Spanische Verfassung von 1837

Spanische Verfassung von 1837

Die Spanische Verfassung von 1837 wurde, während der Regentschaft der Königin Maria Christina für ihre Tochter Isabella II. von den Cortes beschlossen.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Nachdem Maria Christina 1833 die Regentschaft für ihre Tochter Isabella II. übernommen hatte, erließ sie 1834, um die Unterstützung der Liberalen gegen die Thronansprüche von Carlos María Isidro de Borbón zu erhalten, das Estatuto Real (Königliches Statut). Dieses Königliche Statut regelte ausschließlich die Wahl und die Arbeitsweise des neu geschaffenen Zweikammerparlamentes. Im Verlauf des Jahres 1836 kam es u. A. im Zusammenhang mit der Entlassung des progresistischen Ministers Mendizábal zu Aufständen. Diese Aufstände gipfelten in der Sargentada de La Granja, einer Meuterei von Mitgliedern der Königlichen Garde. Die Regentin wurde gezwungen, am 13. August 1836 die Verfassung von Cádiz wieder in Kraft zu setzen.

Am 21. August 1836 ordnete sie für September/Oktober Corteswahlen nach den Regeln der Verfassung von Cádiz an.[1]. In dem Dekret wird angekündigt, dass die neu gewählten Cortes entweder die Verfassung von Cádiz bestätigen oder eine neue Verfassung ausarbeiten sollten. Diese Cortes Constituyentes (Verfassunggebenden Cortes) tagten ab Oktober 1836. Es wurde eine Kommission unter dem Vorsitz von Agustín Argüelles Álvarez eingesetzt, die einen Vorschlag ausarbeitete, der einen damals vertretbaren Kompromiss zwischen Progresistas und Moderados bzw. zwischen der Verfassung von Cádiz und dem Königlichen Statut von 1834 darstellte.

Geltungsdauer

Die Verfassung wurde mit großer Mehrheit verabschiedet und am 18. Juni 1837 von der Regentin verkündet.

Nachdem Baldomero Espartero, der 1841 die Regentschaft für Isabella II. übernommen hatte, 1843 nach England ins Exil gegangen war, wurde nach einigen Übergangsregierungen der Moderados Ramón María Narváez zum Ministerpräsidenten ernannt. Er ließ die Verfassung von 1837 im Sinne der, von den Moderados gewünschten, Stärkung der Macht des Königs überarbeiten. Diese neue Spanische Verfassung von 1845 wurde von den Cortes beschlossen und am 23. Mai 1845 von der bereits 1843 für volljährig erklärten Königin Isabella II. in Kraft gesetzt. Damit wurde die Verfassung von 1837 außer Kraft gesetzt.

Inhalt

Deklaratorischer Teil

In der Präambel wurden gleich zwei grundlegende Aussagen gemacht. Nämlich, dass die Souveränität bei der Nation liegt und dass die Cortes mit der Verabschiedung der vorliegenden Verfassung, die auf der Verfassung von Cádiz zurückgehe, diese Souveränität ausübten. Isabella II. sei durch die Gnade Gottes und durch die Verfassung der spanischen Monarchie Königin Spaniens. Die Befugnis Gesetze zu erlassen lag bei den Cortes zusammen mit dem König. In einem Abschnitt mit der Überschrift De los Españoles (Über die Spanier) wurden die Rechte nicht nur der Spanier festgeschrieben. Es gab keine eindeutige Festlegung der Staatsreligion sondern die Verpflichtung der Nation, den Gottesdienst und das Personal der katholischen Religion, zu der sich die Spanier bekennen, zu unterhalten. Es bestand kein ausdrückliches Verbot der Ausübung anderer Religionen.

Organisatorischer Teil

Die Cortes bestanden aus zwei gleichberechtigten Kammern, dem Senado (Senat) und dem Congreso de los Diputados (Kongress der Abgeordneten). Die Senatoren wurden nach einem, von den Wählern aufgestellten, Dreiervorschlag vom König ernannt. Die Abgeordneten des Kongresses wurden in direkter Wahl gewählt. Die reguläre Wahlperiode sollte drei Jahre betragen. Bezüglich genauerer Voraussetzungen für die Wahlen wurde auf ein Wahlgesetz verwiesen. Das erste dieser Wahlgesetze[2] sah einen sehr hohen Einkommenszensus vor. Der Präsident des Senats wurde vom König bestimmt, während der Kongress seinen Präsidenten selbst wählte. Für die Abgeordneten bestand Immunität und Indemnität. Die Gesetzesinitiative konnte vom König, vom Senat oder dem Kongress ausgehen. Der König hatte ein absolutes Vetorecht gegen die von den Cortes verabschiedeten Gesetze.

Der König leitete die Exekutive, er berief die hohen Staatsbeamten und Militärs. Ihm stand es grundsätzlich frei, die Minister zu berufen und zu entlassen. Der König berief die Cortes ein und konnte sie jederzeit auflösen.

Die Rechtsprechung war ausschließlich den Gerichten vorbehalten. Strafprozesse sollten öffentlich stattfinden. Richter konnten nur durch einen Gerichtsbeschluss aus dem Amt entfernt werden. Es sollte ein Gesetz geschaffen werden, dass die Arbeit von Geschworenengerichten regelte.

Die Verfassung enthielt grundsätzliche Regelungen, welche die Provinzial- und die Stadtverwaltungen betrafen. Es wurde auf ein noch zu schaffendes Ausführungsgesetz hingewiesen.

Außer dem normalen Militär, für das eine Dienstpflicht bestand, waren Provinzialmilizen vorgesehen, die nur mit Zustimmung der Cortes in anderen Provinzen eingesetzt werden durften.

Die Verwaltung der überseeischen Provinzen sollte durch Sondergesetze geregelt werden.

Einzelnachweise

  1. Real decreto de convocatoria á Cortes con arreglo á la Constitución de 1812, Wahlgesetz vom 27. Mai 1834, auf cchs.csic.es, gesehen 4. August 2010 (spanisch, Word-Dokument)
  2. Wahlgesetz vom 20. Juni 1837 auf cchs.csic.es, gesehen 4. August 2010 (spanisch, Word-Dokument)

Quellen

  • Spanische Verfassung von 1837 s:es: Constitución española de 1837 (Wikisource, spanisch).
  • Antonio Colomer Viadel: La convocatoria de las Cortes Constituyentes de 1836: la ocasión histórica de los liberales. In: Cuadernos constitucionales de la Cátedra Fadrique Furió Ceriol. Nº 1, 1992, ISSN 1135-0679, S. 49–58 (online auf unirioja.es, (PDF; 178 KB), spanisch).

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Spanische Verfassung von 1845 — Die Spanische Verfassung von 1845 war eine geänderte Fassung der Spanischen Verfassung von 1837 durch die dem König mehr Rechte einräumt wurden. Inhaltsverzeichnis 1 Entwicklung der Verfassung 2 Inhalt 2.1 Deklaratorischer Teil …   Deutsch Wikipedia

  • Spanische Verfassung von 1869 — Die Spanische Verfassung von 1869 trägt die Bezeichnung Demokratische Verfassung der Spanischen Nation (Constitución democrática de la nación española). Die Verfassung wurde nach dem Sturz der Königin Isabella II. von einer Verfassunggebenden… …   Deutsch Wikipedia

  • Verfassung von Cádiz — Die Verfassung von Cádiz aus dem Jahr 1812 war die erste schriftlich niedergelegte Verfassung, die von Spaniern für Spanien erarbeitet und in Kraft gesetzt wurde. Wegen ihres Verkündungsdatums, dem 19. März, der in Spanien als Feiertag des… …   Deutsch Wikipedia

  • Verfassung von Cadiz — Die Verfassung von Cádiz aus dem Jahr 1812 war die erste schriftlich niedergelegte Verfassung die von Spaniern für Spanien erarbeitet und in Kraft gesetzt wurde. Wegen ihres Verkündungsdatums, dem 19. März, der in Spanien als Feiertag des… …   Deutsch Wikipedia

  • Projekt der föderalen spanischen Verfassung von 1873 — Bei der Föderalen Verfassung der Spanischen Republik (Proyecto de Constitución Federal de 1873) handelt es sich um einen Verfassungsentwurf, der den Verfassunggebenden Cortes im Jahr 1873 vorgelegen hat. Über den Entwurf wurde nicht abgestimmt.… …   Deutsch Wikipedia

  • Verfassung (Spanien) — Die aktuell gültige Verfassung des Königreichs Spanien ist am 29. Dezember 1978 in Kraft getreten, einen Tag später als ursprünglich vorgesehen, denn der 28. Dezember, der día de los santos inocentes, ist die spanische Entsprechung zum 1. April.… …   Deutsch Wikipedia

  • Verfassung des Königreiches Spanien — Die aktuell gültige Verfassung des Königreichs Spanien ist am 29. Dezember 1978 in Kraft getreten, einen Tag später als ursprünglich vorgesehen, denn der 28. Dezember, der día de los santos inocentes, ist die spanische Entsprechung zum 1. April.… …   Deutsch Wikipedia

  • Verfassung des Königreichs Spanien — Die aktuell gültige Verfassung des Königreichs Spanien ist am 29. Dezember 1978 in Kraft getreten, einen Tag später als ursprünglich vorgesehen, denn der 28. Dezember, der día de los santos inocentes, ist die spanische Entsprechung zum 1. April.… …   Deutsch Wikipedia

  • Königliches Statut von 1834 — Das Königliche Statut von 1834 (Estatuto Real) war eine Rumpfverfassung für Spanien, die nur aus einem organisatorischen Teil bestand. Diese Verfassung wurde im April 1834 von der Regentin Maria Christina im Namen ihrer Tochter Isabella II. in… …   Deutsch Wikipedia

  • Statut von Bayona — Das Statut von Bayona (Estatuto de Bayona) von 1808 war die erste schriftlich niedergelegte spanische Verfassung. Häufig wird die Verfassung von Cádiz aus dem Jahr 1812 als die erste schriftliche Verfassung Spaniens bezeichnet, da sie auch in… …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”