- Strohmann-Argument
-
Ein Strohmann-Argument (auch: Strohmann-Trugschluss) (engl. straw man fallacy oder straw man argument) ist eine rhetorische Technik, welche die Position des Gegners verzerrt darstellt, um sie leichter widerlegen zu können.[1] Statt auf die tatsächliche Position des Gegners einzugehen, wird gegen eine verzerrte oder abgewandelte Position – den „Strohmann“ – argumentiert. Dabei wird durch verschleiernde Rhetorik versucht, die Widerlegung dieser abweichenden Position als Widerlegung der tatsächlichen Position des Diskussionsgegners glaubhaft zu machen.
Der hier verwendete Begriff des Strohmanns geht auf im Laufe des 19. Jahrhunderts außer Gebrauch gekommene Strohpuppen zurück, die zum Beispiel beim Fechttraining aufgestellt wurden und versinnbildlicht den Vorgang, mit einem imaginären Gegner zu kämpfen.
Die aus dem Englischen gebildete Lehnübersetzung „Strohmann-Argument“ wurde von den Redaktionen der deutschen Wörterbücher bisher nicht in den Wortbestand der deutschen Sprache aufgenommen, obwohl sein gelegentlicher Gebrauch in einem Fachjargon nachweisbar ist.
Inhaltsverzeichnis
Methoden
Es gibt verschiedene Methoden der Strohmann-Argumentation:
- Die These des Gegners verzerrt, übertrieben oder falsch darstellen, dann die entstellte These widerlegen und behaupten, dass nun die ursprüngliche These widerlegt sei.
- Jemanden beschreiben, der die gegnerische These mit wackeligen Argumenten verteidigt, diese Argumente widerlegen und dann behaupten, dass dadurch jeder Vertreter dieser These und somit auch die These selbst widerlegt sei.
- Eine fiktive Person mit fragwürdigen Anschauungen oder Handlungen beschreiben und behaupten, dass diese fiktive Person die Gruppe vertrete, die der Sprecher kritisieren will.
- Zu einer These analoge Beispiele erfinden (die vordergründig der These analog erscheinen, bei denen sich aber bei genauerem Hinschauen zeigt, dass die Analogie gar nicht passt), diese Analogien widerlegen und damit die These als widerlegt behaupten. So kann man sich Analogien zurechtlegen, die wesentlich einfacher zu widerlegen sind als die eigentlich zu widerlegende These.
Strohmann-Argumente können als rhetorische Technik erfolgreich sein (d. h. Leute überreden), sie führen den Zuhörer jedoch zu logischen Fehlschlüssen, da die tatsächliche Argumentation des Gegners nicht widerlegt ist. Strohmann-Argumente sind aber auch oft die Folge von Beurteilungsfehlern des Redners, der seinem Gegner irrtümlich die angegriffenen Positionen unterstellt, weil er ihn missversteht oder von Vorurteilen geleitet wird.
Beispiele
- „Du willst diese Mittelstreckenraketen nicht hier stationiert haben, möchtest also, dass unser Land ohne Verteidigung dasteht.“
Die Frage nach der Stationierung von Mittelstreckenraketen wird zu einer allgemeinen Frage der Landesverteidigung gemacht.
- Mutter: „Du solltest dein Zimmer sauber machen!“ Kind: „Ich habe mein Zimmer schon letzten Monat sauber gemacht und werde das nicht jeden Tag machen.“
Aus der Frage des Saubermachens wird eine Frage des täglichen Saubermachens gemacht.
Siehe auch
- Eristik
- Kunstgriffe
- Argumentum
- Sophismus
- Totschlagargument
- Falsches Dilemma
- Polemik
- Manipulation
- Chewbacca-Verteidigung
- Kommunikationsguerilla
Einzelnachweise
- ↑ Definition in: Robert L. Solso: Kognitive Psychologie. Springer, Heidelberg 2004, ISBN 3-540-21270-1, S. 397.
Literatur
- Christian Godin: Geschichte der Philosophie für Dummies. Wiley-VCH, Weinheim 2008, ISBN 3-527-70328-4.
- Douglas Walton: Ad Hominem Arguments. Studies in Rhetoric and Communication. University of Alabama Press, Tuscaloosa 1998, ISBN 0-8173-0922-5.
- Douglas Walton: The straw man fallacy. In: Johan F. A. K. van Bentem u. a. (Hrsg.): Logic and Argumentation. North-Holland, Amsterdam 1996, ISBN 0-444-85814-8 (Verhandelingen der Koninklijke Nederlandse Akademie van Wetenschappen, Afdeling Letterkunde, Nieuwe Reeks Series. Band 170), S. 115–128.
Weblinks
- The Fallacy Files (englisch)
Wikimedia Foundation.