Sinustachykardie

Sinustachykardie
Sinustachykardie in den Extremitätenableitungen

Als Sinustachykardie wird in der Medizin eine beschleunigte Herzfrequenz bezeichnet, wenn die elektrische Erregung auf normale Weise im Sinusknoten entsteht und durch das Erregungsleitungssystem zum Herzmuskel geleitet wird. Beim erwachsenen Menschen wird eine Herzfrequenz von mehr als 100 Schlägen pro Minute in Ruhe als Tachykardie eingestuft.[1]

Ätiologie

Bei Säuglingen und Kleinkindern, bei körperlicher Anstrengung oder psychischer Belastung wird eine Sinustachykardie als physiologisch, also ohne Krankheitswert, angesehen.[2]

Die pathologische (krankhafte) Sinustachykardie wird unterschieden in primäre und sekundäre Form. Die primäre Form hat keine erkennbare Ursache. In Einzelfällen liegt ihr eine kreisende Erregung im Vorhof zu Grunde, die durch ihre Nähe zum Sinusknoten im Elektrokardiogramm (EKG) das Bild einer Sinustachykardie erzeugt (Sinusknoten-Reentry).[3]

Die sekundäre Sinustachykardie entspricht häufig einem Kompensationsmechanismus, unter anderem bei Volumenmangel (z.B. bei Exsikkose oder nach großem Blutverlust), Anämie, Fieber, Lungenembolie, Herzinsuffizienz oder Myokarditis. Sie kann außerdem Ausdruck einer hormonellen Fehlregulation im Rahmen einer Schilddrüsenüberfunktion oder eines Phäochromozytoms sein. Auch Arzneimittel (z.B. Sympathomimetika bei Asthma bronchiale) sowie Genuss- und Rauschmittel wie Coffein oder Ecstasy können zu einer Sinustachykardie führen.[2]

Diagnostik und Therapie

Die Diagnose einer Sinustachykardie wird anhand des Elektrokardiogramms gestellt. Dabei geht jeder Kammeraktion (QRS-Komplex) eine Vorhoferregung (P-Welle) voraus. Differentialdiagnostisch muss Vorhofflattern und eine AV-Knoten-Reentry-Tachykardie in Erwägung gezogen werden.

Für die Therapie ist das Erkennen und die Behandlung der Ursache entscheidend. Eine rein symptomatische Therapie sollte nicht erfolgen. Bei primärer Sinustachykardie können zur Frequenzsenkung Betablocker eingesetzt werden.[1]

Einzelnachweise

  1. a b Ulrich Stierle, Franz Hartmann (2008) Sinustachykardie. In: Klinikleitfaden Kardiologie, 4. Auflage, S. 497. Elsevier-Verlag, München. ISBN 978-3-437-22281-8
  2. a b Hans-Joachim Trappe (1999) Sinustachykardie. In: K. Alexander et al. (Hrsg.) Thiemes Innere Medizin, S. 1236. Georg Thieme Verlag, Stuttgart. ISBN 3-13-112361-3
  3. Ralph Haberl (2003) Sinustachykardie. In: EKG Pocket, 4. Auflage, S. 153. Börm Bruckmeier Verlag, Grünwald.
Gesundheitshinweis Bitte den Hinweis zu Gesundheitsthemen beachten!

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Herzrasen — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

  • Kammertachykardie — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

  • Tachykard — Dieser Artikel oder Abschnitt ist nicht hinreichend mit Belegen (Literatur, Webseiten oder Einzelnachweisen) versehen. Die fraglichen Angaben werden daher möglicherweise demnächst gelöscht. Hilf Wikipedia, indem du die Angaben recherchierst und… …   Deutsch Wikipedia

  • Tachykardie — Klassifikation nach ICD 10 I47 Paroxysmale Tachykardie I47.0 Ventrikuläre Arrhythmie durch Re entry I47.1 …   Deutsch Wikipedia

  • Abkürzungen in der Medizin — Dies ist eine Liste der Abkürzungen und Akronyme, wie sie in der Medizin verwendet werden. Die Abkürzungen kommen neben der Klinik mit ihren vielfältigen Fachdisziplinen aus den Bereichen Biochemie, Physiologie und Laboratoriumsmedizin. Auch die… …   Deutsch Wikipedia

  • Basedow-Krankheit — Klassifikation nach ICD 10 E05.0 Hyperthyreose mit diffuser Struma Basedow Krankheit (Morbus Basedow) …   Deutsch Wikipedia

  • Basedowaugen — Klassifikation nach ICD 10 E05.0 Hyperthyreose mit diffuser Struma Basedow Krankheit (Morbus Basedow) …   Deutsch Wikipedia

  • Basedowsche Erkrankung — Klassifikation nach ICD 10 E05.0 Hyperthyreose mit diffuser Struma Basedow Krankheit (Morbus Basedow) …   Deutsch Wikipedia

  • Basedowsche Krankheit — Klassifikation nach ICD 10 E05.0 Hyperthyreose mit diffuser Struma Basedow Krankheit (Morbus Basedow) …   Deutsch Wikipedia

  • Extrasystolen — Klassifikation nach ICD 10 I49.1 Vorhofextrasystolie I49.2 AV junktionale Extrasystolie I49.3 Ventrikuläre Extras …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”