- Serikultur
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Die Serikultur ist der gesamte Prozess der Seidenproduktion mit seinen Bestandteilen Seidenraupenzucht, Anbau und Pflege der Maulbeerkulturen und Verarbeiten der Kokons zu Rohseide.
Die Serikultur hat ihren Ursprung in China, wo Seide bereits um 2800 v. Chr. produziert worden sein soll. Heute ist China der weltgrößte Produzent von Rohseide. Die größte Bedeutung unter den seidenspinnenden Insekten kommt dem Echten Seidenspinner (Bombyx mori L.) zu. 95 % der Naturseide werden von diesem gewonnen. Als Seide werden die Fasern aus der Mittelschicht des Kokons der Larven von Bombyx mori L. bezeichnet.
Die Seidenraupen sind monophag. Sie fressen ausschließlich Blätter der Maulbeerbäume (Morus alba und andere Varietäten). Am Beginn der Seidenproduktion steht zunächst der Anbau der Maulbeerkultur. Weitere wichtige Bestandteile sind die Produktion der Eier, gewonnen von speziellen Zuchttieren des Seidenspinners, die Betreuung einzelner Instars (Larvenstadien) der Seidenraupen bis zur Verpuppung, die Ernte der Kokons und schließlich die Verarbeitung zu Faden, Garn und Textilien.
Verschiedene Arten des Maulbeerbaums findet man auf allen Kontinenten. Die in den Tropen vorkommenden immergrünen Arten sind relativ schnell wachsend. Die Stecklinge neuer Kulturen werden in der Regenzeit gesetzt. Meist findet man Maulbeerpflanzungen in Reinkultur, es gibt aber auch die Möglichkeit der Mischkultur zum Beispiel mit Hülsenfrüchtlern oder Mais. Für die Seidenraupenproduktion ist es notwendig, die Bäume, die eine Höhe von 20–25 m erreichen können, auf Strauchhöhe zu halten.
Die Blatterträge der unterschiedlichen Arten des Maulbeerbaums weisen je nach Standortbedingungen, Sorte und Produktionssystem eine Spanne von 5 – 30 t/ha/Jahr auf. Der Seidenspinner gehört zur Insektengruppe mit vollständiger Metamorphose. Der Lebenszyklus des Seidenspinners, der je nach Rasse und dem Einfluss von Umweltfaktoren ungefähr sechs bis acht Wochen dauert, weist vier verschiedene Stadien auf: Ei, Larve, Puppe und Imago. Das Gewicht der frisch geschlüpften Raupen beträgt nicht mehr als 0,45 mg. Aufgrund ihrer enormen Gewichtszunahme um das 10.000-fache, muss die chitinisierte Körperdecke viermal abgeworfen und erneuert werden. Die Zeitperiode zwischen dem Schlüpfen der Raupe bis zur ersten Häutung bzw. zwischen den einzelnen Häutungen wird als Instar bezeichnet. Mit dem Ende des fünften Instars macht die gefüllte Seidendrüse etwa 40% des Gesamtkörpergewichts aus, die Raupe ist nun spinnreif.
In zwei Drüsen am Unterkiefer der Raupe wird das Protein Fibroin gebildet. Diese beiden Fibroinstränge werden durch Serizin (Seidenleim) verbunden, welches von zwei weiteren Drüsen am Unterkiefer gebildet wird. Anschließend wird der Seidenfaden aus der Spinndrüse am Ende des Kopfes herausgedrückt. Mit diesem fortlaufenden Faden bildet die Raupe dann den Kokon, indem sie ihren Kopf von Seite zu Seite bewegt. Der Kokon erhärtet, wenn das Serizin mit der Luft reagiert. Die Gewinnung der Rohseide setzt sich aus verschiedenen Arbeitsgängen, wie dem Ernten der Kokons, Abtöten der Puppen durch Hitze, Trocknen, Entflocken, Sortieren und Kochen der Kokons zum Aufweichen von Serizin und dem Abhaspeln (Aufwickeln der Seidenfäden) zusammen.
Es werden jeweils acht bis zehn Kokonfilamente zusammengehaspelt, die anschließend einen einzigen Seidenfaden bilden. Einzelne Kokonfilamente weisen eine Länge von etwa 800 m auf. Für die Produktion von einem Kilo Rohseide werden durchschnittlich 10 bis 11 Kilo Kokons benötigt.
Je nach Rasse haben 100 Seidenraupen in ihrer Lebenszeit 180 – 450 kg Maulbeerblätter gefressen. Da Seidenraupen monophag sind, ist es möglich, den Kokonertrag auf die Fläche zu beziehen. Dieser ist jedoch abhängig von der Seidenraupenrasse, dem Blattertrag des Maulbeerbaums, der Anzahl der Blatternten, den Aufzuchtszyklen der Seidenraupen je Jahr, der genutzten Eimenge und dem Ertrag je Eibox. Unter günstigen Bedingungen sind in den Tropen bei ganzjährigem Wachstum und Gedeihen der Maulbeerbäume bis zu zehn Aufzuchtszyklen möglich.
Bei der Seidenproduktion entstehen große Mengen an Abfall- und Nebenprodukten mit sehr guten Nährstoffgehalten. Diese können jedoch in integrierten Produktionssystemen wie beispielsweise der Tier- und Fischfütterung genutzt werden.
Siehe auch: Pébrine-Krankheit
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