Stefan Heyne

Stefan Heyne

Stefan Heyne (* 19. Juli 1965 in Brandenburg) ist bildender Künstler und Bühnenbildner. Er studierte von 1987 bis 1992 an der Kunsthochschule Berlin bei Volker Pfüller, von 1992 bis 1993 als Meisterschüler. Heyne lebt und arbeitet in Berlin.

Inhaltsverzeichnis

Werk

Stefan Heyne stellt mit seinen Arbeiten Fotografie als objektives Abbild von Wirklichkeit in Frage. Seine Fotografien werfen Fragen nach dem Verhältnis von Optik und Rezeptionspsychologie, dem Erlernen von Lesbarkeit, dem Verhältnis zwischen Malerei und Fotografie – kurz: nach der Wahrnehmung des Bildes auf. Er setzt Unschärfe als Gestaltungsmittel ein und hinterfragt damit die Objekte seiner Bildproduktion. So wird die klassische Trennung der Raumparameter in Vorder- und Hintergrund aufgehoben, dem Betrachter die gewohnten Wahrnehmungsmechanismen entzogen.

Heyne fotografiert vornehmlich Landschaften, Alltagsgegenstände und Innenräume. Seine Bilder, die aus Raum und Zeit gefallen scheinen, konzentrieren sich auf die Essenz, die Aura, die Erscheinung seiner Motive. So werden Objekte des alltäglichen Lebens zum Gegenstand der Kontemplation. Die Titel früherer Arbeiten lokalisieren das Abgebildete mit Hilfe der Postleitzahl und suggerieren so eine Anleitung zur Ortsbestimmung, die stets ins Leere führt. Titel aktueller Arbeiten benennen lakonisch das Dargestellte („Auslage“, „Garderobe“) und werden so zu einer Behauptung, die sich der Überprüfung durch den Betrachter entzieht. Jüngste Arbeiten tragen lediglich Nummern als Titel.

Heynes Bildkomposition erinnern in ihren einfachen Strukturen mitunter an die Formsprache der russischen Suprematisten (z.B. Kasimir Malewitsch oder El Lissitzky). Auf seinen jüngsten Arbeiten bleiben von den Gegenständen lediglich Farbfelder, die den Colourfield Paintings von Mark Rothko und Barnett Newman verwandt scheinen. Weder Horizont noch Lichtquellen sind auszumachen. Ein Großteil der Aufnahmen entsteht nachts mit Blitzlicht; schlaglichtartig werden Einzelheiten erhellt, die aus dem Dunklen hervortreten. Die Oberflächen der Fotografien sind samtig matt, ihre Farbwelt ist erdig. Der Bildraum wirkt flach, geheimnisvoll und modellartig.

Heyne verwendet in seinen Arbeiten fotografische und malerische Effekte zugleich – sie bewegen sich auf dem schmalen Grat zwischen Gegenständlichkeit und Abstraktion, Realem und Irrealem, Traumhaftem und Alptraumhaften. Die realen Größenverhältnisse werden durch die malerische Verfremdung des Abgebildeten außer Kraft gesetzt, Fotografie als geeignetes Mittel zur Abbildung von Oberfläche in Frage gestellt. In ihrer Beiläufigkeit entfalten Heynes Fotografien eine suggestive Kraft, der sich der Betrachter nur schwer entziehen kann.

Bühnenbild

Stefan Heyne greift in seiner Gestaltung von Bühnenbildern auf antike Grundformen wie Arena, Agora, Platz oder Stadion zurück, auf die er zeitgenössische Folien und Oberflächen legt. Neben historischen Bezügen wird die thematische Aktualität der Stücke betont, bürgerliche Stücke werden auf ihren antiken Grundkonflikt zurückgeführt, Brücken von den Wurzeln des Theaters bis hin zu seiner Gegenwart geschlagen. Aber auch historische Kontexte, z.B. in der Form von Zitaten aus der Kunstgeschichte, wirken in die Interieurs aktueller Stücke hinein. Mit diesen Zitaten gibt Heyne einen Kommentar zum Bühnengeschehen, gleichzeitig dienen sie als Folie, auf der das Stück neu gesehen werden kann. Ein weiteres Thema ist die Gegenüberstellung von Masse und Individuum. Mit der seriellen Verwendung von Elementen, in ihrer Wiederholung und Spiegelung wird der Charakter von Gegenständen als Ware, als Entindividualisiertes betont, das dem vereinzelten Menschen gegenübersteht. Ein wichtiges stilistisches Merkmal ist die vielseitige Verwendung von Bildern – Fotografie und Malerei – als integriertes Element innerhalb des Bühnenbilds. Heyne zielt mit seinen Arbeiten auf eine direkte Kommunikation mit dem Publikum auch schon im Vorfeld der Inszenierung. So ließ er für eine Inszenierung von „Nabucco“ (Hamburgische Staatsoper) 600 Einwohner der Stadt fotografieren, deren Bilder, im großformatigen Bild einer Menschenmasse aufgingen und so zu einem bestimmenden Teil des Bühnenbilds wurden.

2009 wurde er für den Nestroy-Theaterpreis für die Beste Ausstattung von Elementarteilchen am Landestheater Linz nominiert.

Ausstellungen

Einzelausstellungen (Auswahl)

  • 2010 Gegendarstellung, Stadtmuseum Groß-Gerau
  • 2010 For Me/ For You Kaune, Sudendorf Gallery, Köln
  • 2010 Erkenntnisschatten, Schloss Neuhardenberg
  • 2009 THE NOISE.Die Belichtung des Ungewissen, Kunsthalle Brennabor, Brandenburg/ Havel
  • 2009 blind spot Kaune, Sudendorf Gallery, Köln
  • 2008 THE NOISE.Die Belichtung des Ungewissen, Kunstraum Potsdam
  • 2008 Galerie Foto-Forum, Bozen
  • 2008 Lippische Gesellschaft für Kunst, Detmold
  • 2007 Echolot, BrotfabrikGalerie, Berlin
  • 2006 Tatorte, Galerie Blickensdorff, Berlin
  • 2005 Fahrtenschreiber, BrotfabrikGalerie Berlin
  • 2005 Nachtwache, Sächsisches Staatsministerium der Finanzen, Dresden
  • 2004 Tatorte, Galerie Blickensdorff, Berlin

Gruppenausstellungen (Auswahl)

  • 2009 Hidden Places Kaune, Sudendorf Gallery, Köln
  • 2007 reality crossings, Wilhelm-Hack-Museum, Ludwigshafen
  • 2004 Wo liegt Berlin? Fotografische Annäherungen an eine Stadt, mit E. Bertram, R. Miyamoto, Gabriele & Helmut Nothhelfer u.a., BrotfabrikGalerie, Berlin

Bühnenbild (Auswahl)

  • Fidelio (Beethoven, ML: Claudio Abbado, Regie: Tatjana Gürbaca) Lucerne Festival 2010
  • Der starke Stamm (M.Fleisser, Regie: Hermann Schein) Gorkitheater Berlin, 2006
  • Volpone (Ben Johnson, Regie: Dimiter Gotscheff), Deutsches Theater Berlin, 2006
  • Vom Fluss (Autorin: Katharina Gericke, Regie: Hermann Schein), Staatsschauspiel Dresden, 2005
  • Nabucco (Autor: Giuseppe Verdi, Regie: Karoline Gruber), Hamburgische Staatsoper, 2004
  • Bählamms Fest (Autorin: Olga Neuwirth, Regie: Vera Nemirova), Hamburgische Staatsoper/Deutsches Schauspielhaus Hamburg, 2002

Literatur

  • Stefan Heyne The Noise, mit Texten von K.Honnef,R.Stange, G.Knight, Kehrer Verlag, Heidelberg,2008
  • Stefan Heyne, Salon Verlag Köln, 2005

Weblinks


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