Städtische Straßenbahn Flensburg

Städtische Straßenbahn Flensburg
Wagen 33 der Flensburger Straßenbahn im Museum Skjoldenæsholm

Die Städtische Straßenbahn Flensburg war der Straßenbahn-Betrieb der Stadt Flensburg und als solcher von 1920 bis 1973 der nördlichste in Deutschland.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Anfänge als Pferdebahn

1881 baute die Berliner Firma Reymer & Masch eine vollspurige Pferdestraßenbahn durch den Flensburger Hauptstraßenzug von der Apenrader zur Angelburger Straße. Ab 1889 arbeitete der Betrieb rentabel. Zunächst vom zeitweiligen Reichstagsabgeordneten Gustav Johannsen geführt, erlebte sie vor allem unter der Ägide von Kleinbahn-Pionier Emil Hironymus Kuhrt in der stetig wachsenden Stadt einen Aufschwung. 1906 endete die 25-jährige Konzession, die von der Stadt nicht erneuert wurde.

Aufbau und Ausbau der elektrischen Straßenbahn

Die Stadt baute in Eigenregie einen elektrischen Betrieb in der nach wie vor wachsenden Stadt auf. Die erste meterspurige und doppelgleisige Straßenbahnlinie folgte der alten Pferdebahntrasse zwischen Apenrader Straße und Hafermarkt und nahm am 6. Juli 1907 ihren Betrieb auf. 1911/12 folgten die Linien 2 und 3. Erstere verband die Marienhölzung mit dem Kreisbahnhof und kreuzte die Stammstrecke in der Rathausstraße. Letztere benutzte die Strecke der Linie 1 mit und fuhr in Richtung Nordosten bis zur neuen Marineschule Mürwik. Gleichzeitig wurden die Linien 1 und 3 in der Apenrader Straße bis zur Glashütte verlängert. 1925 wurde die Linie 4 nach Glücksburg eingerichtet, die zum großen Teil auf der Trasse der Kreisbahn verkehrte und damit den Charakter einer Überland-Straßenbahn annahm. 1927 wurde das südliche Ende der Linie 1 zum neuen Hauptbahnhof verlegt. Im Norden fuhren die Linien 1 und 3 über die Glashütte hinaus zum Ostseebadweg. Damit war das Netz 18 Kilometer lang und bestand aus vier Linien.

Niedergang in der NS-Zeit und Nachkriegszeit

Die zunächst gut gestartete Linie 4 erlebte nach der Weltwirtschaftskrise 1929 einen deutlichen Rückgang der Fahrgastzahlen und wurde schon 1934 wieder eingestellt. Der Verkehr nach Glücksburg wurde weiterhin von der Kreisbahn sowie durch die Fördeschifffahrt gewährleistet. Mitten im Zweiten Weltkrieg folgte die Umstellung der Linie 2 auf Oberleitungsbusbetrieb. Da Flensburg von Bombenangriffen verschont blieb, litt die Straßenbahn keine materiellen Schäden.

In den frühen 1950er Jahren wurde der Wagenpark mit sieben Triebwagen und acht Beiwagen im Verbandstyp erneuert. Der Beschluss, die neuen Wohngebiete im Osten nicht mit der Straßenbahn zu erschließen und die Linie 3 entlang der Mürwiker Straße nicht zu modernisieren, musste zwangsläufig zum baldigen Ende der Straßenbahn führen. 1957 erfolgte die Einstellung der Linie, die ebenso wie der Obus auf Linie 2 durch Dieselbusse ersetzt wurde. Dennoch blieb die 4,2 Kilometer lange Linie 1 vom Ostseebad zum Hauptbahnhof das Rückgrat des Flensburger Nahverkehrs und wurde weitgehend im Fünfminutentakt bedient. Im Juni 1973 wurde jedoch auch sie durch eine Dieselbuslinie ersetzt und bald abgebaut, als die Stadtwerke Flensburg das Fernwärmenetz in der Hauptverkehrsachse ausbauten. Seither ist diese größtenteils Fußgängerzone.

Liniennetz

  • Linie 1: 1907 Apenrader Straße–Hafermarkt, 1912 Glashütte–Hafermarkt, 1927–1973 Ostseebadweg–Hauptbahnhof
  • Linie 2: 1911 Marienhölzungsweg–Kreisbahnhof, 1943 auf Obus umgestellt
  • Linie 3: 1912 Glashütte–Mürwik, 1927–1957 Ostseebadweg–Mürwik, Abbau des Abschnitts Südermarkt–Mürwik
  • Linie 4: 1925 Apenrader Straße–Glücksburg, 1926–1934 Südermarkt-Glücksburg

Fahrzeuge

Bis heute erhalten geblieben sind folgende Fahrzeuge:

Bis 2009 Erhalten

  • Nr. 102 (1954): Wagenaufbau in Flensburg bis 2009 erhalten, anschließend verschrottet.

Literatur

  • Dieter Höltge: Straßen- und Stadtbahnen in Deutschland. Bd. 8: Schleswig-Holstein. Freiburg 2002, S. 22-46 und 209-212.
  • Reinhard Müller: Endstation Schrott. Die Straßenbahn in Flensburg, in: Straßenbahn-Magazin 1/2001, S. 52-58.
  • Dieter Nickel: Auf Schienen durch Flensburg. Alltag und Ende der Flensburger Straßenbahn 1907-1973. Harrislee 2006 (Film).
  • Broder Schwensen, Karl Wilhelm Lönneker: Bewegte Jahre. Die Flensburger Straßenbahnen 1855-1973. Flensburg 2001, ISBN 3-926055-56-1

Weblinks


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