Sibylle Christine von Anhalt-Dessau

Sibylle Christine von Anhalt-Dessau

Prinzessin Sibylle Christine von Anhalt-Dessau (* 10. Juni 1603 in Dessau; † 11. Februar 1686 in Hanau)[1] war eine Tochter des Fürsten Johann Georg I. von Anhalt-Dessau (* 1567; † 1618) und Dorothea von Pfalz-Simmern.

Sibylle Christine heiratete am 16. Dezember 1627 in erster Ehe Graf Philipp Moritz (* 1605; † 1638) von Hanau-Münzenberg. Aus dieser Ehe gingen hervor:

  1. Sibylle Mauritania (* 2. November 1630; † 24. März 1631)
  2. Adophine (* 31. Oktober 1631; † 22. Dezember 1631)
  3. Philipp Ludwig III. (* 26. November 1632; † 12. November 1641), folgte seinem Vater in der Regierung der Grafschaft Hanau-Münzenberg
  4. Johann Heinrich (* 3. Mai 1634[2]; † 28. Oktober 1634[3], in Metz)
  5. Louise Eleonore Belgica (* 3. März 1636 in Metz; † noch im gleichen Jahr in Den Haag, dort beigesetzt)

Nach dem Tod ihres ersten Mannes übernahm sie die Regentschaft für ihren noch unmündigen Sohn, Philipp Ludwig III. Nachdem auch dieser 1641 gestorben war, bezog Sibylle Christine ihren Witwensitz, das Schloss Steinau in Steinau an der Straße.

Philipp Ludwig III. wurde von Graf Johann Ernst (* 1613; † 1642) von Hanau-Münzenberg-Schwarzenfels beerbt. Dieser war das letzte männliche Glied des Hauses Hanau-Münzenberg. Er starb bereits 1642. Ihm folgte Friedrich Casimir von Hanau (* 1623; † 1685) aus der lutherischen Linie Hanau-Lichtenberg des Hauses Hanau. Sein Regierungsantritt erfolgte in einer für die Grafschaft durch den Dreißigjährigen Krieg finanziell prekären Situation. Als Gräfin-Witwe konnte Sibylle Christine erhebliche Forderungen an die Grafschaft stellen. Um diese und die erforderliche finanzielle Ausstattung einer „neuen“ Gemahlin zu vermeiden, wurde sie am 13. Mai 1647 mit dem um 20 Jahre jüngeren, inzwischen volljährigen Friedrich Casimir verheiratet. Die Lösung hatte den Vorteil, dass Sibylle Christine reformierten Glaubens war und diese Ehe die reformierten Untertanen beruhigte, die eine weit überwiegende Mehrheit in der Grafschaft Hanau-Münzenberg bildeten und dem Lutheraner Friedrich Casimir misstrauisch gegenüber standen. Die Ehe blieb kinderlos. Sie war von weiteren Differenzen geprägt, wohl auch, weil Friedrich Casimir bei seinem stetig hohen Geldbedarf auch auf das Vermögen seiner Frau zurückgriff.

Nach dem Tod auch ihres zweiten Mannes zog sich Sibylle Christine 1685 erneut auf ihren Witwensitz, Schloss Steinau, zurück. Sie starb am 11. Februar 1686 als letztes Mitglied reformierter Konfession des Hanauer Grafenhauses, was die reformierte Mehrheit der Untertanen schwer getroffen hat[4]. Zu ihrer Beisetzung in einem Zinnsarg am 25. März 1686 in der Familiengruft der Marienkirche in Hanau erschien eine Leichenpredigt.[5]

Literatur

  • Johann Adam Bernhardt, Geschichte der Herren und Grafen zu Hanau, in: Hanauisches Magazin (40), S. 355ff.
  • Fr. W. Cuno, Gedächtnisbuch deutscher Fürsten und Fürstinnen reformierten Bekenntnisses, Barmen 1883.
  • A.W.E. Dek: Graf Johann der Mittlere von Nassau-Siegen und seine 25 Kinder. Rijkswijk 1962.
  • Reinhard Dietrich: Die Landesverfassung in dem Hanauischen = Hanauer Geschichtsblätter 34. Hanau 1996. ISBN 3-9801933-6-5
  • Reinhard Suchier: Genealogie des Hanauer Grafenhauses. In: Festschrift des Hanauer Geschichtsvereins zu seiner fünfzigjährigen Jubelfeier am 27. August 1894. Hanau 1894.
  • Reinhard Suchier: Die Grabmonumente und Särge der in Hanau bestatteten Personen aus den Häusern Hanau und Hessen. In: Programm des Königlichen Gymnasiums zu Hanau. Hanau 1879. S. 1 - 56.
  • Ernst J. Zimmermann: Hanau Stadt und Land. 3. Auflage, Hanau 1919, ND 1978.

Verweise

  1. Abweichend: Dek, S. 29: * 11. Juli 1603; † 21. Februar 1686
  2. Nach Zimmermann, S. 681, an anderer Stelle wird der 1. Mai 1634 genannt, was aber unzutreffend sein soll
  3. Nach Bernhardt, S. 360: 10. November 1634
  4. Suchier, Grabmonumente, zitiert aus dem Kirchenbuch der Marienkirche in Hanau: „Ist also die Reformierte Herrschaft gantz ausgestorben, keinen Reformierten Herrn haben wir mehr, aber noch einen Reformierten Gott, ich meine, der auf unserer Seite sein wirdt“.
  5. Johann Hacke [Hakenius] (* 1644; † 1701): [Leichenpredigt]. Hanau (bei Abraham Aubry) 1687. Nachweis: Katalog der Leichenpredigten und sonstigen Trauerschriften im Hessischen Staatsarchiv Marburg = Marburger Personalschriftenforschung 14. Sigmaringen 1992. Der Autor war der Hof- und Stadtprediger, Erster reformierter Pfarrer und Vorsitzender des reformierten Konsistoriums in Hanau.

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