- Simon Kremser
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Simon Kremser (* 15. September 1775 in Breslau; † 1. März 1851 ebenda), Fuhrunternehmer und preußischer Hofrat, gilt als der Erfinder des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in Berlin.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kremser war Sohn eines jüdischen Kaufmanns aus dem schlesischen Zülz. Während der Kriege gegen die napoleonische Fremdherrschaft stand er als Königlich preußischer Kriegscommissarius unter dem Kommando des Generals Blücher in der schlesischen Armee. In dieser Funktion betreute er die Kriegskasse und rettete diese mehrfach während des Kriegsverlaufs. Wegen dieser Taten hatte er den Status eines patriotischen Helden, welches ihm die Gunst des preußischen Königshauses sicherte. Dies führte zur Auszeichnung mit dem Eisernen Kreuz, dem Pour le mérite und eben dem Privileg einer exklusiven Fuhrunternehmerexistenz in Berlin, obwohl Kremser als Jude dort kein Bürger war.
Nachdem er Berliner Bürger geworden war, eröffnete Kremser am 20. Mai 1825 eine Pferdeomnibuslinie in Berlin. Zuvor hatte er vom Kabinett Friedrich Wilhelm III. die Erlaubnis erhalten, Wagen zu öffentlichem Gebrauch zu stellen, die auf eisernen Achsen laufen und auf Federn ruhen. Dafür entwickelte er die damals üblichen ungefederten Torwagen zu überdachten Pferdeomnibussen weiter, welche zehn bis zwanzig Personen transportieren konnten. Diese fuhren anfangs vom Brandenburger Tor nach Charlottenburg, später auch vom Halleschen Tor auf festen Linien in die umliegenden Gebiete. Im Jahr 1835 eröffnete er die Linie Schönhauser Tor nach Pankow, die den Ausflugsverkehr ermöglichte, welcher im berühmten Lied „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“ beschrieben wird.
In den ersten Jahren noch in unregelmäßigen Zeitabständen, später nach festen Zeittakten waren so auch für die Bürger und Arbeiter von Berlin längere Ausflüge möglich. „Mit dem Kremser int Jrüne“ wurde für die Berliner zum festen Begriff. Diese ergänzten das Angebot der Mietkutschen, welche bis dahin aber nur kleineren Bevölkerungsgruppen zur Verfügung standen. Das Personal war teilweise uniformiert, und feste Fahrpreise wurden gezahlt – Standards, die bis dahin unbekannt waren.
Während der Kremser gern bei den Ausflügen zum Vatertag genutzt wird, erinnert heute in Berlin weder Denkmal noch Straßenbezeichnung oder sonstige Ehrung an den ehemaligen jüdischen Bürger der Stadt. Sein Grab befand sich auf einem katholischen Friedhof in Breslau.
Sonstiges
Simon Kremser soll wegen seiner Erfahrung im Fuhrgewerbe 1814 den Rücktransport der geraubten Quadriga des Brandenburger Tors von Paris nach Berlin durchgeführt haben.
Der Kremserwagen
Dabei handelt es sich um einen überdachten aber an den Seiten offenen Pferdeomnibus. Wegen Verdeck und Federung zählt dieser geräumige zwei- bis vierspännige Pferdewagen zu den Kutschen. Heute dient er fast nur noch als Ausflugswagen. Deswegen sind außer Bänken manchmal auch Tische eingebaut.
Literatur
- Ulrich Werner Grimm: Simon Kremser. Ein Name wird zur fahrenden Legende. Hentrich & Hentrich, Berlin 2008, ISBN 978-3-938485-28-6 (Jüdische Miniaturen 40).
- Ulrich Werner Grimm: Simon Kremser – Legende und gelebtes Leben. In: Berlinische Monatsschrift 9/1995 beim Luisenstädtischen Bildungsverein, S. 14–25.
Weblinks
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