- Tübinger Burschenschaft Derendingia
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Wappen Zirkel Basisdaten Bundesland: Baden-Württemberg Universität: Eberhard Karls Universität Tübingen Gründung: 21. April 1877 in Derendingen Verband: Keiner Kürzel: D! Farben: rot-weiß-blau Trageart: farbentragend Stellung zur Mensur: nichtschlagend Internetseite: www.derendingia.de Die Tübinger Burschenschaft Derendingia ist eine Studentenverbindung an der Eberhard Karls Universität Tübingen. Ihre Mitglieder nennen sich „Derendinger“.
Inhaltsverzeichnis
Farben, Wahlspruch
Die Farben der Derendingia sind die Farben des Landes Schleswig-Holstein: Rot-weiß-blau. Der Wahlspruch heißt „Einer für Alle – Alle für Einen“ und drückt das grundlegende Element dieser Gemeinschaft aus, deren Mitglieder sich lebenslang freundschaftlich verbunden fühlen.
Geschichte
Der Name geht auf den Tübinger Ortsteil Derendingen zurück. Hier vor den Toren der Stadt hatten sich 1877 einige norddeutsche Studenten zu einer Vereinigung zusammengeschlossen, um an den Jubiläumsfeiern zur 400-Jahresfeier der Eberhard Karls Universität teilnehmen zu können. Daraus ist die Verbindung geworden, in die im Laufe der Jahre mehr als 1000 junge Männer eingetreten sind.
In ihrer langen Geschichte hat die Derendingia unterschiedliche Entwicklungen durchlaufen. Sie war 1881 Gründungsmitglied des Gothaer Ersten-Conventes, aus dem sie 1884 jedoch wieder austrat. Sie trat 1897 in den Dachverband der Deutschen Burschenschaft ein, dem sie seit 1981 nicht mehr angehört. In der NS-Zeit, als die Studentenverbindungen verboten wurden, wahrte die Derendingia ihre Kontinuität als Kameradschaft Hohentübingen (mit dem VDSt) und danach bis 1949 zunächst als Freundeskreis Schlossbund. Zu ihrer Geschichte gehört auch, dass die Derendingia seit 1897 eine farbentragende und schlagende Verbindung war und nach dem Zweiten Weltkrieg diese Tradition wieder aufnahm. Im Jahre 1969 wurde das Mensurfechten abgeschafft und zunächst Judo als Pflichtsport eingeführt. Heute wird als Sport das olympische Fechten betrieben.
Mit der Aufnahme eines Kriegsdienstverweigerers aus der Aktivitas in die Altherrenschaft wurde der damit zwangsläufig verbundene Ausschluss der Derendingia aus dem Dachverband der Deutschen Burschenschaft billigend in Kauf genommen. Als verbandsfreier Bund, dem auch nichtdeutsche Mitglieder angehören, geht die Derendingia damit einen eigenen Weg als akademische Korporation und liberale Studentenverbindung.
Studentenwohnheim Derendingerhaus
Auf dem Schlossberg – direkt hinter dem Schloss Hohentübingen – liegt das Derendingerhaus, eine Jugendstilvilla, die 1905 als damals sehr modernes Verbindungshaus errichtet worden ist. Der Bau des Hauses begann damals 1904, nachdem man sich mit dem Igel über das Grundstück geeinigt hatte. Nach nur 9 Monaten wurde das Derendingerhaus am 9. August 1905 fertiggestellt. Als Architekt und Bauleiter fungierte Clemens Hummel, Mitglied der Burschenschaft Alemannia Stuttgart.
Das Haus ist auch heute noch das Zentrum des Bundes. Als Studentenwohnheim bietet es Unterkunft für Mitglieder, Freunde und Gäste. Neben diesen Wohnmöglichkeiten ist das Haus aber auch "Austragungsort" fast aller Veranstaltungen (dazu zählen Kneipen, Weihnachtsball, Tanz in den Mai, Stiftungsfest, usw.) und Anlaufpunkt für Alte Herren, die es wieder nach Tübingen zieht. Das Haus umfasst alles in allem knapp 850 m2, die jedem Mitglied zur freien Verfügung stehen.
Vor dem Haus sowie auf dem Dach wehen während des Semesters zwei Fahnen in rot-weiß-blau, den Farben der Verbindung (diese Fahnen werden in den Semesterferien eingeholt). Zusätzlich können zu besonderen Anlässen Banner von der Fuxenterasse gehängt werden (siehe Foto).
Zum einhundertsten Jahrestag des Hauses wurde im Jahre 2005 eine Festschrift veröffentlicht, die nicht nur die Entwicklung der Derendingia dokumentiert, sondern auch die übrigen Tübinger Verbindungshäuser vorstellt.
Ziele
Zu den Zielen der Derendingia gehört nach eigenen Angaben, die Bereitschaft zu vermitteln, für den Anderen und die Gemeinschaft einzutreten und Verantwortung in Staat und Gesellschaft zu übernehmen. Von den Mitgliedern wird verlangt, dass sie sich im Studium einsetzen und einen erfolgreichen Abschluss erwerben.
Bekannte Mitglieder
Zu ihren namhaften Mitgliedern gehörten der Philosoph Erich Adickes (1866–1928), der Mediziner Paul Sudeck (1866–1945), der Reformpädagoge Paul Brockhaus (1879-1965), der FDP-Bundesgeschäftsführer Werner Stephan (1895-1984), der Geograph und Tübinger Schlossvogt Karl Heinz Schröder (1914–2006), der Historiker Hansmartin Decker-Hauff (1917–1992) sowie der Literaturhistoriker und Direktor des Schiller-Nationalmuseums Bernhard Zeller (1919-2008) und der Theologe und Soziologe Karl-Wilhelm Dahm (* 1931).
Siehe auch
Quellen
- Martin Biastoch: Tübinger Studenten im Kaiserreich. Eine sozialgeschichtliche Untersuchung, Sigmaringen 1996 (Contubernium - Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte Bd. 44) ISBN 3-51508-022-8
- Hansmartin Decker-Hauff, Zum 90. Stiftungsfest der Burschenschaft Derendingia, Tübinger Blätter 1967, S. 74 ff.
- Gottschalk, Die Tübinger Burschenschaft in den letzten hundert Jahren, in: Das Verbindungswesen in Tübingen, S. 145 ff.
- W. Hopf, Die Burschenschaft Derendingia 1877–1927, Tübingen 1927.
- Werner Kratsch, (Herausgeber), Das Verbindungswesen in Tübingen, Tübingen 1978.
- Herbert Raisch (Herausgeber), Festschrift für Karl Heinz Schröder, Tübingen 1989.
- Herbert Raisch und Rainer Obermüller, Derendingerhaus 1905–2005, Tübingen 2005, mit zahlreichen Quellen- und Literaturangaben.
Weblinks
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