Stehende Ovation

Stehende Ovation
Beifall während des Texas State Society's Black Tie and Boots Inaugural Ball

Beifall (ursprünglich mit der allgemeinen Bedeutung „Zustimmung“, vgl. einer Meinung beifallen) beschreibt den Ausdruck der Billigung oder des Gefallens einer Darbietung. In Europa und den USA wird Beifall meist durch Klatschen mit den Händen (auch Applaus, von lat. applaudere = etwas an etwas schlagen) kundgetan. In Ungarn wird rhythmisch geklatscht (dieses Phänomen nennt man auf ungarisch vastaps, was wortwörtlich "eisernes Klatschen" bedeutet). Steigerungsformen sind „Bravo!“-Rufe (insbesondere in der Oper für weibliche Interpreten auch: „Brava!“, für mehrere Interpreten auch: „Bravi!“), Pfiffe aus dem Publikum oder das Trampeln mit den Füßen. Der Ausruf Da capo! ist gleichfalls ein Mittel zur Beifallsbekundung durch das Publikum. Weitere Begriffe, die Beifall beschreiben sind: Akklamation, Jubel und Ovation.

Inhaltsverzeichnis

Stehapplaus

Hintergründe

In bestimmten Ländern regelmäßig, in deutschsprachigen Ländern meist nur bei großer Begeisterung und mit einer besonderen Ehrenbezeugung verbunden tritt zum langen Beifall auch das Aufstehen hinzu (sog. Stehapplaus, englisch standing ovation von lat. ovatio, „kleiner Triumph“). Davon spricht man, wenn die Applaudierenden sich zum Applaus erheben.

Zur Klärung des gehäuften Zustandekommens von Beifall im Stehen in einem Saal lässt sich der Gruppenzwang als mögliche Ursache heranziehen: Wenn nur eine geringe Anzahl von Zuschauern aufsteht, fühlt sich der restliche Teil der Zuschauer in der Regel genötigt, ebenfalls aufzustehen, auch wenn diese Zuschauer vielleicht nicht so übermäßige Begeisterung empfinden. Genauso kann es vorkommen, dass Zuschauer sich nicht trauen, als Einzelne aufzustehen. Auch hier spielt Gruppennötigung also eine Rolle.

Bezeichnung

Die englische Bezeichnung standing ovation bedeutet, dass sich das Publikum während des Applauses von den Sitzen erhebt. Das Oxford English Dictionary definiert die standing ovation als „a period of prolonged applause during which those in the audience or crowd rise to their feet“ ("eine Phase andauernden Beifalls während derer sich das Publikum bzw. die Menge erhebt"). Merriam-Webster's Online Dictionary verzeichnet unter dem Eintrag standing u. a. die Bedeutung: „done from a standing position as in <a standing jump> <a standing ovation>“. Vgl. auch den Artikel standing ovation in der englischsprachigen Ausgabe von Wikipedia.

Die Behauptung, der Ausdruck standing ovation bedeute „dauernder, permanenter Beifall“ und habe nichts mit der Körperhaltung der Applaudierenden zu tun (mit anderen Worten, es handle sich um falsch übersetztes Englisch), findet sich vereinzelt bei deutschen Sprachkritikern, insbesondere Bastian Sick. Belege dazu gibt es jedoch nicht.

Schlagen und Klopfen

In der Ritterzeit war es üblich, mit der flachen Hand auf den Tisch zu schlagen und anerkennende Rufe auszustoßen. Dies war ein sogenannter Wacker, was so viel wie tapfer und tüchtig bedeutet.

In akademischen Kreisen wurde und wird anstatt des Klatschens meist mit den Fingerknöcheln auf die Pulte oder Tische geklopft oder auch zur weiteren Verstärkung mit den Füßen getrampelt. Dieser Brauch ist wohl eine Umkehrung des Austrommelns der Füxe, eine aus Studentenverbindungen hervorgegangene Art, einen Neuling durch Trommeln mit Stöcken auf den Boden das Missfallen der Burschenschaft wissen zu lassen.

Auch in einigen Landtagen ist es üblich, Beifall durch Klopfen auszudrücken.

Beifall in asiatischen Kulturen

In China wird eine Person manchmal mit Applaus begrüßt. Höflicherweise klatscht der Besucher dann zurück.

In manchen Gegenden des Fernen Ostens ist es üblich, Beifallsbekundung durch Zungenschnalzen auszudrücken.

Beifall bei Gehörlosen

Das Handklatschen erfolgt in der Regel auf Höhe des Bauches, was zur Folge hat, dass man diese Reaktion vor allem hört und der Beklatschte sieht dabei nur die erste Reihe. Auf Grund dieser Einschränkung haben Gehörlose eine eigene Art entwickelt, um ihre Zustimmung zu demonstrieren. Sie zeigen ihren Beifall, indem sie ihre offenen Hände über den Kopf strecken und diese im Handgelenk zügig nach links und rechts drehen.

Reaktion

Die Person, die mit Beifall bedacht wird, hat unterschiedliche Möglichkeiten, auf den Applaus zu reagieren. Die häufigste Form der Reaktion besteht im westlichen Kulturkreis in der Verbeugung, die durch das Senken des Kopfes oder ein Nicken auch nur angedeutet werden kann. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, mit auf Kopfhöhe erhobenen Händen demonstrativ zurück zu klatschen, um die Bedeutung der Rolle des Publikums zu unterstreichen oder sich für eine über das normale Maß hinaus gehende, besonders engagierte Unterstützung während des Vortrages zu bedanken.

Sofern es die Art des Vortrages zulässt, kann lang anhaltender Applaus außerdem mit einer geplanten oder ungeplanten Zugabe honoriert werden.

Im Bereich von Konzert und Theater existieren darüber hinaus Applaus-Choreographien, die von den Vortragenden zuvor eingeübt werden. So nehmen bei Theateraufführungen die Darsteller zunächst einzeln den Beifall des Publikums entgegen, um sich anschließend Hand in Hand noch einmal als Gruppe zu präsentieren. Zur Steigerung wird meist zusätzlich der Bühnenvorhang eingesetzt, der während des Schlussapplauses immer wieder gehoben und gesenkt wird. Dadurch entsteht der Eindruck, das Publikum könne die Darsteller durch anhaltenden Applaus immer wieder auf die Bühne "zurückrufen". Der Erfolg einer Produktion wird oft auch an der Anzahl der „Vorhänge“ beim Schlussapplaus während der Premierenaufführung gemessen.

Hier leitet der Dirigent den Applaus des Publikums demonstrativ an einen der Stimmführer des Orchesters weiter.

Bei Orchesteraufführungen nimmt der Dirigent oder Konzertmeister den Applaus des Publikums stellvertretend entgegen. Durch Gesten in Richtung des gesamten Orchesters, des Chors oder einzelner Instrumentengruppen/Solisten leitet er den Beifall demonstrativ an die Ausführenden weiter. Durch mehrmaliges Abgehen und anschließendes Wiederauftreten kann darüber hinaus ähnlich wie im Theater der Eindruck des „Zurückrufens“ erzeugt werden.

Siehe auch

Weblinks


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