- Maltesische Sprache
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Maltesisch (Malti) Gesprochen in
Malta Sprecher 330.000 Linguistische
Klassifikation- Afroasiatische Sprachen
- Semitische Sprachen
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- Maltesisch
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- Semitische Sprachen
Offizieller Status Amtssprache von Malta
Europäische UnionSprachcodes ISO 639-1: mt
ISO 639-2: mlt
ISO 639-3: mlt
Maltesisch (Eigenbezeichnung: Malti) ist die Sprache Maltas. Sie ist ursprünglich aus einem arabischen Dialekt entstanden und gehört somit zu den semitischen Sprachen. Das Maltesische ist die einzige semitische Sprache Europas und die einzige semitische Sprache weltweit, die lateinische Buchstaben verwendet.
Der Language Code ist
mt
bzw.mlt
(nach ISO 639).Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Maltesisch ist aus dem maghrebinischen Arabisch entstanden und hat sich zu einer eigenständigen Sprache mit Besonderheiten in Syntax und Phonologie entwickelt, die es vom Arabischen abheben. Dennoch ist die Grundstruktur des Maltesischen, insbesondere die Formenbildung, semitisch. Der Wortschatz ist stark vom Italienischen (besonders vom Sizilianischen) beeinflusst. Phönizisch-punische oder sonstige vorarabische Wurzeln finden sich kaum; Beispiele hierfür sind die Namen der beiden Hauptinseln „Malta“ und „Gozo“.
Nach der Eroberung und Neubesiedlung Maltas durch die Araber ab 870 entwickelt sich auf Malta aus dem Arabischen eine eigenständige lokale Umgangssprache. Handelt es sich zunächst noch um einen arabischen Dialekt, so löst sich das Maltesische durch die Christianisisierung der Bevölkerung und ihre Anbindung an den katholisch-europäischen Kulturraum allmählich aus dem Einflussbereich der arabischen Hochsprache. Diese wird von europäischen Sprachen abgelöst. Mit der Übernahme der Herrschaft durch den katholischen Johanniterorden 1530 wird Italienisch dominierend. 1814 wird Malta britische Kronkolonie und damit Englisch Amtssprache; Italienisch behält daneben ebenfalls wichtige Funktionen, etwa als Gerichtssprache, und bleibt die Sprache der einheimischen Oberschicht. Trotzdem ist Maltesisch in der Regel die Muttersprache und Alltagssprache der maltesischen Bevölkerung. 1924 werden verbindliche Rechtschreibregeln erlassen, 1934 wird Maltesisch Amtssprache neben dem Englischen, das heute vor allem in der höheren Schulbildung und der Hochschulbildung als Unterrichtssprache (neben dem Maltesischen) eine wichtige Rolle spielt, ebenso im Fernhandel und in technischen Berufen. Das Italienische hat seinen Status als offizielle Sprache Maltas 1934 verloren, wird aber noch von vielen Maltesern beherrscht.
Seit dem 1. Mai 2004 ist Maltesisch eine der Amtssprachen in der EU. Vielen der rund 1,5 Millionen maltesischstämmigen Menschen außerhalb Maltas dient das Maltesische auch fern der Heimat ihrer Vorfahren als Identifikationssymbol.
Alphabet und Aussprache
Als einzige semitische Sprache wird Maltesisch mit lateinischen Buchstaben geschrieben, besitzt aber die Sonderzeichen Ċ/ċ, Ġ/ġ, Ħ/ħ und Ż/ż sowie den Digraphen Għ/għ, der ebenfalls als eigener Buchstabe behandelt wird. In Lehnworten werden die Buchstaben à, è, ì, ò und ù im Auslaut verwendet. Die Buchstaben c und y fehlen.
Bei der Aussprache ist zu beachten (IPA-Lautschrift):
ċ: [tʃ], wie tsch in deutsch
e: [ɛ], wie ä in Äpfel
ġ: [dʒ], wie dsch in Dschungel
għ: bezeichnete ursprunglich einen pharyngalen Konsonanten (aus arab. ع und غ hervorgegangen); heute ist es bei den meisten Sprechern stumm und äußert sich nur noch in einer Längung des vorangegangenen oder folgenden Vokals
h: stumm
ħ: [ħ], sehr deutlich gesprochenes h, keine Entsprechung im Deutschen (wie arab. ح)
o: [ɔ], wie o in Ford
q: [ʔ], sehr deutlicher Stimmabsatz (wie z. B. ver'eisen statt verreisen)
r: [r], gerolltes r, bei manchen Sprechern auch retroflex und dem englischen r nahestehend
s: [s], immer stimmlos wie in Gras
v: [v], wie engl. v, z. B. in vanilla
w: [w], wie engl. w, z. B. in water
x: [ʃ], wie sch in schön
z: [ts], wie z in Zunge
ż: [z], wie stimmhaftes s in Roseaw: [aʊ], wie au in Haus
ew: [ɛʊ], etwa wie ein getrennt gesprochenes kurzes e-u bzw. ä-u, keine Entsprechung im Deutschen (entspricht etwa einem kurzen e wie in „hell“, auf das ein kurzes u wie in „Kuss“ folgt, kein Diphthong)
ie: [iɛ, iː], getrennt zu sprechen als i-ä; gelegentlich auch nur ein langes i mit leichter Neigung zum eWortschatz
Beispiele für Wörter arabischen Ursprungs:
- wieħed („eins“) < واحد wāḥid
- kbir („groß“) < كبير kabīr
- raġel („Mann“) < رجل raǧul
- ħobż („Brot“) < خبز ḫubz
- qamar („Mond“) < قمر qamar
- belt („Ort, Stadt“) < بلد balad
- id („Hand“) < يد yad
- tajjeb („gut“) < طيب ṭayyib
- saba' („Finger“) < إصبع ʾiṣbaʿ
- sema („Himmel“) < سماء samāʾ'
- marid („krank“) < مريض marīḍ
- tqil („schwer“) < ثقيل ṯaqīl
- xahar („Monat“) < شهر šahr
- tifla („Mädchen“) < طفلة ṭifla („kleines Mädchen“)
- kelma („Vokabel, Wort“) < كلمة kalima
- marsa („Hafen“) < مرسى marsan („Ankerplatz“)
Beispiele für Wörter italienischen Ursprungs:
- gravi („wichtig, bedeutend“) < grave, Sizil. gravi
- lvant („Osten“) < levante
- skola („Schule“) < scuola, Sizil. scola
- kriżi („Krise“) < crisi
- parti („Anteil, Teil“) < parte, Sizil. parti
- avukat (Rechtsanwalt) < avvocato, Sizil. abbucatu
- natura („Natur“) < natura
- frotta („Frucht“) < frutto
- griż („grau“) < grigio
Siehe auch: L-Innu Malti – Maltesische Hymne
Grammatik
Die markanteste Besonderheit des Maltesischen im Unterschied zu den indoeuropäischen Sprachen ist das Prinzip des Trilitteru und Kwadrilitteru, das besagt, dass Wörter aus dem gleichen Bedeutungsfeld identische Wortwurzeln (Radikale) enthalten, die jeweils aus drei oder vier Konsonanten bestehen. Die Unterscheidung der Wörter eines Wortfeldes geschieht durch die zwischen die Wurzelkonsonanten gestellten Vokale sowie durch Morpheme, die der Wurzel voran- oder nachgestellt werden (Vor- und Nachsilben). Dieses Prinzip ist typisch für die semitische Sprachfamilie. Beispiel: aus der Wurzel k–t–b (Grundbedeutung: schreiben) abgeleitete Wörter: ktibt "ich schrieb", kiteb "er schrieb", kitbet "sie schrieb", miktub "geschrieben", kittieb "Schreiber", kitba "Dokument", ktieb "Buch", kotba "Bücher", ktejjeb "Heft".
Dieses besondere Prinzip der Wortbildung und Flexion wird auch auf die zahlreichen romanischen und englischen Lehnwörter angewandt. Vgl. etwa nitkellem / titkellem / jitkellem / titkellem (ich spreche / du sprichst / er spricht / sie spricht) von der semitischen Wurzel k–l–m (Grundbedeutung: sprechen, Wort) mit dem aus dem Englischen entlehnten to book: Ich reserviere / du reservierst / er reserviert / sie reserviert heißt nibbukkja / tibbukkja / jibbukkja / tibbukkja. Die in den beiden Wortreihen erkennbaren Vorsilben ni- / ti- / ji- / ti- sind die in den semitischen Sprachen durchgängig auftretenden Morpheme, die das Verb im Imperfektstamm (= nicht abgeschlossene Handlung, Präsens/Futur) der 1., 2., 3. Person (ich/du/er/sie) zuordnen. In allen semitischen Sprachen werden Lehnwörter, insbesondere Verben, nach diesem Prinzip behandelt.
Literatur
- Ambros, Arne A.: Bonġornu, kif int? Einführung in die maltesische Sprache., Wiesbaden: Reichert 1998, ISBN 3-89500-085-X
- Ambros, Arne A.:Bonġornu, kif int? Einführung in die maltesische Sprache. Schlüssel und Wörterverzeichnis., Wiesbaden: Reichert 2006, ISBN 3-89500-534-7
- Moser, Manfred: Dizzjunarju Wörterbuch = Malti-Ġermaniż/Maltesisch-Deutsch; Deutsch-Maltesisch/Ġermaniż-Malti. Megħjun minn Christopher Meilak. – San Ġwann, Malta: Publisher Enterprises Group (PEG) Ltd 1999; ISBN 99909-0-176-7
- Moser, Manfred: Malti-Ġermaniż – Dizzjunarju kbir / Deutsch-Maltesisch – Großes Wörterbuch. Unter Mitw. von Sharon Meyer und Joe Felice-Pace. – Wiesbaden: Reichert 2005, ISBN 3-89500-468-5;
- Ohk, Brigitte: Sprechen Sie Maltesisch? Qormi: Kimmik, 1995.
- Ohk, K.: Kauderwelsch Band 117. Maltesisch. Wort für Wort., Bielefeld: Reise Know-How Verlag Rump 2001, ISBN 3-89416-568-5
Weblinks
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