Steffen Osvath

Steffen Osvath

Steffen Wilhelm Osvath (* 9. Juni 1978 in Aalen) ist ein deutscher Objekt- und Fotografiekünstler. Er lebt und arbeitet in Stuttgart und Aalen.

Nach einem abgebrochenen Studium an der PH Gmünd ging Osvath 2000 an die Haller Akademie der Künste in Schwäbisch Hall, ein Jahr später an die Staatliche Akademie der Bildenden Künste Stuttgart. Dort studierte er Kunsterziehung bei Prof. Wolfhart Hähnel in der Fachklasse Werken bis zum Staatsexamen 2007. Anfang 2008 gründet er mit David Baur die Künstlergruppe 120g Sodom.

Werk

Osvath prägt für seine Arbeiten den Begriff der Fotodelere, was sich aus dem Lateinischen ableitet (delere: tilgen, mindern, zerstören).

Osvath ruiniert die tägliche Oberflächlichkeit. Er bedient sich anonymer, fotografischer Familienfundstücke: Peinliches, Privates, Banales "korrigiert" zu offenen Alltagsinfernos. Seine Eingriffe sind dabei mal offensichtlich, mal leicht überhörbar. Steffen Osvath wendet sich bei seiner Suche nach Fotografien gerade solchen Aufnahmen zu, die dem öffentlichen Blick nicht zugedacht waren. Es sind labile physische und psychologische Momente, die nach der künstlerischen Überarbeitung jedoch kaum mehr auf die Innerlichkeit der dargestellten Person verweisen, sondern vielmehr auf die gesellschaftlichen Gegebenheiten innerhalb welcher diese Fotografien entstehen und schließlich verloren gehen konnten. Die durch Zeit und Künstler hervorgerufene personale Abwesenheit steigert sich paradoxerweise in eine doppeldeutige Präsenz. Bilder von Familienfeiern, Kindern, alten Menschen, Soldaten und Akten prägen sich dem Betrachter ein. Sie fließen vor unseren Augen zusammen und ergeben eine soziokulturelle Typologie, wobei sich jeder Betrachter eine Geschichte individuell in seinem Kopf konstruiert. Eine Wandergruppe verwandelt sich neben dem Soldaten zur Flüchtlingstruppe, neben der blinden Frau werden die Wanderer zu Lemmingen, die ins Nirgendwo marschieren. Die Zeitkomponente löst sich auf und ist zugleich Rückblick, Ansicht wie auch Aussicht.

In diesem Zusammenhang steht die Fotodelere-Serie modellhaft für unsere Gesellschaft. Es ist eine kollektiv vollzogene Umdeutung und Übermalung des menschgegebenen Urgrauens.

Als Zusammenfassung für seinen Werkbestand erfindet Osvath den Begriff Ossidee, der sich aus seinem Namen, der Idee und einer Odyssee zusammensetzt.

Ausstellungen (Auswahl)

  • Jan 2006: Szenenapplaus, Schloss Hohenheim
  • Okt 2006: 150g Franquin, Galerie Hausgeburt, Nordbahnhof Stuttgart
  • Nov 2007: Menschenbilder, Künstlerhaus Stuttgart
  • Mai 2008: Fotodelere, Kultur am Kelterberg Vaihingen e.V.
  • Mai 2008: 75 Jahre Bücherverbrennung,FFF – Feme, Feuer, Fanatismus, Mohr Villa Freimann, München
  • Jun 2008: Pusteblume, Galerie Parrotta Contemporary Art, Berlin
  • Nov 2008: Momente der Freiheit, Friedrich-Naumann-Stiftung für den Frieden, Potsdam
  • Feb 2010: Fröhliche Gesellschaft, Galerie Parrotta Contemporary Art Stuttgart
  • Okt 2009: Amsterdam Biennale
  • Mär 2009: Sodom forte, Galerie Oberwelt e.V., Stuttgart
  • Okt 2009: Amsterdam Biennale
  • Feb 2010: Fröhliche Gesellschaft, Galerie Parrotta Contemporary Art Stuttgart
  • Aug 2010: Das Vertraute Unvertraute, Württembergischer Kunstverein Stuttgart
  • Okt 2010: Gebrüder Grimm - Gratis Gefühle deiner Mütter, Seegrasspinnerei, Nürtingen

Weblinks


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