St. Marienkirche (Grimmen)

St. Marienkirche (Grimmen)
Grimmen: St. Marienkirche

Die Stadtkirche St. Marien ist eine frühgotische Hallenkirche im Stadtkern von Grimmen in der Nähe des Grimmer Rathauses.

Inhaltsverzeichnis

Chronik

Bau der Halle im Mittelalter

Um 1250 wurde Grimmen gegründet; ein planmäßiges rasterförmiges Straßennetz entstand. Mit dem Bau der frühgotischen Marienkirche wurde um 1275 begonnen. Als Kern der Stadtkirche entstand eine Halle als ein Backsteinbau auf einem Feldsteinsockel. Um- und Anbauten folgten im Laufe der Jahrhunderte. Die dreischiffige Halle von fünf Jochen hat im Mittelschiff rechteckige, kräftige Kreuzgewölbe und in den beiden Seitenschiffen quadratische Kreuzgewölbe. Getragen werden die Gewölbe von achteckigen Pfeilern mit zierlichen Sockelprofilen aus glasierten Steinen. Die Außenwände werden durch kleine Strebepfeiler gestützt, wobei die Eckpfeiler geschrägt sind. Die gotischen Fenster sind drei- und zweiteilig. Der ursprüngliche gerade Ostabschluss der Halle ähnelte dem der Greifswalder Marienkirche („Dicke Marie“).

Hallenchor

Im 15. Jahrhundert wurde aus Backsteinen dann der kreuzrippengewölbte Hallenchor mit einem Umgang an die Ostseite angefügt. Der Binnenchor hat ein Joch und einen 5/8-Abschluss. Der Umgang weist glatte Wände auf, wobei die Strebepfeiler sich hier im Inneren befinden und so hohe Wandnischen bilden. Der Umgang wird dabei aus acht Teilen gebildet und überwölbt. Ein Sakristeianbau mit zwei Jochen befindet sich an der Nordseite des Chors.

Turm und Westseite

Etwa zur gleichen Zeit wurde an der Westseite der quadratische Turm mit seiner Turmhalle angefügt. Der Turm hat vier Geschosse und wird oben mit einem Blendschmuck verziert. Das gotische Westportal ist dreifach gestuft, erstellt als Rundstabbündel aus glasierten und unglasierten, profilierten Ziegeln. Mit dem Turm entstanden die niedrigen Seitenhallen am Turm mit Blendgiebel an der Westseite.

Im Kirchturm befinden sich die Kirchenglocken, ein seltener Schatz in Pommern. Ein Glockensachverständiger schwärmt: "Uns ist nicht bekannt, dass es in Pommern ein vierstimmiges Geläut noch einmal gibt." Die hohe Qualität der Klangmöglichkeit der Glocken wird dabei geschätzt.

Moritzkapelle

Die Moritz- oder Mauritiuskapelle an der Nordseite hat zwei kleine Joche und einen vierseitigen Abschluss, wobei die Strebepfeiler hier wieder außen stehen. Die Kapelle wurde 1615 von Albrecht Wakenitz für 500 Gulden gekauft und diente der Familie Wackenitz, später von der Lancken-Wakenitz, bis 1945 als Erbbegräbnis. Noch heute ist sie der letzte Ruheort für 15 Familienangehörige. Im Eingangsbereich der Kapelle befinden sich zwei große Engelsfiguren. Dieser Vorraum ist heute ein Ort des Gedenkens für die Opfer der Kriege.

Innenausstattung

  • Bemerkenswert ist die reichgeschnitzte barocke Kanzel von 1707 mit der Darstellung der vier Evangelisten, den Engelsköpfen und dem üppigen Blattwerk als Zierrat.
  • Das frühgotische Kalksandstein - Taufbecken hat rundbogige Blendengliederung.
  • Das Ratsgestühl mit seinen geschnitzten Wangen (Tiere, Blumen, Wappen) stammt von 1590. Dazu besteht ein Restgestühl von 1622 und ein Zunftgestühl von 1586 mit geschnitzten Wangen mit Handwerksmotiven.
  • Des Weiteren befinden sich an den Wänden mehrere Pfarrerbildnisse aus dem 18./19. Jh. und verschiedene Grabdenkmäler aus dem 15. bis 19. Jahrhundert.

Außenanlage

Große Bäume umrahmen die St. Marienkirche, deren Außenfläche ansonsten schlicht mit Rasen begrünt wurde.

Erneuerungen

1976 bis 1977 erfolgte eine Renovierung im Inneren der Kirche. Dabei wurden die spätmittelalterlichen Wandmalereien entdeckt und restauriert. Das Dach konnte 1986 neu eingedeckt werden. Obwohl auch die Orgel 1982 neu bestückt werden sollte, konnte erst nach der Wende, am 27. September 1992, die feierliche Einweihung der erneuerten Orgel stattfinden. Da entsprechend den baufachlichen Untersuchungen auch das äußere Bauwerk - vor allem von Kirchturm und Kirchturmhalle - bedenklich war, wurde 1992 eine Sanierung aus Städtebauförderungsmitteln begonnen und 1993 fertiggestellt. 1994 erhielt die Kirche eine Beschallungsanlage, die den raumakustischen Bedingungen entsprechen musste. Auch die Lüftungsanlage wurde ausgebaut. 1996 konnten dann die Kirchenfenster saniert werden. Auch die "Außenhaut" wurde in dieser Zeit Stück für Stück saniert.

"In den Jahren 1990 bis 2000" - schrieb ein Gemeindemitglied - "haben die Kirchgemeinde und das Gebäude mehr Hilfe und Förderung erfahren als in den 60 Jahren davor." [1]

Literatur

  • Georg Dehio: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler - Mecklenburg; Deutscher Kunstverlag, München und Berlin, 1980

Quellen

  1. Kurt Griwahn in Grimmen - 10 Jahre Stadterneuerung; Seite 37, Hg: BIG-Städtebau, 2001

Weblinks

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