Stocherkahnrennen

Stocherkahnrennen
Kostümwettbewerb 2005
Im Nadelöhr (2006)
Stocherkahnrennen 1977 kurz nach dem Start

Das Tübinger Stocherkahnrennen ist ein überregional bekanntes Bootsrennen auf dem Neckar, das jährlich im Juni – oftmals am zweiten Donnerstag – stattfindet. An ihm nehmen hauptsächlich studentische Gruppen mit ihren Stocherkähnen teil. Das Rennen wurde 1956 von Mitgliedern des Tübinger Lichtenstein ins Leben gerufen. Die Lichtensteiner traten mit ihrem Kahn „Bluthund“ (heute Kahn #77) gegen sechs weitere Studentenverbindungen an. Seither wird das Rennen regelmäßig durch den Verlierer des Vorjahres organisiert. Es zählt zu den Höhepunkten des Sommersemesters, bei schönem Wetter säumen zwischen 15.000 und 20.000 Zuschauer den Neckar.

Die regelmäßig rund 50 teilnehmenden Kähne müssen die Neckarinsel und einen Pfeiler der Neckarbrücke in Form einer Acht umrunden. Startpunkt ist die Fußgängerbrücke westlich der Insel. Das Ziel liegt flussauf hinter der Eisenbahnbrücke. Der Abschluss mit Pokalvergabe und Lebertrantrinken findet auf dem Bügeleisen, dem Westende der Neckarinsel statt. Die Länge beträgt also etwa 2,5 km. Das kräftezehrende Rennen dauert rund zwanzig Minuten. Eine Mannschaft besteht aus acht Personen inklusive „Stocherer“, wobei sieben davon versuchen, mit Hilfe der Hände den Kahn weiter zu beschleunigen oder sich der anderen Kähne zu erwehren. Hilfsmittel jedweder Art (außer der Stocherkahnstange) sind nicht erlaubt. An der Engstelle zwischen Neckarbrücke und Neckarinsel, dem so genannten Nadelöhr, kommt es dabei regelmäßig zu spektakulären Rangeleien und Favoritenstürzen, da selbst führende Kähne beim zweiten – gegen den Strom gerichteten Durchgang – im Nadelöhr auf das, mit dem Strom drängende, Hauptfeld treffen und bei dieser Durchfahrt möglichst rasch die Spitze des Kahns in den Strom richten müssen. Das Nadelöhr, der Durchlass zwischen dem Pfeiler der Neckarbrücke und der Neckarinsel, muss - bei einer Umrundung des Pfeilers entgegen dem Uhrzeigersinn - zweimal durchfahren werden.

Traditionell erhalten die Sieger des Rennens ein Fass Bier, während die Verlierer pro Kopf einen halben Liter Lebertran, vor den Augen der Zuschauer, die die Neckarinsel säumen, austrinken müssen und als Veranstalter für das Rennen im Folgejahr fungieren. Sie müssen dann quasi ein Jahr lang aussetzen. Lebertran gibt es auch für disqualifizierte Kähne. Ein Spanferkel als Sonderpreis geht an die Mannschaft mit der besten Kostümierung.

Regelmäßig kommt es zu Auseinandersetzungen um die Art und Weise der konkreten Austragung. Da das Reglement im Wortlaut häufig geändert wird, tauchen diesbezüglich immer wieder Unstimmigkeiten auf. So kam es 2003 zu einer Besonderheit in der Austragung, da erstmalig zwei Rennen ausgetragen wurden. Die Regeln wurden vorher derart verschärft, dass nur studentische Gruppierungen zum Rennen zugelassen wurden. Daraufhin wurde dieses Rennen von vielen Stocherkahnfahrern boykottiert und es wurde ein weiteres, offenes Rennen etabliert.

Platzierungen

  • 1956: Siegermannschaft: Tübinger Lichtenstein
  • 1959: Siegermannschaft: ATV Arminia
  • 1961: Siegermannschaft: ATV Arminia
  • 1963: Siegermannschaft: Verbindung Normannia
  • 1964: Siegermannschaft: Verbindung Normannia
  • 1965: Siegermannschaft: Verbindung Normannia
  • 1966: Siegermannschaft: ATV Arminia
  • 1967: Siegermannschaft: Verbindung Normannia
  • 1968: Siegermannschaft: ATV Arminia; Kostümpreis: Landsmannschaft Schottland
  • 1969: Siegermannschaft: ATV Arminia; Kostümpreis: Landsmannschaft Schottland
  • 1970: Siegermannschaft: Verbindung Normannia; Kostümpreis: Landsmannschaft Schottland
  • 1971: Siegermannschaft: K.St.V. Rechberg
  • 1972: Siegermannschaft: Verbindung Normannia
  • 1973: Siegermannschaft: Verbindung Normannia
  • 1975: Verlierermannschaft: Turnerschaft Hohenstaufia
  • 1976: Siegermannschaft: Verbindung Normannia; Verlierermannschaft: Burschenschaft Arminia; Kostümpreis: Königsgesellschaft Roigel
  • 1977: Siegermannschaft: K.St.V. Alamannia
  • 1978: Siegermannschaft: K.St.V. Alamannia
  • 1979: Siegermannschaft: Verbindung Ulmia [1]
  • 1981: Siegermannschaft: Verbindung Normannia; Verlierermannschaft: K.St.V. Rechberg
  • 1982: Siegermannschaft: AMV Stochdorphia; Kostümpreis: AMV Stochdorphia
  • 1983: Siegermannschaft: AV Virtembergia;
  • 1984: Siegermannschaft: AV Virtembergia;
  • 1985: Siegermannschaft: Tübinger Burschenschaft Derendingia
  • 1986: Siegermannschaft: Akademische Verbindung Igel
  • 1987: Siegermannschaft: Akademische Verbindung Igel
  • 1988: Siegermannschaft: AMV Stochdorphia
  • 1989: Siegermannschaft: Akademische Verbindung Igel
  • 1997: Siegermannschaft: Spleinix; Verlierermannschaft: Sängerschaft Hohentübingen
  • 1998: Siegermannschaft: Stocherkahnverein Tübingen (Kahn „Brutus“); Verlierermannschaft: Akademische Verbindung Laetitia
  • 1999: Siegermannschaft: Sleipnir; Verlierermannschaft: Studentenwohnheim Geigerle; Kostümpreis: Königsgesellschaft Roigel
  • 2000: Siegermannschaft: Stocherkahnverein Tübingen (Kahn „Brutus“); Verlierermannschaft: Alte Straßburger Burschenschaft Germania; Kostümpreis: Königsgesellschaft Roigel
  • 2001: Siegermannschaft: A.V. Cheruskia Tübingen; Verlierermannschaft: Corps Borussia, Kostümpreis: Königsgesellschaft Roigel
  • 2002: Siegermannschaft: Evangelisches Stift Tübingen; Verlierermannschaft: Straßburger Burschenschaft Arminia; Kostümpreis: Verbindung Normannia
  • 2003: Siegermannschaften: Fachschaft Sport (Studentenrennen) & Stocherkahnverein (Kahn „Brutus“) (offenes Rennen); Verlierermannschaft: Corps Franconia (Studentenrennen) & Leibniz Kolleg (offenes Rennen); Kostümpreise: Akademische Gesellschaft Stuttgardia (Studentenrennen) & Leibniz Kolleg (offenes Rennen)
  • 2004: Siegermannschaft: Verbindung Normannia; Verlierermannschaft: Turnerschaft Hohenstaufia Tübingen; Kostümpreis: Akademischer Skiclub Tübingen - ASCT
  • 2005: Siegermannschaft: Stocherkahnverein Tübingen (Kahn „Brutus“); Verlierermannschaft: Alte Straßburger Burschenschaft Germania; Kostümpreis: Königsgesellschaft Roigel (Papst mit Schweizer Garde)
  • 2006: Siegermannschaft: Privater Professorenkahn um den Stocherer Claus Hipp; Verlierermannschaft: Corps Borussia; Kostümpreis: Fachschaft Geologie (Kahn „Fliegender Holländer“)
  • 2007: Siegermannschaft: Tübinger Stocherkahnverein; Verlierermannschaft: Sängerschaft Hohentübingen; Kostümpreis: Akademische Gesellschaft Stuttgardia
  • 2008: Siegermannschaft: Carusos Sänger; Verlierermannschaft: Tübinger Wingolf; Kostümpreis: Fachschaft GEO 2
  • 2009: Siegermannschaft: Fachschaft Zahnmedizin; Verlierermannschaft: VDSt zu Tübingen; Kostümpreis: Fachschaft GEO 2
  • 2010: Siegermannschaft: Team Oktopus; Verlierermannschaft: Alte Straßburger Burschenschaft Germania; Kostümpreis: Team Geowissenschaften 2
  • 2011: Siegermannschaft: Fachschaft der Sportwissenschaftler; Verlierermannschaft: A.V. Guestfalia Tübingen; Kostümpreis: Fachschaft Geowissenschaften 1

Literatur

  1. "Tübinger Blätter", Bürger- und Verkehrsverein Tübingen e.V., 1979, Seite 121
  • Stefan Hug, Jörg Mielke: ‚Die Stange bleibt am Mann‘. Der Stocherkahn und das Stocherkahnrennen in Tübingen, 2001. ISBN 3924898308

Weblinks


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