Sigismund von Radecki

Sigismund von Radecki

Sigismund von Radecki (Pseudonym: Homunculus, * 19. November 1891 in Riga; † 13. März 1970 in Gladbeck) war ein deutscher Schriftsteller und literarischer Übersetzer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sigismund von Radecki entstammte einer baltischen Familie, die entfernt mit dem österreichischen Marschall Radetzky verwandt war. Neben dem Deutschen lernte er früh die russische Sprache. Er besuchte eine Mittelschule in Sankt Petersburg und studierte an der Universität Dorpat und der Bergakademie Freiberg, wo er 1913 die Prüfung zum Diplom-Ingenieur bestand. Daran anschließend unternahm er Reisen nach Frankreich, Italien und Skandinavien. Ab 1914 arbeitete er als Bewässerungs-Ingenieur in Turkestan. Während des Ersten Weltkriegs meldete er sich freiwillig zur Kaiserlich Russischen Armee, nach dem deutsch-russischen Waffenstillstand dann zur deutschen Armee, wurde jedoch beide Male nicht eingezogen. 1919 kämpfte er mit einer Einheit der Baltischen Landeswehr gegen sowjetische Truppen.

In den Zwanzigerjahren war Radecki zunächst als Elektroingenieur in den Siemens-Schuckert-Werken in Berlin angestellt. 1924 gab er diese Tätigkeit auf und versuchte sich drei Jahre lang als Schauspieler und Porträtzeichner. 1926 hielt er sich für kurze Zeit in Paris auf, kehrte dann aber nach Berlin zurück und wirkte seitdem als freier Schriftsteller und Journalist. Eine enge Freundschaft verband ihn mit Karl Kraus. 1931 konvertierte der Protestant Radecki unter dem Eindruck der Schriften John Henry Newmans zum Katholizismus. Zu Beginn des Zweiten Weltkriegs war er für kurze Zeit Forstaufseher auf der Insel Usedom. Ende April 1942 lernte er in München Hans Scholl kennen. 1943 übersiedelte er nach München, wo er in Verbindung zu dem katholischen Philosophen Theodor Haecker stand. Ab 1946 lebte er in Zürich. Er starb während eines Aufenthalts in Gladbeck/Westfalen, wohin er sich zur Krankenbehandlung begeben hatte.

Sigismund von Radeckis Werk besteht vorwiegend aus Feuilletons und Essays, die meist auf Alltagsbeobachtungen basieren und häufig humoristischen oder satirischen Charakter haben. In seinen späteren Arbeiten entwickelte Radecki sich zum Kultur- und Zeitkritiker. Daneben ist er als Übersetzer aus dem Russischen und Englischen hervorgetreten.

Sigismund von Radecki erhielt u. a. folgende Auszeichnungen: 1953 die Ehrengabe der Stadt Zürich, 1957 den Literaturpreis der Bayerischen Akademie der Schönen Künste, 1960 die Willibald-Pirckheimer-Medaille, 1962 den Immermann-Preis der Stadt Düsseldorf sowie 1964 den Ostdeutschen Literaturpreis.

Herausgeberschaft

  • Ludwig Speidel: Ausgewählte Schriften, Wedel in Holstein 1947
  • Carl Schurz: Lebenserinnerungen, Zürich 1948
  • William Shakespeare: Die Lebensalter, Freiburg i. Br. [u. a.] 1964

Zeitungsartikel

  • Zum 100. Todestag Puschkins, Frankfurter Zeitung, 10. Februar 1937
  • Wie werde ich Stammkunde, Das Reich Nr. 33, 17. August 1941
  • Was ist ein Knoten?, Das Reich Nr. 25, 20. Juni 1943.
  • Himbeeren, Das Reich, Nr. 31, 1. August 1943.
  • Nichtzutreffendes streichen, Das Reich Nr. 40, 3. Oktober 1943.
  • Der runde Tag (Schloß Mellenthin gewidmet), Das Reich Nr. 42, 17. Oktober 1943.

Übersetzungen

Literatur

  • Stefan Jordan: Radecki, Sigismund von. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 21, Duncker & Humblot, Berlin 2003, S. 88 f.
  • Monika Miehlnickel: Feuilletonistische Sprache und Haltung bei Friedrich Sieburg und Sigismund von Radecki. Berlin 1962.
  • Ernst-Edmund Keil: Sigismund von Radecki. Bonn 1981.
  • Dirk-Gerd Erpenbeck (Bearb.): Schriftenverzeichnis Sigismund von Radecki. Baltische Historische Kommission 2009. pdf 0,9 MB, zuletzt abgerufen 10. Februar 2010

Weblinks

Literatur von und über Sigismund von Radecki im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek


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