Entwicklung.
In mehreren betriebssoziologischen Untersuchungen stellt Mallet Zusammenhänge zwischen technologischem Entwicklungsstand der eingesetzten Produktionsweise und der Mentalität der Beschäftigten fest. Neben der herkömmlichen Differenz zwischen blouse bleu und blouse blanche findet er in technisch entwickelten Betrieben eine junge technische Intelligenz, die sich für technische Rationalität begeistert und daher die Forderung nach Mitbestimmung am Arbeitsplatz stellt. Von daher analysiert und begründet Mallet die unterschiedliche Aktions- und Protestbereitschaft der einzelnen Schichten der Arbeiterklasse.
Nach dem Urteil von Anthony Giddens[1] hatten die Ereignisse des Mai 1968 die Hoffnungen beflügelt, dass die Arbeiterklasse durch eine revolutionäre Aktion das Ende des Kapitalismus herbeiführen werde. Die Wirklichkeit sei aber prosaischer: Es gebe spezifische Faktoren, die Frankreich wie auch Italien in der gesellschaftlichen Entwicklung von derjenigen anderer kapitalistischer Gesellschaften unterschieden. Es überrasche demnach wenig, dass Frankreich und Italien eine Reihe anregender marxistischer Theoretiker hervorgebracht haben; es überrasche indes ebenso wenig, dass deren Theorien weniger einleuchteten, wenn sie zum Beispiel auf die Verhältnisse in den Vereinigten Staaten angewandt würden.
Werke
- Die neue Arbeiterklasse; übersetzt von Thomas Hartmann. Luchterhand, Neuwied 1972, SL 59 (La nouvelle classe ouvrière, Seuil, Paris 1963; 4. Aufl. 1969; engl. The New Working Class, Nottingham 1975)
- Paysans contre le Passé
- Le Gaullisme et la Gauche
- Le pouvoir ouvrier, Éditions Anthropos, 1971
Literatur
- Dick Howard: Serge Mallet’s Essays on the New Working Class (editor and translator with Dean Savage). Telos Press, St. Louis 1975
- Frank Deppe (Hrsg.): Die neue Arbeiterklasse. Technische Intelligenz und Gewerkschaften im organisierten Kapitalismus. Texte von Manuel Bridier, Serge Laurent, Jacques Leenhardt, Serge Mallet, Ernest Mandel, Joe Metzger, Alain Touraine und eine Diskussion über Gewerkschaften. Europäische Verlagsanstalt, Frankfurt am Main 1970.
- Gérard Adam: Où en est le débat sur la nouvelle classe ouvrière? Fondation nationale des sciences politiques, centre d’études et de recherches internationales, 1968
- Heinz Abosch: Aristokraten der Arbeiterklasse? In: Die Zeit, Nr. 15/1973
Weblinks
- Gordon Marshall: Sociologie du Travail
Einzelnachweise
- ↑ Anthony Giddens: The Class Structure of the Advanced Societies. 1. Aufl. Hutchison University Library, London 1973, ISBN 0-09-116881-3, S. 20f.
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