Studienhospital Münster

Studienhospital Münster

Das Studienhospital Münster ist eine Ausbildungseinrichtung für Medizinstudenten der dortigen Medizinischen Fakultät. Sie wurde konzipiert und wird betrieben vom IfAS – Institut für Ausbildung und Studienangelegenheiten, einer Betriebseinheit der Fakultät, die in deren Auftrag die Studienplanung und -organisation am Standort Münster übernimmt.

Hintergrund der im November 2007 in Betrieb genommenen Einrichtung ist die Änderung der Approbationsordnung für Ärzte im Jahr 2002 und der damit verbundene Wegfall des „Arztes im Praktikum“. Nach Angaben des Studiendekans der Medizinischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität, Dr. Bernhard Marschall, ist es das Ziel des Studienhospitals Münster, im Zusammenspiel mit weiteren internen Reformen der Medizinerausbildung einen stärkeren Praxisbezug zu geben.

Der wesentliche Unterschied zur bisherigen praktischen Ausbildung in Münster und an anderen Medizinischen Fakultäten liegt laut Darstellung des IfAS darin, dass der Lernprozess in einen situativen Kontext verlegt wird. Statt in den bisherigen „Skills Labs“ („Laborräumen“) findet die Ausbildung in exakt nachgebildeten Umgebungen statt, wie sie die angehenden Mediziner auch in ihrem späteren Berufsalltag vorfinden werden. Mit diesem Konzept will das IfAS die aus Didaktikforschung bekannte Tatsache umsetzen, dass Wissen und Fähigkeiten, die in einem „echten“ Umfeld erlernt werden, besser in Erinnerung bleiben und leichter abrufbar sind.

Um die angestrebte realitätsnahe Umgebung zu schaffen, lässt die Fakultät in drei Realisierungsabschnitten ein früheres Schwesternwohnheim umbauen. In dem ersten, bereits genutzten Abschnitt ist ein Krankenhaustrakt mit sechs Patientenzimmern sowie einem Intensivzimmer entstanden. Hinzu kommen ein Seminarbereich und weitere Räume. Der zweite Bauabschnitt soll im Mai 2008 begonnen und zum Jahresende in Betrieb genommen werden. Er besteht aus einer hausärztlichen Ambulanz. 2009 soll noch ein Operationstrakt folgen. Neben der studentischen Ausbildung wird das Studienhospital Münster auch für die ärztliche Weiterbildung sowie für Trainings von Medizintechnik-Herstellern benutzt. Nach Angaben der Träger ist die Einrichtung europaweit das einzige Projekt seiner Art.

Ebenfalls ein Unterschied zu den meisten bisherigen medizinischen Ausbildungskonzepten in Münster und andernorts besteht darin, dass die Rolle der Patienten im Studienhospital Münster nicht von echten, sondern von Simulationspatienten übernommen wird. Für diese Aufgabe wurden Ausbilder und Schüler des Theaterpädagogischen Zentrums Münster geschult, die jeweils bis zu sechs Krankheitsbilder beherrschen. Hiervon verspricht sich das IfAS, insbesondere auch nicht-medizinische Aspekte in die Ausbildung integrieren zu können.

Ein Schwerpunkt der bisherigen Nutzung des Studienhospitals liegt auf dem Patientengespräch (Anamnese). Aus den studentischen Kleingruppen, die die Einrichtung durchlaufen, übernimmt jeweils ein Teilnehmer die Rolle des Arztes. Die restlichen fünf bis sechs Studenten und ein betreuender Tutor beobachten das Geschehen im Patientenzimmer von den Beobachtungszimmern aus, die jeweils zwischen Patientenzimmern angesiedelt. Einseitig verspiegelte Scheiben sowie eine Videokamera, die über dem Patientenbett angebracht ist und die die „Patientenperspektive“ wiedergibt, ermöglichen das Mitverfolgen von Anamnese und Untersuchungen. Anschließend folgt eine Nachbesprechung mit den „Arzt“, seinen Kommilitonen und dem Tutor, in die sich auch der „Patient“ einbringt. Sein Part umfasst die nicht-medizinischen Aspekte wie Kommunikation, Gesprächsverlauf und Verhalten der Nachwuchsärzte.

Eine Psychologin und ein Simulationspatienten-Trainer begleiten das Verfahren und ergänzen die Nachbesprechung, letzteres allerdings nur dann, wenn ihnen dies aus fachlicher Sicht notwendig erscheint. Dahinter steckt das Konzept, dass der Lernprozess vorrangig durch Selbsterkenntnis beziehungsweise „auf Augenhöhe“ – durch die Anregungen der Kommilitonen und des Tutors, einem Student höheren Semesters – erfolgen soll.

Neben der Psychologin und dem Arzt als Patiententrainer besteht das dreiköpfige Betreuerteam des Studienhospitals Münster aus dem Ärztlichen Leiter. Die Investitionen für den ersten Bauabschnitt betrugen 480.000 Euro, hinzu kamen rund 100.000 Euro aus Sponsorenleistungen.

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