St. Jacobi-Kirche (Göttingen)

St. Jacobi-Kirche (Göttingen)
Ansicht vom Johanniskirchhof
Ansicht von St. Jacobi vom Turm der St.-Johannis-Kirche

Die evangelisch-lutherische Pfarrkirche St. Jacobi in der Göttinger Altstadt ist eine zwischen 1361 und 1433 errichtete dreischiffige gotische Hallenkirche. Mit ihrem 72 m hohen Fassadenturm ist sie neben der St. Johannis-Kirche die zweite Dominante im Altstadtbild Göttingens. Sie befindet sich in der Weender Straße, der alten Nord-Süd-Achse der Stadt.

Die Kirche wurde dem heiligen Jakobus d.Ä. geweiht, dem Schutzpatron der Pilger.

An selbiger Stelle befand sich vorher eine alte, wahrscheinlich wesentlich kleinere Kirche, die 1245 zum ersten Mal urkundlich gesichert ist. Diese wurde nach nicht quellenmäßig gesicherter Auskunft von Heinrich dem Löwen um 1186 gegründet und diente als Burgkapelle der Stadtburg. Im Jahre 1350 erteilte Herzog Ernst I. von Braunschweig-Göttingen die Erlaubnis zur Vergrößerung der Kirche. Nach einer Bauinschrift auf der südlichen Seite der Vorhalle wurde 1361 mit dem Neubau bzw. der Erweiterung des Vorgängergebäudes begonnen. 1372 wurde ein päpstlicher Ablass ausgestellt, der die Spendenfreudigkeit der Gläubigen stärken sollte. 1383 wurde ein Marienaltar im nördlichen Seitenschiff aufgestellt.

1426 wurde mit dem Hildesheimer Hans Rutenstein ein dreijähriger Bauvertrag abgeschlossen. Dieser wird als der entwerfende Architekt des Turmbaus angesehen. Daneben wird ein Jakob, der ab 1429 gelegentlich den Zusatz Meister trägt, als selbständiger Bauführer bzw. Nachfolger Rutensteins genannt. Der Turm wurde nach Auskunft des Göttinger Stadtchronisten Franciscus Lubecus 1459 mit Spitzhelm vollendet. 1642 wurde der obere Teil des Turmes zum dritten Mal (nach 1479 und 1555) durch Blitzschlag schwer beschädigt. Nur das bis zum untersten Gewölbe ausgebrannte Mauerwerk blieb erhalten. 1696 erfolgte der Bau des sicher seinerzeit als behelfsmäßig angesehenen Fachwerkaufbaus mit der Barockhaube, der bis heute der Kirche einen eigenwilligen Akzent im Stadtbild verleiht.

Der bedeutendste Schatz im Inneren ist der 1402 von einem unbekannten Künstler geschnitzte dreiflügelige Flügelaltar. Er zeigt auf der Sonntagsseite die Geschichte Jesu, auf der Alltagsseite die Geschichte des heiligen Jakobus und auf der Festtagsseite Christus als König der Welt.

Moderne Kunst findet sich in der Kirche seit 1997/98: Der fünfteilige Fensterzyklus auf der Nordseite von Johannes Schreiter übersetzt den 22. Psalm in Farbe, Linie und Licht.

Die 1964/66 von Paul Ott erbaute große Orgel mit spanischen Trompeten hat 58 Stimmen in fünf Werken. Sie ist die größte Ott-Orgel in Südniedersachsen.

Die heutige evangelisch-lutherische Kirchengemeinde von St. Jacobi hat etwa 3000 Mitglieder.

Literatur

  • Dieter Unckenbold und Karl-Heinz Bielefeld: Die Gotischen Pfarrkirchen in Göttingen, Heinz Reise-Verlag, Göttingen 1953
  • Wulf Schadendorf: Göttinger Kirchen (Kleine Kunstführer für Niedersachsen, Heft 2) Göttingen 1953
  • Hans Reuther, Architektur, Seite 530, 536 f., in: Göttingen, Geschichte einer Universitätsstadt, Band 1, hrsg. von Dietrich Denecke und Helga-Maria Kühn, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1987

Weblinks

51.5359.93555555555567Koordinaten: 51° 32′ 6″ N, 9° 56′ 8″ O


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