- Status constructus
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Der Status constructus ist eine besondere Form der Verbindung von zwei oder mehr Substantiven, die oft auch Genitiv-Verbindung genannt wird. Sie ist in semitischen Sprachen allgemein verbreitet und kann auch für das Protosemitische rekonstruiert werden. Zu den modernen Sprachen mit Status constructus gehören unter Anderem Arabisch, Hebräisch und Maltesisch. Kennzeichnend für Status constructus-Verbindungen ist, dass nur der zweite Bestandteil hinsichtlich seiner Definitheit markiert werden kann. Bestimmte Konstruktionen in anderen afroasiatischen Sprachen wie dem Ägyptischen sind zwar ähnlich, bei ihnen gelten die Beschränkungen zur Markierung der Definitheit aber nicht.
Inhaltsverzeichnis
Arabisch
In der arabischen Grammatik wird der Status constructus الإضافة / al-iḍāfa (wörtl. "Hinzufügung, Annexion") genannt.
- ummun — „eine Mutter“
- (a)l-ummu — „die Mutter“
- Status constructus: ummu 'š-šayḫi — „die Mutter des Scheichs“ (Genitivverbindung)
Das erste Wort der Verbindung wird dabei von den arabischen Grammatikern als al-muḍāf („(das Wort,) das hinzugefügt wird“) bezeichnet, das zweite als al-muḍāf ilayhi („(das Wort,) dem (etwas) hinzugefügt wird“).
Der Status constructus tritt vor allem in Genitivverbindungen (s.o.) auf. Dabei muss darauf geachtet werden, dass keine Nunation und kein Artikel beim Leitwort (Nomen regens) existieren darf, diese Genitivverbindung also auch „(eine) Mutter des Scheichs“ bedeuten kann. Muss allerdings die Unbestimmtheit klar ausgedrückt werden, gibt es verschiedene Möglichkeiten, dies zu tun:
- bābu 'l-bayti — „die Tür des Hauses“, aber
- aḥadu ʾabwābi 'l-bayti „eine Tür des Hauses“, wörtlich „eine der Türen des Hauses“ oder
- bābun min ʾabwābi l-bayti „eine Tür des Hauses“, wörtlich „eine Tür von den Türen des Hauses“
Hebräisch
In der hebräischen Grammatik wird der Status constructus als Smichut bezeichnet (סמיכות, wörtl. "Stützung"). Das erste Nomen in der Verbindung wird dabei als Nismach („gestützt Werdendes“) bezeichnet, das zweite Nomen als Somech („Stützendes“).
- bajit — "ein Haus"
- haBajit — "das Haus"
- bet — "ein Haus von...; ein Haus des/der..."
- sefer — "Buch"
- bet sefer — "eine Schule" (wörtl. "ein Haus des Buches")
- bet haSefer — "die Schule" (wörtl. "das Haus des Buches")
Akkadisch
Auch im Akkadischen, wo es noch drei Kasus gibt (Nom., Gen., Akk.), tritt der Stat. constr. in Genitivverbindungen auf. Im Gegensatz zu westsemitischen Sprachen mit erhaltenem Kasussystem haben akkadische Substantive im Status Constructurs keine Kasusendung.
Die Bildung erfolgt je nach Substantiv unterschiedlich:
- durch Wegfallen der Kasusendung
- bāb-um — „Tür“, ekall-um — „Palast“
- Status constructus: bāb ekall-im — „Palasttor“
- bei Doppelkonsonanten: durch Streichung der Nominativ-Endung –u(m) und entweder Vereinfachung der Doppelkonsonanz oder Einfügung von -i:
- ummum — „Mutter“, bētum od. bītum — „Haus“
- Status constructus: um bītim — „die Mutter des Hauses“
- Endet eine Nominalwurzel auf zwei verschiedene Konsonanten, wird zwischen beiden Konsonanten ein Hilfsvokal eingefügt, der dem Wurzelvokal entspricht:
- alpum — „Rind“, awīlum — „Mensch“
- Status constructus: alap awīlim — „Rind des Menschen“
- Mehrsilbige Feminina, die auf einen Konsonanten und das –t- der Fem.-Endung enden, bilden den Stat. constr. durch Anfügen eines Hilfsvokals –i:
- napištum — „Leben“, awīlum — „Mensch“
- Status constructus: napišti awīlim — „Leben des Menschen“
- Auch gibt es einige unregelmäßige Status constructi wie:
- ālum — „Stadt“, St. c. āl oder āli.
- bītum — „Haus“, St. c. bīt oder bīti.
Siehe auch
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