- Stenozephalie
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Unter einem Turmschädel (fachsprachlich Turrizephalus, Stenozephalus oder Kraniostenose) wird in der Humanmedizin eine besondere Schädelform verstanden, die sich durch ein unüblich ausgeprägtes Höhenwachstum kennzeichnet. Diese Form kann entweder durch einen gestörten Wachstumsprozess oder durch künstliche Eingriffe während des Wachstums verursacht werden.
Inhaltsverzeichnis
Natürliche Ursachen
Unter anderen durch vorzeitige Verknöcherung (Kraniosynostose)
- der Kranznaht (Sutura coronalis) mit der Folge einer zylindrischen (Turrizephalus) oder konischen (Pyrgozephalus) Form des Schädels.
- der Pfeilnaht (Sutura sagittalis).
- der Lambdanaht (Sutura lambdioidea) mit der Folge eines kurzen breiten Schädels.
- eines Teils einer Naht mit der Folge einer völligen Asymmetrie des Schädels, Schiefschädel (Plagiozephalus).
Künstliche Formung
Durch Bandagieren des Kopfes im Säuglingsalter bis zum Ende des Wachstums mit etwa 20 Lebensjahren kann der Hinterschädel eine beachtliche Länge erreichen. Diese Sitte entstand im 1. Jahrhundert in Zentralasien. Sie gelangte im 5. Jahrhundert mit den einfallenden Hunnen auch nach Zentraleuropa. Es finden sich Nachweise von Turmschädeln in den Gräbern von Goten, Alamannen, Thüringern, Burgunden und Franken, wo diese Sitte etwa zwei bis drei Generationen lang in Mode war.
Auch in Südamerika haben Indios, besonders die Inka im heutigen Peru die Formung des Schädels aus kosmetischen Gründen betrieben.
Literatur
- Joachim Schüring: Großkopferte. In: Abenteuer Archäologie. Spektrum 5, Heidelberg 2007, S.26. ISSN 1612-9954
- Joachim Werner: Die archäologische Hinterlassenschaft der Hunnen in Südwestrussland und Mitteleuropa.
Weblinks
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