Silvestro Ganassi

Silvestro Ganassi
Titelbild der Fontegara
Titelbild der Regola Rubertina

Silvestro Ganassi dal Fontego (* 1. Januar 1492 in Fontego bei Venedig; † unbekannt) war ein italienischer Gamben- und Blockflötenspieler.

Silvestro Ganassi wirkte als Hofmusiker des Dogen von Venedig sowie bis 1535 als Instrumentalist am Markusdom. Er war der Verfasser von zwei bedeutenden Lehrbüchern für das Spiel der Blockflöte sowie der Gambe.

Inhaltsverzeichnis

La Fontegara

1535 gab er im Eigenverlag das Lehrwerk Opera Intitulata Fonterara heraus, welches sich mit dem Spiel und der Diminuitionspraxis der Blockflöte befaßt.

„Wie kein anderes Werk der Zeit vermittelt sie Einblick in eine erstaunlich hohe Kultur des Blockflötenspiels und läßt in Ganassi einen erstrangigen Spieler vermuten, der sein Instrument virtuos beherrschte und mit ihm bis in die letzte Feinheit vertraut war.“

Robert Donington, Hildemarie Peter, MGG[1]

Ganassi empfiehlt für die Artikulation verschiedene Silben, darunter „Tere“, „Lere“ oder „Chara“, die variiert und zu Silbenkombinationen gereiht werden. Er nennt unter anderem „Dacha deche dichi docho duchu“ oder „Chara chare chari charo charu“. Des Weiteren kennt er den Ansatz ohne Zungenstoß, welchen er „Kopfansatz“ nennt. Den üblichen Umfang der Blockflöte der damaligen Zeit erweitert er nach eigenen Angaben durch neue gefundene Griffe um sieben weitere Töne. Er nutzt oft Halbdeckungen und weist darauf hin, daß der Spieler sich durch differenzierte Griffe sich der unterschiedlichen Bauweise der Flöten anpassen solle. Den Diminuitionen liegen einfache Melodiemodelle zugrunde, zu denen er von einfachen Variationen bis zu rhythmisch sehr komplexen Koloraturen Beispiele gibt.

Regola Rubertina

Die Regola Rubertina erschien in zwei Teilen 1542 und 1543 (Lettione Seconda), ebenfalls im Eigenverlag. Sie gilt als eines der frühesten Abhandlungen über die Viola da Gamba sowie als die erste systematische Gambenschule.[2] Inhalte der Regola Rubertina sind u. a. Stimmung der Saiten, Einrichtung der Bünde, Fingersatz und Bogenführung. Für die Praxis des Diminuierens verweist er auf die Fontegara. In Kapitel 10 bezeichnet er den Baß als die „wichtigste“ und „würdigste“ Stimme, wofür er klangliche, arithmetische und theologische Argumente anführt.

Neuausgaben

  • Sylvestro Ganassi: Schule des kunstvollen Flötenspiels und Lehrbuch des Diminuierens. Herausgegeben von Hildemarie Peters, Verlag Robert Lienau, Berlin 1956
  • Sylvestro Ganassi: Regola Rubertina. Herausgegeben von Hildemarie Peters, Verlag Robert Lienau, Berlin 1971

Literatur

  • Keller, Hermann: Phrasierung und Artikulation. Bärenreiter, Kassel 1955
  • Schmitz, Hans-Peter: Prinzipien der Aufführungspraxis Alter Musik. Berlin 1950
  • Frotscher, Gotthold: Aufführungspraxis alter Musik. Heinrichshofen, Wilhelmshaven 1963
  • Hausswald, Günter: Musikalische Stilkunde. Heinrichshofen, Wilhelmshaven 1973
  • Michael Form (Blockflötist): Interview in Windkanal 2/2002, Fulda
  • Thilo Hirsch: Das „cantar alla viola“ im 16. Jahrhundert. Diplomarbeit 1999 an der Schola Cantorum Basel [3]

Einzelnachweise

  1. MGG Artikel Ganassi
  2. Hildemarie Peter, Vorwort der deutschen Ausgabe von 1971
  3. Thilo Hirsch: Das „cantar alla viola“ im 16. Jahrhundert auf arcimboldo.ch, abgerufen 9. Januar 2009

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