Sicherheitseinbehalt

Sicherheitseinbehalt

Der Einbehalt oder Sicherheitseinbehalt ist ein Rechtsbegriff aus dem privaten Baurecht. Normalerweise wird mit Erbringung der Bauleistung und deren Abnahme die Vergütung des ausführenden Unternehmers fällig (§ 641 BGB). Es kann jedoch vereinbart werden, dass der Auftraggeber einen Teil der Vergütung noch für einen gewissen Zeitraum als Sicherheit für etwaige Mängelansprüche gegenüber dem ausführenden Unternehmer zurückbehalten kann. Auch für Abschlagszahlungen kann ein Sicherheitseinbehalt vereinbart werden.

Ist die Leistung einer Sicherheit vereinbart, gelten für die Form der Sicherheitsleistung grundsätzlich die §§ 232 bis 240 BGB, soweit die Vertragspartner nichts anderes vereinbaren. Haben die Vertragsparteien die Geltung der VOB/B und die Leistung einer Sicherheit vereinbart, finden sich nähere Regelungen in § 17 VOB/B. Als praktisch bedeutsamste Formen der Sicherheitsleistung sieht § 17 Nr. 2 VOB/B den Einbehalt von Geld oder die Stellung einer Bürgschaft vor.

Der Begriff des Einbehalt setzt damit die Vereinbarung einer Sicherheitsleistung, z. B. für Erfüllungs- oder Gewährleistungsansprüche, voraus. Der Einbehalt ist darüber hinausgehend die vertragliche Vereinbarung einer Möglichkeit zur Bewirkung der Leistung dieser Sicherheit durch den Sicherungsnehmer selbst. Und zwar ist der Auftraggeber im Falle der Vereinbarung eines Einbehalts berechtigt, die Leistung der von dem Unternehmer geschuldeten Sicherheit durch Einbehalt fälliger Zahlungen an den Unternehmer zu bewirken. Dabei handelt es sich nicht um eine Aufrechnung, da die einbehaltenen Beträge aufschiebend bedingt zur Auszahlung an den Unternehmer fällig sind.

Vereinbarungen über einen Einbehalt in Allgemeinen Geschäftsbedingungen unterliegen einer Inhaltskontrolle nach § 307 BGB und können unwirksam sein. So hat der BGH [1] entschieden, dass der Unternehmer entgegen den Geboten von Treu und Glauben unangemessen benachteiligt wird, wenn nach Abnahme des Bauwerks 5 % der Auftragssumme für die Dauer einer fünfjährigen Gewährleistungsfrist als Sicherheit einbehalten werden darf. Ein solcher Einbehalt kann nur vereinbart werden, wenn dem Unternehmer ein angemessener Ausgleich zugestanden wird. Das kann etwa in der Form geschehen, dass dem Unternehmer das Recht zugestanden wird, den Sicherheitseinbehalt durch eine Bankbürgschaft abzulösen. Dann muss der Einbehalt ausbezahlt werden, sobald dem Auftraggeber eine Bankbürgschaft übergeben wird. Ein solches Recht auf Austausch der Sicherheit sieht auch § 17 Nr. 3 VOB/B vor.

In Österreich nennt man den Einbehalt Haftrücklass.


  1. BGHZ 136, 27 = NJW 1997, 2598
Bitte beachte den Hinweis zu Rechtsthemen!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать курсовую

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Einbehalt — Der Einbehalt oder Sicherheitseinbehalt ist eine Form von Sicherheitsleistung in der Weise, dass eine Forderung für eine vereinbarte Zeit gestundet und die Aufrechnung nur entsprechend dem vereinbarten Sicherungszweck erlaubt wird. Verbreitete… …   Deutsch Wikipedia

  • Gewährleistungsbürgschaft — Eine Gewährleistungsbürgschaft oder Gewährleistungsgarantie (engl. warranty bond) stellt sicher, dass ein Bürge/Garant für die Kosten der Beseitigung von innerhalb der Gewährleistungsfrist auftretenden Mängeln einsteht, falls der… …   Deutsch Wikipedia

  • Bauvertragsrecht — Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar. Hilf mit, die Situation in anderen Ländern zu schildern. Ein Bauvertrag ist der Vertrag zwischen einem Auftraggeber (Besteller), dem Bauherrn, und einem Auftragnehmer… …   Deutsch Wikipedia

  • Bauwerkvertrag — Dieser Artikel oder Absatz stellt die Situation in Deutschland dar. Hilf mit, die Situation in anderen Ländern zu schildern. Ein Bauvertrag ist der Vertrag zwischen einem Auftraggeber (Besteller), dem Bauherrn, und einem Auftragnehmer… …   Deutsch Wikipedia

  • Ersatzvornahme — ist allgemein die Vornahme einer geschuldeten Handlung anstelle des Handlungspflichtigen auf dessen Kosten. Ersatzvornahme im Vollstreckungs und Verwaltungsrecht Sie ist ein Mittel zur Vollstreckung gerichtlicher oder behördlicher Anordnungen.… …   Deutsch Wikipedia

  • Zahlungspflichtiger — ist ein Schuldner, der zu einer Leistung in Geld verpflichtet ist. Dieser Anspruch des Gläubigers kann aus einem Schuldverhältnis oder einer öffentlich rechtlichen Verpflichtung resultieren. Das trifft sowohl für gewöhnliche Zahlungen, als auch… …   Deutsch Wikipedia

  • Bauvertrag (Deutschland) — Ein Bauvertrag ist der Vertrag zwischen einem Auftraggeber (Besteller), dem Bauherrn, und einem Auftragnehmer (Unternehmer) über die Erbringung von Bauleistungen. Dabei kann es sich um die Erstellung eines fertigen Neubaus (Schlüsselfertigbau),… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”