Kontinent

Kontinent
Weltkarte der Ozeane und Kontinente (Bildmontage aus Satellitenaufnahmen)

Der Begriff Kontinent (von lateinisch (terra) continens, wörtlich zusammenhängendes Land) bezeichnet geschlossene Festlandmassen.

Die Kontinente der Erde machen insgesamt 29,3 Prozent der Erdoberfläche aus, den Rest nehmen die Ozeane, Meere und Inseln ein.

Inhaltsverzeichnis

Definition

Topographisch versteht man unter einem Kontinent eine große zusammenhängende Landmasse, die durch Wasser oder andere natürliche Grenzen völlig oder zumindest fast völlig abgegrenzt ist. So werden große Landmassen, die nur durch eine schmale Landenge verbunden sind (wie beispielsweise zwischen Afrika und Asien) meist als verschiedene Kontinente betrachtet.

Erdplatten

Geologisch umfasst ein Kontinent auch das ihm zugehörige Schelfgebiet, also den Festlandssockel im Flachmeer. Die leichtere kontinentale Erdkruste, zu der auch die Festlandssockel gehören, unterscheidet sich mit einer geringeren Dichte von 2,7 g/cm³ und einer anderen chemischen Zusammensetzung von der ozeanischen Kruste, die eine mittlere Dichte von etwa 3,0 g/cm³ aufweist.

Neben diesen beiden gibt es auch eine historisch-politische Definition. Demgemäß ist ein Kontinent ein großes Gebiet, das aus anderen, etwa sozio-kulturellen Gründen von anderen Großgebieten der Erde zu unterscheiden ist. Aufgrund dieser historisch-politischen Perspektive wird Europa als Kontinent definiert, obwohl es aufgrund der beiden erstgenannten Definitionen keinesfalls einen eigenen Kontinent darstellen dürfte.

So stabil uns die heutige Verteilung der Landmassen auf der Erde auch erscheinen mag, so stellt sie erdgeschichtlich nur eine Momentaufnahme dar. Die Kontinente sind aufgrund der Plattentektonik ständig in Bewegung und haben sich in der Geschichte unseres Planeten schon mehrfach zu einer einzigen großen Landmasse (Superkontinent wie beispielsweise Pangaea) vereinigt und dann wieder in kleinere Kontinente getrennt (Kontinentaldrift).

Vergleich der Größen, Einwohnerzahlen und Oberfläche der Kontinente

Fläche und absolute Bevölkerungszahl im Vergleich
Prozentuale Verteilung der Weltbevölkerung auf die Kontinente


Die Kontinente nehmen jeweils weniger als ein Zehntel der Erdoberfläche ein. Die Fläche des größten (Asien) und des kleinsten Kontinents (Australien/Ozeanien) unterscheiden sich um den Faktor fünf. Die Verteilung der Weltbevölkerung auf die Kontinente ist dagegen abhängig vom Klima und den vorhandenen Lebensgrundlagen sowie aus geschichtlichen Gründen weitaus ungleicher verteilt. Abgesehen von der nur zeitweise von Forschern und Besuchern bewohnten Antarktis, leben weniger als ein Prozent der Weltbevölkerung in Australien und Ozeanien. In Europa, Amerika und Afrika lebt jeweils etwas mehr als ein Achtel der Weltbevölkerung. Fast zwei Drittel leben jedoch in Asien, und diese vor allem in China und Indien.


Nr. Kontinent Größe [Mio.km²] Einwohner [Mio.] % der Erdoberfläche % der Weltbevölkerung
1 Asien 44,4 4010 8,7 60,5
2 Afrika 30,3 944 5,9 14,2
3 Nordamerika 24,9 523 4,9 7,9
4 Südamerika 17,8 381 3,5 5,8
5 Antarktika 13,2 0 2,6 0
6 Europa 10,5 733 2,1 11,1
7 Australien/Ozeanien 8,5 34 1,7 0,5
Gesamt 149,6 6.625 29,3 100

Anzahl der Kontinente

Die fünf Olympischen Ringe symbolisieren die fünf an den Olympischen Spielen beteiligten Kontinente Afrika, Amerika, Asien, Australien und Europa.

Herodot teilte die Welt ursprünglich in drei Kontinente: Europa, Asien und Libyen (Afrika). Seine Dreiteilung wurde für das gesamte Altertum als verbindlich angesehen.

Seitdem herrscht über die Zählweise der Kontinente Uneinigkeit. Unstrittig ist, dass Afrika, Antarktika und Australien Kontinente darstellen. Strittig ist die Einteilung in Amerika, Europa und Asien.

Aus historischer Perspektive gilt Amerika als ein Kontinent, der von den Europäern im 15./16. Jahrhundert erobert worden ist. Tatsächlich handelt es sich um zwei Kontinente, Nordamerika und Südamerika, die erst durch die Entstehung des Isthmus von Panama eine Landverbindung erhielten.

Aus historischen Gründen werden Europa und Asien unterschieden. Hekataios von Milet zeichnete im 6. Jahrhundert v. Chr. in seiner Erdbeschreibung die Grenze vom Ägäischen Meer über das Marmarameer und das Schwarze Meer bis zum Don. In der Neuzeit hat es sich in Europa eingebürgert, den Ural als östliche Grenze Europas zu Asien anzusehen. Allerdings werden Europa und Asien auch gemeinsam als Eurasien betrachtet. Eurasien bildet eine zusammenhängende Landmasse, die auch größtenteils auf derselben Kontinentalplatte ruht, lediglich im Süden Eurasiens existieren mehrere separate kleinere Platten.

Es werden heute zwischen zwei und sieben Kontinente der Erde gezählt:

Heute übliche Modelle der Kontinente
7 Kontinente: Antarktika Nordamerika Südamerika Europa Asien Afrika Australien
6 Kontinente: Antarktika Amerika Europa Asien Afrika Australien
Antarktika Nordamerika Südamerika Eurasien Afrika Australien
Nordamerika Südamerika Europa Asien Afrika Australien
5 Kontinente: Antarktika Amerika Eurasien Afrika Australien
Amerika Europa Asien Afrika Australien
4 Kontinente: Antarktika Amerika Afrika-Eurasien Australien
2 Kontinente: Westfeste Ostfeste
Nordamerika Südamerika Europa Afrika Asien Australien (Kontinent) Antarktis
Sieben Kontinente

Es existieren auch noch weitere davon abweichende Einteilungen.

Zwei nennenswerte geologisch tektonische Modelle leiten sich aus dem erstmals 1912 publizierten Konzept von Alfred Wegener ab, dass zu Ende des Paläozoikums alle Kontinente in einem Superkontinent Pangaea vereinigt waren und sich langsam durch Aufspaltung aufgrund aktiven Vulkanismus voneinander im sog. Kontinentaldrift (später: Plattentektonik) auseinander bewegten.

weitere geologische Modelle der Kontinente
8 Kontinente: Antarktische
Platte
Nordamerikanische
Platte
Südamerikanische
Platte
Eurasische
Platte
Afrikanische
Platte
Arabische
Platte
Indische
Platte
Australische
Platte
7 Kontinente: Antarktika Nordamerika Südamerika Eurasien Afrika Indien Australien

Zur historisch-politischen Kategorie gehören die Versuche, Mittelamerika oder den Nahen Osten als eigene Kontinente abzutrennen, sowie die Zusammenfassung der Inseln des Pazifischen Ozeans zu einem Kontinent Ozeanien.

Kontinente und Meere sind die größten geographischen Einheiten (Landschaften) der Erde. Die Kontinente werden durch Ozeane getrennt, wobei der Schelf (= Festlandsockel) zum Kontinent zählt. (So gehört Neuguinea eindeutig zu Ozeanien, (Rest-)Indonesien zu Asien). Die so entstandenen Kontinente sind naturräumliche und humangeographische Einheiten. So werden notwendigerweise in Europa und zum Teil in Amerika die humangeographischen Faktoren schon bei den Grenzfindungen der Kontinente offen hinzugezogen, sie sind aber (ebenso wie Tier- und Pflanzenwelt, die auch zur physischen Geographie zählen) immer mitbestimmend, wenn ein Kontinent definiert wird, eben weil es sich um eine Einheit der „Erdoberfläche“ handelt. So gibt es die sieben Kontinente, wobei man die ozeanischen Inseln den nächstgelegenen Kontinenten zurechnet, z. B. die pazifischen Inseln zu Ozeanien. Ozeanische Inseln sind keine eigentliche Festlandmasse, sondern immer vulkanischer Natur, also Vulkane bzw. bis auf Meeresniveau erodierte Vulkane, die schließlich zu Atollen werden. Streng genommen – nach der Definition: „durch Ozeane getrennt“ – gibt es noch zwei weitere Kontinente (wobei auch Fauna und Flora eigenständig sind und definitorisch passen): Madagaskar und Neuseeland.

Namensgebung

Personifizierungen der vier zur Barockzeit bekannten Erdteile Amerika, Europa, Afrika und Asien am Fuß der Kuppel der Wallfahrtskirche von Klosterlechfeld

Die Namen der Kontinente sind in der ursprünglichen lateinischen Form alle weiblich und enden entsprechend einheitlich auf -a.

  • Afrika (lat. Africa) galt im Altertum nur als Name für das heutige Tunesien, welches von den Römern nach dem Stamm der Afri um Karthago so benannt wurde.
  • Amerika (lat. America) wurde auf Vorschlag Martin Waldseemüllers nach Amerigo Vespucci benannt, der kurz nach Christoph Kolumbus die Ostküste Südamerikas befuhr. Zu dieser Zeit konnte noch nicht überblickt werden, dass es sich genau genommen um zwei verschiedene Landmassen handelt, die nur durch eine relativ schmale Landbrücke miteinander verbunden sind.
  • Antarktika (lat. Antarctica) wurde nach seiner Lage inmitten der Antarktis benannt, deren Bezeichnung auf griech. ἀνταρκτικός (antarktikos, „der Arktis gegenüber“) zurückgeht. Der Begriff ἀρκτις (arktis) leitet sich von dem griech. Wort für Bär ἀρκτός (arktos) ab und bedeutet etwa „Land unter dem Großen Bären“.
  • Asien (lat. Asia) kommt aus dem Assyrischen von Assu = „Sonnenaufgang“ bzw. „Osten“. Asia taucht auch in der griechischen Mythologie auf. Dort ist sie eine der Okeaniden und die Mutter des Prometheus, des Atlas und des Epimetheus.
  • Australien (lat. Australia) kommt von lateinisch Terra Australis = „südliches Land“.
  • Europa hat seine Bezeichnung möglicherweise vom griech. Erebos = „dunkel“, steht also im übertragenen Sinn für das Abendland. Diese Herleitung ist jedoch umstritten. Der Name Europa erscheint auch in einer griechischen Sage. Hier wird die Jungfrau Europa aus ihrer Heimat in Phönikien von Zeus in Gestalt eines Stieres nach Kreta entführt (siehe Wiege Europas).

Besonderheiten

Während der letzten Eiszeit waren durch Beringia Amerika (Nord- und Südamerika) und Eurasien (Europa und Asien) miteinander verbunden, und über die Sinai-Halbinsel auch Afrika mit den anderen Kontinenten. Damals bestand somit eine durchgängige Landmasse, und Landlebewesen wie der Mensch hätten fünf Kontinente trockenen Fußes durchwandern können: Afrika, Europa, Asien sowie Nord- und Südamerika.

Weitere Begriffe

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Kontinent – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Kontinente – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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