- St. Georg (Haguenau)
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Die Stadtpfarrkirche St. Georg (frz. Église Saint-Georges) ist neben der Kirche St. Nikolaus der bedeutendste Sakralbau der Stadt Haguenau. Die Kirche ist seit 1848 Monument historique.
Inhaltsverzeichnis
Baugeschichte und Beschreibung
Eine erste, 1143 begonnene Kirche wurde um 1200 durch eine flachgedeckte Säulenbasilika ersetzt. Diese erinnert in ihrer Form eher an die von Hirsau geprägte romanische Architektur im schwäbischen als an die oberrheinisch-elsässische Romanik, wo die gewölbte Pfeilerbasilika vorherrschend ist. Als nächster Verwandter kann die Klosterkirche Schwarzach auf der gegenüberliegenden Rheinseite angesehen werden. Im Außenbau ist das Langhaus durch Lisenen und Rundbogenfriese gegliedert.
Von 1250 bis 1283 erfolgte ein gotischer Umbau: An das romanische Mittelschiff, das unberührt blieb, wurde ein polygonaler Chor mit Querhaus und oktogonalem Vierungsturm angefügt, die Formen verweisen auf die Straßburger Münsterbauhütte – und die Seitenschiffe erhielten Kreuzrippengewölbe. Das Mittelschiffsgewölbe entstand erst 1609–1611 in nachgotischen Formen (vgl. Jesuitenkirche in Molsheim).
Während der Französischen Revolution sowie der Kämpfe um die Stadt 1945 litt die Kirche Verluste an Bau- und Verzierungssubstanz. Mehrere abgeschlagene Skulpturen, die ursprünglich vor allen Dingen das Ostwerk verzierten, sind heutzutage im Musée historique aufbewahrt. Die Kirche wurde bis 1963 restauriert.
1287 stiftete der römisch-deutsche König Rudolf von Habsburg eine Propstei, der 1738 das Kloster Surburg angegliedert wurde.
Die Kirche hat folgende Ausmaße:[1]
- Außenlänge: 67 Meter
- Außenbreite: 22 Meter
- Innenlänge: 61 Meter
- Innenbreite: 19,60 Meter
Ausstattung
Das Innere der Kirche ist anzahlmäßig an Ausstattungsstücken relativ arm.
Kanzel
Am bemerkenswertesten sind die Kanzel aus dem Jahre 1500 von Veit Wagner, ein riesiges Kruzifix (4 Meter hoch, 2,75 Meter breit)[1] aus dem Jahre 1488 von Klemens von Baden, ein zwölf Meter hohes Sakramentshaus aus dem Jahre 1523 von Friedrich Hammer[2] und mehrere Schnitzaltäre, darunter ein großformatiges Werk vom Grünewald-Zeitgenossen Diebold Martin, ein Jüngstes Gericht, das im 19. Jahrhundert mit zwei spätgotischen Gemälden eines fränkischen oder schwäbischen Meisters zusammen zu einem Flügelaltar, den es in dieser Form ursprünglich nicht gegeben hatte, zusammengesetzt wurde.
Fenster
1845 erhielt die Kirche neue Glasfenster mit Darstellungen der Kaiser Friedrich Barbarossa, Konrad III., Rudolf von Habsburg und Albrecht III. in den Seitenschiffsfenstern. Diese Fenster überlebten die Bombardierungen von 1945 nicht. Die heute zu sehenden Apsis- und Westwerkfenster sind das Werk von Jacques Le Chevalier und wurde von 1956 bis 1969 eingebaut.
Orgel
Die große Orgel stammt aus dem Hause Kern (1988) in einem Gehäuse der Firma Eberhard Friedrich Walcker von 1867, jedoch gab es bereits im 15. Jahrhundert nachweislich eine Orgel, die 1491-1493 von dem Orgelbauer Friedrich Krebs als Schwalbennestorgel erbaut worden war. Das heutige Orgelwerk wurde 1988 erbaut, wobei Pfeifenmaterial aus der Walcker-Orgel wiederverwendet wurde.[3]
I Positif C–g3 1. Bourdon 8' 2. Prestant 4' 3. Flûte 4' 4. Nasard 22/3' 5. Doublette 2' 6. Tierce 13/5' 7. Cymbale III 8. Cromorne 8' II Grand Orgue C–g3 9. Bourdon 16' 10. Montre 8' 11. Bourdon 8' 12. Viole de Gambe 8' 13. Prestant 4' 14. Doublette 2' 15. Fourniture IV 16. Cornet V (D) 17. Trompette 8' 18. Clairon 4' III Récit expressif C–g3 19. Diapason 8' 20. Cor de nuit 8' 21. Salicional 8' 22. Unda maris 8' 23. Fugara 4' 24. Flûte en bois 4' 25. Octavin 2' 26. Carillon III 27. Basson-Hautbois 8' 28. Voix humaine 8' Tremblant Pédale C–f1 29. Flûte 16' 30. Soubasse 16' 31. Quinte 102/3' 32. Flûte 8' 33. Prestant 4' 34. Bombarde 16' 35. Trompette 8' - Koppeln: I/II, III/II, I/P, II/P, III/P
Glockenturm
Der Glockenturm über der Vierung enthält die zwei ältesten noch tätigen Glocken Europas, beide wurde im Jahre 1268 gegossen[1] und konnten im Gegensatz zu ihren Zeitgenossen in der Kirche St. Nikolaus den 2. Weltkrieg unbeschadet überleben.
Ansichten
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St. Georg von Westen, im Vordergrund der barocke „Bienenbrunnen“ aus der ehemaligen Klosteranlage Neubourg
Literatur
- Ernst Adam: Baukunst der Stauferzeit in Baden-Württemberg und im Elsaß. Stuttgart und Aalen 1977.
Einzelnachweise
- ↑ a b c „Découvrir Haguenau“ (Französisch)
- ↑ HB Kunstführer Straßburg - Colmar - Elsaß, 1986, ISBN 3-616-06560-8 (formal falsche ISBN), korrigierte ISBN 3-616-06520-8
- ↑ Informationen zur Orgel von St. Georg (französisch)
Weblinks
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Commons: St. Georg (Haguenau) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
- Paroisse Saint-Georges Haguenau
- Geschichte und Beschreibung der Orgel
- Geschichte und Beschreibung des Altars vom Jüngsten Gericht
48.8136111111117.7869444444444Koordinaten: 48° 48′ 49″ N, 7° 47′ 13″ OKategorien:- Bauwerk in Haguenau
- Monument historique (Haguenau)
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- Disposition einer Orgel
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