- Stadtkirche Bad Rappenau
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Die Stadtkirche Bad Rappenau ist eine evangelische Kirche in Bad Rappenau. Die Kirche geht auf ein spätmittelalterliches Vorgängerbauwerk zurück und wurde 1887 neu erbaut.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Kirchengeschichte
Das Gebiet der Stadt Bad Rappenau gehörte ursprünglich zum Bistum Worms. Der Wormser Bischof erlaubte 1343 Konrad von Helmstatt, die Filialkapelle Rappenau der Wimpfener Pfarrkirche als eigene Pfarrkirche auszustatten. Das Kirchenpatronat lag bei den Ortsherren, den Herren von Helmstatt. Die Kirche war Johannes dem Täufer geweiht. 1501 wurde an der Stelle der ersten Kirche eine neue Kirche errichtet. Die Kirche bildete mit einem einstmals hier befindlichen Herrensitz, später mit dem benachbarten alten Rathaus und den umliegenden Gebäuden die Mitte des Oberdorfes, des historischen Siedlungskerns der Stadt. Ab 1530 wurde durch die Ortsherren die Reformation eingeführt, infolgedessen war Rappenau über Jahrhunderte eine überwiegend protestantische Gemeinde.
1609 wurde die Kirche erweitert. Das Bauwerk war 22 Meter lang und neun Meter breit. Im Zuge dieser Erweiterung wurde der ursprünglich um die Kirche befindliche Friedhof des Orts aufgegeben und ein neuer Friedhof am Ortsrand eingerichtet. Während des Dreißigjährigen Krieges wurde der Ort 1622 von Tillys Truppen verwüstet. 1634 wird berichtet, die Rappenauer Bürger hätten „getreulich mitgeholfen, Kirche und Pfarrhaus zu plündern und das Inventar zu verkaufen“. Von 1640 bis 1654 war die Pfarrstelle unbesetzt, und der Pfarrdienst wurde von Pfarrern aus umliegenden Orten versehen. 1655 war die Kirche noch immer beschädigt. Der benachbarte Herrensitz war im Dreißigjährigen Krieg auch zerstört worden, seine Steine wurden zum Wiederaufbau des ebenfalls zerstörten Bandhauses verwendet, das sich bis 1970 in der Nachbarschaft der Kirche befand. Die Kirche selbst wurde erst 1686 wieder vollkommen instandgesetzt, in jenem Jahr wurde auch eine neue Kanzel gestiftet.
1708 wurde die Kirche umfassend renoviert und es wurde eine Sakristei angebaut. In der Zeit von 1761 bis 1854 wurden verschiedene Reparaturen und Umbauten ausgeführt, Mitte des 18. Jahrhunderts wurden die Emporen-Stirnseiten bemalt. 1776 erhielt die Kirche eine Sonnenuhr. Die Kirche wurde jedoch mit ihren Plätzen für 380 Erwachsene und 80 Schüler allmählich zu klein, nachdem die Gemeinde, inzwischen nach dem Übergang an Baden 1806 Teil der Evangelischen Landeskirche in Baden, mit dem Anwachsen von Rappenau ebenfalls angewachsen war. Am 27. Februar 1887 begannen die Abbrucharbeiten nach einem feierlichen Schlussgottesdienst, um Platz für einen geräumigeren Neubau zu schaffen.
Stadtkirche von 1887
Um Platz für die im Vergleich zum Vorgängerbau wesentlich größere Kirche zu schaffen, wurde der einst flach abfallende Kirchenbuckel aufgeschüttet und der hochliegende Baugrund zum Marktplatz hin durch eine drei Meter hohe Stützmauer befestigt. Der Bau der neuen Kirche dauerte von der Grundsteinlegung am 20. Mai 1887 bis zur Einweihung des Bauwerks am 14. November 1888. Das Jahr der Fertigstellung ist neben dem Westportal eingemeißelt. Während der Bauarbeiten fanden die Gottesdienste in einer als Notkirche hergerichteten Eisenbahnhalle statt.
Die Stadtkirche entstand im Stil der Neugotik nach Plänen des Heidelberger Baurats Hermann Behagel. Das Gebäude ist 27 Meter lang und 20 Meter breit und wird durchgehend von Strebepfeilern und Fialen gegliedert. An der Südseite der Kirche ist das Hauptportal. Der schlanke Turm an der Westseite der Kirche hat eine Höhe von 47 Metern. Die Turmuhr ist eine Stiftung des Bad Dürkheimer Salinendirektors Heinrich Ott. Dem Turm gegenüber liegt nach Osten der Chor mit Altar und aus dem Vorgängerbau übernommenem Taufstein vor einem sechs Meter hohen Maßwerkfenster mit dem Motiv der Auferstehung Christi aus der Heidelberger Glasmalerwerkstatt Beiler. Links vom Chor befindet sich die Sakristei, rechts vom Chor ist ein Sitzplatz für den Patronatsherrn und seine Familie. Der Innenraum wird von einem etwa 10 Meter hohen Kappengewölbe aus Holz überdacht. Das neue Kirchengebäude war für insgesamt 650 Besucher ausgelegt, von denen 250 auf der umlaufenden Empore Platz fanden. Auf der Empore befand sich an der nördlichen Seite des Langhauses ursprünglich auch die Orgel, bevor sie bei einer Sanierung 1988 an anderer Stelle des Kirchengebäudes aufgestellt wurde.
Im Glockenturm wurden ursprünglich die alten Glocken, die noch vom Vorgängerbau stammten, aufgehängt. Dabei handelte es sich um zwei 1841 und 1851 aus den alten Glocken von 1687 umgegossene Glocken sowie eine 1845 neu beschaffte dritte Glocke. 1917 wurden die beiden alten Glocken eingeschmolzen, die verbliebene Glocke wurde 1920 umgegossen. 1921 kamen wieder zwei Glocken hinzu, jedoch mussten 1942 die beiden schwersten Glocken abermals abgeliefert werden. 1950 kamen schließlich vier Stahlglocken, für die ein neuer Glockenstuhl errichtet wurde. Die noch vorhandene ältere kleine Glocke von 1921 wurde nach Siegelsbach verkauft.
1980 wurde neben der Kirche das Martin-Luther-Haus als Gemeindezentrum errichtet. Im Jahr 1988 wurde die Kirche für über 1 Mio. DM umfassend renoviert, wobei die Gestalt der Kirche, die sich durch verschiedene kleinere Umbauten seit ihrer Errichtung sukzessive verändert hatte, wieder zu ihrer ursprünglichen Form zurückgeführt wurde.
Die Kirchengemeinde Bad Rappenau gehörte ursprünglich zum Kirchenbezirk Sinsheim, ab 1975 zum Kirchenbezirk Eppingen-Bad Rappenau, welcher zum 1. Januar 2005 mit dem Kirchenbezirk Sinsheim zum neuen Kirchenbezirk Kraichgau fusionierte.
Literatur
- Gustav Neuwirth: Geschichte der Stadt Bad Rappenau. Stadt Bad Rappenau, Bad Rappenau 1978
- Michael Konnerth: Bad Rappenau – Ein Führer zu Sehenswertem mit der Geschichte von Stadt, Saline und Kurbetrieb, Bad Rappenau 1990, S. 60–65
Weblinks
Commons: Stadtkirche Bad Rappenau – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien49.2400739.10191Koordinaten: 49° 14′ 24″ N, 9° 6′ 7″ OKategorien:- Kirchengebäude in Bad Rappenau
- Kirchengebäude der Evangelischen Landeskirche in Baden
- Neugotisches Kirchengebäude in Baden-Württemberg
- Erbaut in den 1880er Jahren
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