- Specific Language Impairment
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SLI (Abkürzung für engl. Specific Language Impairment, deutsch ‚spezifische Sprachentwicklungsstörung‘[1]), auch bezeichnet als Developmental dysphasia oder Language delay, ist eine Sprachentwicklungsstörung in Form eines verzögerten oder abweichenden Spracherwerbs eines Kindes ohne kognitive, neurologische oder soziale Beeinträchtigung.
Inhaltsverzeichnis
Ätiologie
Ob SLI genetisch bedingt ist, wurde bis heute noch nicht bewiesen, aber Studien zeigen, dass Kinder mit SLI mindestens ein Mitglied in der Familie haben, das ebenso an einer Sprachentwicklungsstörung leidet. Es wurden Untersuchungen an Zwillingen vorgenommen um zu sehen, ob ein genetischer Zusammenhang besteht. Im Jahr 2001 entdeckten britische Forscher das Chromosom, welches in 15 von 37 Fällen in einer untersuchten Familie für die Sprachentwicklungsstörung verantwortlich ist. Kinder mit SLI verfügen über ein normal entwickeltes Gehör und einen durchschnittlichen Intelligenzquotients. Ihre motorischen Fähigkeiten, ihre soziale und emotionale Entwicklung sowie das neurologische Profil unterscheiden sich nicht von gesunden Kindern. Die einzige Verzögerung liegt in der sprachlichen Entwicklung.
Symptomatik
Kinder mit SLI zeigen von Geburt an eine beeinträchtigte Sprachentwicklung mit Symptomen, die entweder während der Kindheit verschwinden oder auch bestehen bleiben. Sie weisen typischerweise eine Beeinträchtigung auf folgenden sprachlichen Ebenen auf:
Kinder mit SLI-Symptomen sind aber in Hinblick auf ihre physische, mentale und soziale Entwicklung als normal zu bezeichnen. Sie haben daher auch
- eine normale Punkteanzahl bei Intelligenztests
- ein normales Hörverhalten und keine kürzlichen Ohrenerkrankungen
- keine oralen Abnormalitäten
- keine neurologischen Dysfunktionen (z.B.: keine Gehirnverletzungen)
- keine Verhaltenssschwierigkeiten und keine emotionalen, kommunikativen oder sozialen Probleme (z.B.: Autismus)
Häufigkeit
Rund 6–8% aller Kinder leiden an irgendeiner Art von Sprachentwicklungsstörung. SLI kommt bei Jungen dreimal so oft vor wie bei Mädchen. 40–75% der SLI-Kinder haben Probleme das Lesen zu erlernen. Bei 73% der Kinder, bei denen in der Vorschule eine Sprachentwicklungsstörung festgestellt wird, bleiben die Symptome bis in das Erwachsenenalter bestehen.
Unterschiede zwischen SLI-Kindern und normal entwickelten Kindern
Sprachliche Fehler sind während der Sprachentwicklung ein gängiges Phänomen.
- SLI-Kinder weisen aber einen wesentlich höheren Anteil an Fehlern in ihrem Sprechen auf als normal entwickelte Kinder.
Für klinische Linguisten sind Kinder mit SLI-Symptomen von sog. "normal" entwickelten Kindern leicht zu unterscheiden.
- SLI-Kinder weisen in Sprachtests signifikante Unterschiede gegenüber normal entwickelten Kindern auf.
Aber auch für Laien ist die Entwicklungsverzögerung leicht zu erkennen:
- Normal entwickelte Kinder produzieren ihr erstes Wort im Alter von rund 11 Monaten, während im Vergleich SLI-Kinder ihr erstes Wort mit etwa 23 Monaten produzieren.
- Normal entwickelte Kinder beginnen etwa mit 17 Monaten Zwei-Wort-Sätze (z.B.: will Schokolade) zu bilden, SLI-Kinder mit etwa 37 Monaten.
Fehlertypen
Kinder mit einer derartigen Sprachentwicklungsstörung machen unterschiedliche Fehler in der Sprachproduktion. Diese Typen von Fehler werden in folgende Kategorien unterteilt.
Auslassungsfehler (Omission errors)
Abweichungsfehler (Commission errors)
- Übergeneralisierungen
- Kasusfehler
- Wortstellungsfehler
Diagnose, Therapie und Prognose
Seit etwa Mitte der 1990er-Jahre wird SLI wissenschaftlich eingehend untersucht, daher kann die Erkrankung genau diagnostiziert werden.
Diagnostische Verfahren für syntaktisch-morphologische Störungen:
Subtests aus standardisierten Sprachentwicklungstests
- Psycholinguistischer Entwicklungstest (PET) (Angermaier 1974) Grammatiktest;
- Heidelberger Sprachentwicklungstest (HSET) (Grimm/Schöler 1978);
- SETK 2 (Grimm 2000);
- SETK 3-5 (Grimm 2001);
Bereits im Vorschulalter können Anzeichen von SLI auch von Eltern bemerkt werden. SLI beeinträchtigt den schulischen Erfolg der Kinder, speziell wenn keine therapeutischen Maßnahmen unternommen werden. Folglich ist es wichtig, so schnell wie möglich zu handeln und einen Sprachtherapeuten aufzusuchen.
Quellen
- Radford, Andrew: Grammatical Aspects of Specific Language Impairment. A Linguistic Perspective. Essex 2006. Kursbuch online veröffentlicht in: http://www.words-and-pictures.de/uni-frankfurt/rueffer/pdfss05/Radford_2005.pdf
- Angermaier, M: Psycholinguistischer Entwicklungs Test (PET). Beltz Test, Weinheim 1974.
- Grimm, Schöler: Heidelberger Sprachentwicklungstest (HSET). Göttingen: Hogrefe 1978.
- Grimm, H.: Sprachentwicklungstest für zweijährige Kinder SETK 2. Göttingen: Hogrefe 2000.
- Grimm, H.: Sprachentwicklungstest für drei- bis fünfjährige Kinder SETK 3-5. Göttingen: Hogrefe 2001.
Einzelnachweise
- ↑ Dietlinde Schrey-Dern: Sprachentwicklungsstörungen: "i mei bille anzlasse" (Ich lasse meine Brille an). In: Kindergartenpädagogik.de. Martin R. Textor, abgerufen am 5. Mai 2009.
Weblinks
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