- St. Salvator (Schwäbisch Gmünd)
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Der St. Salvator ist ein Wallfahrtskomplex über Schwäbisch Gmünd. Er besteht aus zwei Felsenkapellen, die zusammen die Wallfahrtskirche St. Salvator bilden, sowie einem Kreuzweg mit mehreren Kapellen. Letzterer ist in der Form, wie er in Schwäbisch Gmünd vorliegt, einzigartig.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Schon vor 1483 hat sich am Nepperberg oder auch Eberstein genannt, eine Kultstätte befunden. In jenem Jahr erwähnte der Ulmer Dominikanermönch Felix Fabri anlässlich seiner Besichtigung der Jakobshöhle in Jerusalem, dass ihn diese an die ganz ähnliche aber kleinere Höhle, den Eberstein bei Gmünd in Schwaben erinnert.
Am 12. April 1616 hinterließ der Priester Heinrich Pfeningmann 200 Gulden zur „Reparierung“ des Eppersteins. Die „Reparierung“ wurde zu einem Um- und Ausbau ausgeweitet. Der Bildhauer und Baumeister Caspar Vogt leitete diese Arbeiten. Schon am 19. August 1618 konnte der Augsburger Weihbischof die beiden Altäre in der Felsenkapelle weihen. Der eine wurde zu Ehren des Erlösers (St. Salvator), der andere zu Ehren des Hl. Johannes und Jakobus geweiht.
1623 wurde die obere Kapelle geweiht, die 1636 auf Grund des aus Fels gehauenen Ölberges bei Kaiser Ferdinand III. große Bewunderung gefunden hat. 1654 wurde die Kirche abermals geweiht, vermutlich auf Grund von Verwüstungen in den Kriegsjahren. Hier kam es auch nochmal zu größeren baulichen Veränderungen. Die obere Kapelle bekam eine Vorhalle und es wurde anstatt eines kleinen Glockentürmchens, der heutige Glockenturm gebaut.
Schon vor 1622 entstand das Mesnerhaus, neben der Wallfahrtskirche, es ist auf den 1622 erstellten Bildern von Christoph Friedel zu sehen. 1770 wurde von Johann Michael Keller das barocke Kaplaneihaus errichtet.
Im 18. Jahrhundert entstanden noch zwei weitere Kapellen auf dem Salvator. Anfang des Salvators die Muschelkapelle, die im Innenraum mit Kiesmörtel, Muscheln und Schnecken überzogen ist und ein Tonnengewölbe besitzt. Die zweite Kapelle entstand Ende des 18. Jahrhunderts nach 1792 und ist eine Heiliggrabkapelle. Ihre Fenster entstanden Ende des 19. Jahrhunderts.
Zuerst bestand der Kreuzweg auf den St. Salvator nur aus den traditionellen Bildstöckchen. 1737 wurden Fachwerkhäuschen, die 1789 zu kleinen Kapellchen mit Kuppeldach umgebaut wurden, errichtet. In ihnen sind lebensgroße Figuren zu sehen, die das Leiden Christi veranschaulichen sollen.
Zugehörigkeit und Nutzung
Die Stadtpfarrkirche Unserer Lieben Frau und Heilig Kreuz, das heutige Heilig-Kreuz-Münster in Schwäbisch Gmünd, war bis 1644 für die Seelsorge auf dem St. Salvator zuständig. Von 1644 bis 1810 übernahmen Kapuzinermönche des Gmünder Kapuzinerklosters die Seelsorge, die dann von sogenannten Benefiziaten, den Salvatorkaplänen übernommen wurde.
Heute ist der St. Salvator wieder Eigentum der Münstergemeinde Heilig Kreuz des Heilig-Kreuz-Münsters in Schwäbisch Gmünd. Einmal monatlich, in den Wochen vor Ostern auch häufiger, finden Wallfahrtsmessen statt. Ebenso wird der St. Salvator für viele Kreuzwegandachten genutzt.
Glocken
Heute befinden sich im Glockenturm zwei Glocken. Die 1955 von Heinrich Kurtz aus Stuttgart, gegossene Dolorosa-Glocke ist heute die erste Glocke und ersetzt die St.-Paulus-Kriegergedächtnisglocke von 1925, die vom selben Meister stammte. Die zweite Glocke stammt von 1780 und wurde von Joseph und Nikolaus Arnoldt aus Dinkelsbühl gegossen. Eine weitere Glocke die 1763 in Nürnberg gegossen wurde hängt heute im Dachreiter des Heilig-Kreuz-Münsters. Die Konradsglocke von 1895 aus Biberach, die von der Glockengießerei Zoller gegossen wurde, ist abgegangen.
Nr. Name Durchmesser Gussjahr Ton 1 Dolorosa 870 mm 1955 b 2 k. A. 670 mm 1780 des Gegenwärtiger Zustand
Durch Erosion, vor allem in den oberen Schichten, ist der Stubensandstein stark angegriffen. Zahlreiche Details an den Figuren sind bereits teilweise verwittert. Durch Gründung eines Freundeskreises, für den Diane Herzogin von Württemberg die Schirmherrschaft übernommen hat, sollen notwendige Mittel für den Erhalt der Kapellen und Kreuzwegstationen freigesetzt werden.[1]
Die zum Teil durch einheimische Handwerker und Helfer ehrenamtlich ausgeführten Arbeiten, haben 2010 begonnen und werden sich über die nächsten Jahre bis zur Landesgartenschau 2014 hinziehen. Durch große Beteiligung an den Spenden- und Verkaufsaktionen des Freundeskreises, können dringend benötigte Arbeiten früh umgesetzt werden. Auch der Eigentümer, die Münstergemeinde Heilig Kreuz beteiligt sich, trotz großer finanzieller Belastung durch die Sanierung der Johanniskirche und der Instandhaltung des Gmünder Münsters in der Innenstadt, an der Sanierung des Salvators.
Im Januar 2011 begann die Materialprüfungsanstalt der Universität Stuttgart mit der Suche nach einem geeignetem Konservierungsverfahren oder Festigungsmittel für dauerfeuchten Naturstein. Dieses soll das Ölbergrelief, das 1620 direkt aus dem Fels geschlagen wurde, vor dem Verfall retten.[2]
Bilder
Literatur
- Klaus Graf: Das Salvatorbrünnlein. Eine bislang unbekannte Gmünder „Sage“ aus der Sammlung des Stuttgarter Gymnasialprofessors Albert Schott d. J. (1809–1847), in: Einhorn-Jahrbuch Schwäbisch Gmünd 1995, S. 109–118. (online)
- Münsterbauverein Schwäbisch Gmünd (Hrsg.): St. Salvator in Schwäbisch Gmünd. Fischer Druck, Herlikofen 2006.
- Münsterbauverein Schwäbisch Gmünd (Hrsg.); Hubert Herkommer, Johannes Schüle: Der Kreuzweg zum St. Salvator - ein meditativer Begleiter. Fischer Druck, Herlikofen 2011. ISBN 978-3-9813675-2-2
Weblinks
Commons: St. Salvator Schwäbisch Gmünd – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ „Einen Salvator zum Vorzeigen“ in Gmünder Tagespost vom 31. Oktober 2009
- ↑ „Uni Stuttgart sucht Rettung für Salvator“ in Gmünder Tagespost vom 20. Januar 2011
48.8020279.785176Koordinaten: 48° 48′ 7″ N, 9° 47′ 7″ OKategorien:- Kirchengebäude im Ostalbkreis
- Schwäbisch Gmünd
- Katholischer Wallfahrtsort in Baden-Württemberg
- Salvatorkirche
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