Sitar

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Sitar

Die Sitar[1] ist ein indisches Zupfinstrument und gehört zur Gruppe der Langhalslauten. Sie ist das bekannteste Instrument der nordindischen Musik und verfügt über einen sehr charakteristischen obertonreichen Klang.

Inhaltsverzeichnis

Bauform

Das Musikinstrument stammt ursprünglich aus dem persischen Kulturkreis, es soll im 13. Jahrhundert von Amir Chosrau erfunden worden sein. Der von Setar, persisch „Dreisaiter", abgeleitete Name lässt vermuten, dass das Instrument ursprünglich drei Saiten hatte. Die heutige Form bildete sich etwa im 17. Jahrhundert heraus. Sie unterscheidet sich deutlich von den persischen Lauten Setar und Tar.[2]

Die Sitar besteht aus einem getrockneten Flaschenkürbis (Kalebasse) als Resonanzkörper mit Holzdecke und einem langen, hohlen Hals, auf dem sich verschiebbare Messingbünde befinden.

Die Sitar hat heute normalerweise zwischen 19 und 21 Saiten. Vier Spielsaiten und drei Bordunsaiten (Chikari), die auf den Grundton und die Quinte der Tonleiter gestimmt und für rhythmische Akzente verwendet werden, verlaufen oberhalb der gebogenen Bundstäbe. Bis zu 13 Resonanzsaiten verlaufen unterhalb der Bundstäbe. Diese werden auf die Skalentöne des gespielten Ragas gestimmt, verstärken den Klang der Obertöne und verstärken den „singenden“ Klang der Sitar. Der Steg (Jovari) hat eine besondere gekrümmte Form, so dass die Saiten nur zum Teil aufliegen und dadurch den eigentümlichen obertonreichen Klang erzeugen. Der Grundton in der diatonischen Stimmung der Sitar kann individuell – je nach Klangideal – gewählt werden und liegt meistens zwischen C und D. Manche Modelle besitzen einen aufschraubbaren zweiten Korpus kurz vor der Kopfplatte (Tumba), der vor allem die tieferen Frequenzen wiedergibt.

Spielweise

Zeichnung der Spielhaltung
Kolorierte Zeichnung eines bengalischen Sitar-Spielers von François Balthazar Solvyns (erstmals veröffentlicht 1796)[3]

Der Spieler, Sitarji genannt, sitzt in der klassischen Haltung mit übergeschlagenen Beinen auf dem Boden. Das Instrument ruht dabei an der rechten Seite des Spielers auf seinem linken Fuß und wird mit dem rechten Unterarm, der auf dem Resonanzkörper ruht, schräg vor den Körper gehalten. Die linke Hand greift die Saiten hinter den Bünden. Durch seitliches Verziehen der Saite kann die Tonhöhe um bis zu einer Sexte erhöht und ein Glissando (Meend) erzeugt werden.

Die Saiten werden mit einem Plektrum aus Draht (Mizrab) angeschlagen, das auf den Zeigefinger der rechten Hand gesteckt wird. Für besondere Effekte können die unteren Saiten mit einem langen Fingernagel auch direkt angeschlagen werden.

Verwendung

Die Sitar ist das bekannteste und am weitesten verbreitete Instrument der klassischen nordindischen Musik und ist im Vergleich mit westlichen Zupfinstrumenten relativ schwierig zu spielen. Die indischen Saiteninstrumente Vina und Sarangi stellen allerdings noch deutlich höhere Anforderungen an den Spieler. Die Sitar wird normalerweise von Tabla und Tanpura begleitet.

Berühmte Sitarspieler sind die Inder Nikhil Banerjee, Imrat Khan und Ravi Shankar. Shankar erlangte vor allem durch die Beatles und die Zusammenarbeit mit dem Geiger Yehudi Menuhin auch außerhalb Indiens Berühmtheit. In Indien erfreut sich der Virtuose Vilayat Khan größter Beliebtheit, der wie seine Familie den Stil der Imdakhani-Gharana erlernte. Er entwickelte ein schnelles leichtes Spiel und veränderte die Sitar nach seinen Vorstellungen (nur zwei Spielsaiten, dafür vier Chikarisaiten, elf Resonanzsaiten). Vielen Indern gilt er als der beste Sitarji seiner Zeit. Die nächste Generation von Sitarspielern wie Budhaditya Mukherjee, Shujaat Khan (Vilayat Khans Sohn) und Irshat Khan (Imrat Khans Sohn) knüpfen musikalisch nahtlos an ihre großen Vorbilder an. In Deutschland tritt seit den 1970er Jahren regelmäßig der im Dhrupad-Stil ausgebildete Subroto Roy Chowdhury auf.

Anfang der 1960er Jahre gelangte die Sitar in den Jazz; zunächst durch indische Musiker wie Ravi Shankar, der sich in seinen Kompositionen die westliche populäre und klassische Musik erschloss und zugleich für ein Zusammentreffen der modalen Skalen der indischen Ragas mit der Jazzharmonik sorgte. Wenig später begannen Jazzmusiker, die Klänge der in Indien nur monophon eingesetzten Sitar als exotische Ergänzung in das mehrstimmige Jazzorchester einzufügen. In der Nachfolge von Ravi Shankar steht der indische Sitarspieler Nishat Khan[4] für ein ost-westliches Zusammenspiel im Bereich des Jazz. Der bekannteste, aus dem Jazz stammende Sitarspieler war bis zu seinem Tod 1984 Collin Walcott. In Deutschland wechselte der Jazzgitarrist Volker Kriegel gelegentlich zur Sitar.

In den späten 1960er Jahren beeinflussten die Sitar und indische Musik im allgemeinen die westliche Beat- und Rockmusik. George Harrison, Gitarrist der Beatles, erlernte die Sitar und ornamentierte damit Songs wie Norwegian Wood oder spielte komplett indische Titel wie Within You Without You auf dem Album Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band ein. Auch bei den Rolling Stones gab es Sitarspiel, so beispielsweise bei dem Stück Paint It, Black.

Coral Electric Sitar

Seit den 1960er Jahren wird die Electric Sitar gebaut, eine 6-saitige E-Gitarre, die mit abgeschrägtem Steg und Resonanzsaiten zwar einen Sitar-ähnlichen schnarrenden Ton erzeugt, aber nicht die Klangfülle und ornamentierenden Fähigkeiten einer echten Sitar hat. Da sie eine Gitarre mit Chromatischer Stimmung ist und jeder Gitarrist einfach auf ihr spielen kann, wird sie gerne von Musikern des Jazz und Rockbereichs zur Imitation des fernöstlichen Klangs der Sitar benutzt. Max Cavalera erreichte mit diesem Instrument in der Metalszene mit seinen Bands Soulfly und Sepultura hohes Ansehen. Aber auch Bands wie Rage, Metallica & Asian Dub Foundation und viele Andere versuchen mit dieser Sitar-Gitarre oder gar nur einem elektronischen Sitar-Guru-Effektgerät den einzigartig schnarrenden Klang der Sitar zu kopieren und ihre Musik damit zu bereichern.

Einzelnachweise

  1. Das Wort Sitâr wurde der Hindi-Sprache entnommen und ist dort Maskulinum. Im deutschen Sprachgebrauch hat sich jedoch das Femininum eingebürgert, daher die Sitar.
  2. Alain Danielou: Einführung in die indische Musik. Heinrichshofen's Verlag, Wilhelmshaven 1982, S. 96
  3. François Balthazar Solvyns: A Flemish Artist in Bengal, 1791-1803. IIAS Newsletter, Nr. 28, 2002, S. 15
  4. Nishat Khan Homepage

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Sitar – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
 Commons: Sitar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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