Sniečkus

Sniečkus

Antanas Sniečkus (* 7. Januar 1903 in Bubleliai bei Šakiai; † 22. Januar 1974 war der Führer der kommunistischen Partei (KP) Litauens und ab August 1940 bis zu seinem Tod ihr erster Sekretär.

Sniečkus' Familie floh während des Ersten Weltkrieges nach Russland wo sie 1917 die Oktoberrevolution erlebten. 1919 kehrten sie nach Litauen zurück und mit 17 Jahren war er Mitglied der kommunistischen Partei. Wegen Aktivitäten gegen die Regierung wurde er verhaftet. Auf Kaution entlassen floh er nach Moskau und wurde Mitglied der Komintern. Er erwarb das Vertrauen von Zigmas Angarietis und Vincas Mickevicius-Kapsukas und wurde Mitglied des Zentralkomitees der kommunistischen Partei Litauens. 1926 sandte ihn die Komintern nach Litauen um den exekutierten Karolis Požėla als Vorsitzenden der verbotenen und im Untergrund arbeitenden KP zu ersetzen. Bis 1930 war er in subversiven Aktivitäten involviert, wurde erneut verhaftet und 1933 gegen politische Gefangene in der Sowjetunion ausgetauscht. 1936 nach Litauen zurückgekehrt wurde er 1939 verhaftet und zu 8 Jahren Gefängnis verurteilt. [1]

Inhaltsverzeichnis

Okkupation Litauens

Nachdem die Sowjetunion im Zuge des Hitler-Stalin-Paktes Litauen okkupierte wurde Sniečkus am 18. Juni 1940 aus dem Gefängnis entlassen und zum Chef für nationale Sicherheit ernannt. Der Kommissar für Äußeres, Wladimir Dekanozow, erschien bereits ein paar Tage zuvor, am 15. Juni, in Litauen um die Eingliederung des Landes in die Sowjetunion zu organisieren. Als Parteisekretär führte Sniečkus die Anweisungen Dekanozow's im Auftrag der Partei aus. Im Vorfeld zu den Wahlen des sogenannten "Volksparlaments" am 14. Juli 1940 half er mit eine Atmosphäre des Terrors zu schaffen. Sniečkus war der Initiator der ersten Massendeportation von Litauern zwischen dem 14. und 19. Juni 1940. Er deportierte selbst seinen Bruder samt Familie nach Sibirien, wo dieser verstarb. Nur die KP und mit ihr kollaborierende Gruppen konnten zu den Wahlen Kandidaten nominieren. Die Bevölkerung wurde auf verschiedene Arten gezwungen an der Wahl teilzunehmen, die Ergebnisse dennoch gefälscht. Am 21. Juli erklärte das Volksparlament, das das "litausche Volk" sich der Sowjetunion anzugliedern wünsche. Der Prozess der Annexion war damit formal beendet und die Sozialistische Sowjetrepublik Litauen geschaffen. Ab 15. August 1940 bis zu seinem Tod 1975 war Sniečkus 1. Sekretär der Litauischen KP.

Zweiter Weltkrieg

Am 26. November 1942 wurde in Moskau die Litauische Partisanenbewegung (Lietuvos partizaninio judejimo štabas) unter Sniečkus' Kommando gegründet. Dieser hatte sich 1941 mit der Roten Armee nach Moskau abgesetzt. Die Existenz des Kommandos sollte den Einsatz sowjetischer Partisanen als 'litauisch' kaschieren; tatsächlich übermittelten die verschiedenen, von Moskau aus eingesetzten Partisanengruppen ihre Nachrichten aber an das "Zentrale Partisanenkommando" und nicht direkt an das Kommando der Litauischen Partisanenbewegung. Es wird angenommen, das 5.000 Menschen an den sowjetischen Untergrundaktivitäten in Litauen beteiligt waren. [2] Da die Gruppen, anders als die SOE-Kommandos in Frankreich, meist auf Selbstversorgung mit Nahrungsmitteln angewiesen waren, kam es auch zu Übergriffen auf die Bevölkerung wie im Massaker von Koniuchy.

Mit dem Vordringen der Roten Armee 1944 floh die Mutter von Antanas Sniečkus, ebenso wie zwei seiner Brüder und drei Schwestern, aus Litauen nach Westen während er selbst mit anderen Mitgliedern des ZK der KP in seine Heimat zurückkehrte. Noch einmal organisierte er Massendeportationen von Litauern.

Sowjetrepublik

Ab 1948 begann Sniečkus die Zwangskollektivierung in der Landwirtschaft. Durch Mord, Terror, Deportation und Propaganda waren die meisten Bauern 1952 kollektiviert. Die landwirtschaftliche Produktion fiel dramatisch auf das Niveau der sowjetischen Produktion[3], allerdings endete auch die privatkapitalistische Ausbeutung. 1949-50 verteidigte er erfolgreich alte kommunistische Mitkämpfer aus der Zeit der Illegalität, die stalinistischen Schauprozessen in Moskau unterzogen werden sollten. In der Folge war Litauen die einzige Sowjetrepublik die keinen einzigen alten KP-Kader verlor. Sniečkus gestaltete nun seine Politik nationaler, sabotierte gelegentlich Anweisungen der sowjetischen Regierung und verteidigte Privilegien der autonomen Republik. [4] Mit einer Amnestie Nikita Chruschtschows nach Stalins Tod wurden viele politische Gefangene aus dem Gulag sowie Deportierte aus Arbeitslagern entlassen, Sniečkus verweigerte Litauern allerdings die Rückkehr.

Sniečkus war verheiratet mit Mira Bordonaite, einer Kommunistin die viele Jahre in Gefängnissen verbracht hatte [5]. Beide hatten zwei Kinder, Vladas and Maryte. [6]

Post Mortem

1975 wurde der Ort Sniečkus am See Visaginas gegründet, in dem der Atomreaktor Ignalina errichtet wurde. 1992 benannte man die Stadt nach dem See um und verlieh ihm drei Jahre später Stadtrechte. Der jahrzehntelang mythologisierte Sniečkus verlor nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion sämtliche Reputation, wird aber in den letzten Jahren gelegentlich rehabilitiert.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Audrone Urbonaite. Antano Snieckaus mitas (Mythen über Antanas Sniečkus), Ekstra, 6. Januar 2002, No.1 (213)
  2. Audrone Janaviciene Soviet Saboteurs in Lithuania (1941–1944), 2004
  3. Kazys Blaževicius.Antanas Sniečkus. Kas jis? (Wer war Antanas Sniečkus?). XXI amžius, No. 7 (1111), 2003
  4. Audronė URBONAITĖ: Antano Sniečkaus mitas 2002, abgerufen 12. Mai 2008
  5. Audronė URBONAITĖ: Antano Sniečkaus mitas 2002, abgerufen 12. Mai 2008
  6. Kazys BLAŽEVIČIUS: Antanas Sniečkus. Kas jis? 2003, abgerufen 12. Mai 2008

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