Sidi Ifni

Sidi Ifni
29.366666666667-10.183333333333
Sidi Ifni (Marokko)
Sidi Ifni
Sidi Ifni
Sidi Ifni

Sidi Ifni (arabisch ‏سيدي إفني‎) ist eine am Atlantischen Ozean gelegene marokkanische Küstenstadt ca. 160 Kilometer südwestlich von Agadir. Sie trägt den Beinamen "Tor zur Sahara" (porte du Sahara). Sidi Ifni liegt in der Region Souss-Massa-Draâ und ist eine vor allem in jüngster Zeit prosperierende Stadt mit 20.051 Einwohnern nach einer Berechnung für 2010[1]. Der Haupterwerbszweig der Stadt war lange Zeit der gewerbliche Fischfang.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das jetzige Sidi Ifni trägt seinen Städtenamen seit seiner Gründung durch die Spanier 1934. Es wurde als Nachfolge eines ursprünglich weiter südlich um 1476 unter dem Gouverneur der Kanarische Inseln, dem Spanier Diego de García Herrera, angelegten Stützpunktes für Sklavenjagden und Fischerei, genannt Santa Cruz del Mar Pequeña, angelegt.

Obwohl Santa Cruz del Mar Pequeña damals durch seine spanischen Eroberer sogleich mit einer Festung gesichert worden war, fiel diese nach diversen Aufständen seitens der lokalen Bevölkerung des Stammes der Ait Baamrane schon ca. 50 Jahre später wieder zurück in deren Hände. Die Spanier gaben den Ort auf und er wurde in der Folge vergessen.

Ein spanisch-marokkanischer Vertrag von 1767, er wurde inhaltlich von einem späteren aus dem Jahr 1860 bestätigt, trat Spanien ein fälschlicherweise anderes Gebiet als Ergebnis der Verträge von Tanger ab, von welchem ausgehend Spanien Fischerei und Fischhandel betreiben konnte. 1884 wurde dieses Gebiet spanische Kolonie.

Unter Franco wurde dieser Ort 1934 in einen militärischen Stützpunkt umgewandelt und die Stadt Sidi Ifni gegründet. Diese neue Stadt sollte das politische Zentrum Spanisch-Westafrikas werden und den Spaniern als Militärgarnison dienen.

Mithilfe spanischer Finanzierung entwickelte sich der Ort schnell. Nach einem geometrischen Masterplan der Kolonialherren wurden Straßen, Alleen, zentrale Plätze, Kasernen, Schmuckbauten, Hospiz und Verwaltungsgebäude im Art-Déco-Stil errichtet. Eine Stärkung der Infrastruktur besaß höchste Priorität und es entstanden alsbald ein Flughafen (International Code: SII) und ein befestigter Seehafen. Nahezu 15.000 spanische Soldaten und Militärs residierten in diesen Jahren mit ihren Familien in Sidi Ifni. Freizeitangebote wie Kinos, Zoo, Cafés oder Kasino boten genügend Abwechslung.

Obwohl das Territorium um Sidi Ifni kaum richtig befriedet war, konnte Spanien während der marokkanischen Unabhängigkeit 1956 Sidi Ifni gemeinsam mit Ceuta, Melilla und Westsahara halten. Das Hinterland Sidi Ifnis wurde jedoch bereits 1957 von der Armée de Liberation Marocaine besetzt, es kam zum Ifni-Krieg zwischen Spanien und Marokko. In den 1960er Jahren nahm der internationale Druck auf Spanien zu. Zwischen Franco und Hassan II. geführte Verhandlungen mündeten schließlich in den Verträgen von Fès vom 4. Januar 1969. Hier wurde das Ende der spanischen Souveränität besiegelt und der Abzug der spanischen Truppen und Besatzung geregelt. Das Territorium von Ifni fiel zurück an Marokko. In Sidi Ifni blieben nur einige wenige Spanier zurück. Eine gewisse Berühmtheit erlangte hier Maria Guomez, genannt Maria, die als letzte Spanierin erst 2001 in Sidi Ifni verstarb.

Architektur

Gouverneurspalast - Sidi Ifni

Sidi Ifni wurde von den Spaniern in den 1930er Jahren in sehr kurzer Zeit erbaut. Es verwundert daher nicht, dass das alte Zentrum der Stadt noch heute wie aus einem Guss wirkt. Obwohl oft schlecht gepflegt oder äußerlich leicht verändert, offenbart sich dem Besucher noch immer die Schönheit der gesamten Art Deco-Stadtgestaltung wie sie heute wohl nur noch selten zu finden ist. Besonders erwähnenswert sind hier die alte Admiralität im Stil der Streamline-Moderne, die Kathedrale (heute Gericht), der Leuchtturm, der Gouverneurspalast, der Twist Club und zahlreiche Wohnhäuser im Herzen des alten Stadtkerns. Ein besonders schönes Beispiel ist der spanische Platz mit der angrenzenden rue Sidi Mohammed, einer von Palmen gesäumten Allee mit kubischen Häusern und blühenden Gärten.

Nachdem 2008 entschieden wurde die Provinzverwaltung von Tiznit zu trennen und eine Provinz Ifni zu gründen wird einigen der alten Gebäude bald ein neuer Verwendungszweck zukommen und sie werden aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen. 2008 wurde ebenfalls das alte Zentrum Sidi Ifnis von Marokko als schützenswert anerkannt und eine Schutzzone ausgewiesen. Diese ersten Schritte deuten auf eine Veränderung in Marokkos Umgang mit den von den Spaniern hinterlassenen Kulturschätzen an. Eine Schwierigkeit bleibt dennoch weiter bestehen: Spanien besitzt nach der Aufgabe der Enklave weiterhin einige Anlagen und Gebäude in Ifni. Darunter fallen auch das ehemalige Konsulat und die Kathedrale. Aufgrund von Befindlichkeiten und Dissonanzen zwischen Spanien und Marokko konnten diese Gebäude und Anlagen keinen neuen Zwecken zugeführt werden. Für die Entwicklung der Stadt Sidi Ifni bleibt eine Lösung wünschenswert.

Wirtschaft

Der wichtigste Wirtschaftszweig der Stadt bleibt der Fischfang. Vor den Toren der Stadt werden Adlerfische, Sardinen, Seezungen, Doraden, Thunfische und zahlreiche weitere Arten gefangen. Nach dem Ende der einzig verbliebenen Fischfabrik 2008 werden Fische nun noch für den Eigenbedarf, die Märkte und die umliegenden Restaurants gefangen.

Allerdings fehlt es der Stadt nun an Arbeitgebern. Kleine Gewerbe und Straßenhändler bieten jungen Leuten beruflich nur wenig Perspektive. Es gibt aufgrund der überwiegend jungen Bevölkerung eine hohe Arbeitslosigkeit welche manchmal auch zu größeren Spannungen führt. So bewirkte die Schließung des letzten größeren Arbeitgebers vor Ort, der Fischfabrik, 2008 Proteste und Aufstände und führte letztendlich zu Konfrontationen mit der Polizei.

Wirtschaftliche Bedeutung haben auch die im Hinterland Sidi Ifnis wachsenden Opuntien und Arganbäume. Kooperativen produzieren und vermarkten lokale Produkte, diejenige von Tafyucht nahe dem kleinen Ort Meesti produziert Arganöl und die nahe Sbouya gelegene Kooperative Aknari stellt Produkte aus Kaktusfeigen her.

Strand in der Nähe von Sidi Ifni

Ein anderer wichtiger Wirtschaftszweig, wenngleich noch immer etwas unterentwickelt, ist auch der Tourismus, gleichwohl die Touristen umständlich entweder mit Leihwagen oder Wohnmobil anreisen müssen, denn der nächstgelegene Flughafen mit internationalen Linien bleibt bis heute der des 170 Kilometer nördlich gelegenen Agadir.

Sidi Ifni liegt in unmittelbarer Nähe von zahlreichen mehr oder weniger einsamen Sandstränden. Zahlreiche Orte haben bis heute ihre Wildheit und Unberührtheit erhalten. Zu erwähnen sind vor allem Strände bei Leghzira und Mirleft im Norden und bei Sidi Ouarzig im Süden.

Im Januar 2009 wurde entschieden Sidi Ifni in den Status einer Provinz zu erheben. Dieses wird aufgrund der neu im Ort aufzubauenden Verwaltung auch die Nutzung der natürlichen und ortsgegebenen Ressourcen nach sich ziehen. Außerdem wird sich das soziale und wirtschaftliche Leben nachhaltiger und zielgerichteter entwickeln können.

Kultur

Der 2009 von dem Belgier Frédéric Dumont in Sidi Ifni gedrehte Film Un ange à la mer („Engel am Meer“) erhielt im selben Jahr die Auszeichnung „Kristallglobus" für den besten Film auf dem zum 44sten Mal stattfindenden Filmfestival Karlovy Vary in Tschechien sowie den Darstellerpreis für Olivier Gourmet. Er kam Anfang 2010 in die belgischen Kinos.

Literatur

  • Pierre de Cénival/Fréderic de La Chapelle: Possessions espagnoles sur la côte occidentale d'Afrique: Santa Cruz de Mar Pequeña et Ifni. In: Hespéris XXI, Paris 1935, S. 19–77.
  • Tomás García Figueras: Santa Cruz de Mar Pequeña - Ifni - Sáhara. La acción de España en la costa occidental de Africa, Madrid 1941.
  • Pierre de Oliva: Notes sur Ifni. In: Revue de Géographie du Maroc 19, Rabat 1971, S. 85–96.
  • Pierre Pelissier: Territoires espagnols d'Afrique: I. Ifni ou les larmes de l'Infante. In: Le Monde 24. Oktober 1967, S. 7.
  • Fritz Kalteis: Sidi Ifni - oder: Die wieder geborene Stadt. Tages Anzeiger, 8. September 2004, S. 11.

Weblinks

 Commons: Sidi Ifni – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Sidi Ifni. World Gazetteer

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