Ständehaus (Düsseldorf)

Ständehaus (Düsseldorf)
Das Ständehaus, heute

Das Ständehaus ist das Gebäude des ehemaligen preußischen Provinziallandtags des Rheinlandes in Düsseldorf. Bis 1988 diente es dem nordrhein-westfälischen Landtag als Tagungsort. Heute beherbergt es als Ausstellungsgebäude K21 die Abteilung Zeitgenössische Kunst der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Das Ständehaus, Foto, 1904
Das Ständehaus, Zeichnung, 1904
Das Ständehaus, Grundriss
Postkarte

Das Ständehaus steht am Kaiserteich, an der ehemaligen Festungsgrenze von Düsseldorf, deren Anlagen in Folge des Friedensvertrags von Luneville von 1801 geschleift wurden. Unter Napoleon Bonaparte wurden die Grünanlagen angelegt. Gartendirektor Maximilian Weyhe verwandte dann die Überreste der Feste, um daraus 1835 den Spee’schen Graben und die Terrassenanlage des späteren Ständehauses einzurichten.

Die preußischen Provinzialstände tagten im Düsseldorfer Stadtschloss am Rhein bis zu dessen Brand 1872. Danach regten der Rheinische Provinziallandtag und die Rheinische Provinzialverwaltung einen Neubau in den bestehenden Grünanlagen am Kaiserteich an. 1876 gewann der spätere Berliner Dombaumeister Julius C. Raschdorff (1832–1914) den Architektenwettbewerb für den Bau des Ständehauses. Es wurde zwischen 1876 und 1880 als Versammlungsort für den Rheinischen Provinziallandtag sowie als Parlaments- und Verwaltungsgebäude im historistischen Stil errichtet. Die Gestaltung als Vierflügelanlage mit Innenhof lehnte sich an die Architektur der italienischen Renaissance an. Das Mansarddach zeigte Anklänge an die französische Architektur des 16. Jahrhunderts. Die repräsentativen Eingänge an den Nord- und Südfassaden dienten als Durchfahrt für Kutschen.

Als Kaiser Wilhelm I. und Kaiserin Augusta 1884 das Ständehaus besuchten, entwarf der Bildhauer Karl Jansen für den Innenraum die Festdekoration „Vater Rhein und seine Töchter“. Die Figurengruppe aus Gips wurde 1897 als bronzene Brunnenskulptur ausgeführt und vor der Nordfassade des Ständehauses aufgestellt. Dort steht sie noch heute.

Aus Platzmangel erfolgten bereits 1895 sowie 1911–13 Umbauten. 1943 brannte das Ständehaus bei einem Bombenangriff bis auf die Außenmauern aus. Beim Wiederaufbau 1947–49 ersetzte man das Raschdorffsche Mansarddach durch ein Staffelgeschoss und erweiterte aus Kapazitätsgründen den Plenarsaal bis zur südlichen Innenseite, so dass der ursprüngliche Innenhofcharakter des Gebäudes verloren ging. Von 1949 bis 1988, dem Bau des neuen Landtagsgebäudes am Rhein, diente das Ständehaus als Sitz des Landtags von Nordrhein-Westfalen. Über die weitere Nutzung bestand zunächst keine klare Vorstellung. Das Gebäude stand mehrere Jahre leer, es wurde u.a. zu Filmdreharbeiten genutzt und musste schließlich von Grund auf saniert werden.

Umbau und heutige Nutzung

1996 legte das Münchner Architektenbüro Kiessler+Partner eine Machbarkeitsstsudie vor, nach der das Ständehaus als Dependance der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen wie auch als Raum für repräsentative Veranstaltungen des Landes geeignet sei. Nach einem entsprechenden Kabinettsbeschluss 1996 begann der umfassende Umbau des Ständehauses.[1] Das Konzept der Münchner Architekten umfasste drei wesentliche Elemente:

1. Der in allen Bauphasen immer wieder erweiterte Plenarsaal wurde auf seine ursprünglichen Maße von 1880 reduziert; die weiße Box auf schmalen Rundpfeilern zeigt die Dimensionen des ersten Plenarsaals an. Dadurch wurde die Raumstruktur des Raschdorff-Baus als Vierflügelanlage mit umlaufenden Räumen, Galerien und Innenhof wieder hergestellt. Durchgehend weiße Wände und Decken bilden eine wirkungsvolle Folie für die erhaltenen historischen Elemente wie Treppenanlage und Doppelsäulen.

2. Die Architekten ersetzten die unharmonische Dachkonstruktion, die von Hans Schwippert in der Nachkriegszeit entworfen worden war, durch eine das gesamte Gebäude überwölbende Kuppel aus Glas und Stahl. Ihre Dimensionen orientieren sich an dem ursprünglichen Raschdorff-Dach. Dadurch entstand im Dachgeschoss ein großzügiger Ausstellungsbereich mit Tageslicht, in dem großformatige Skulpturen adäquat präsentiert werden können. Der Kuppelraum bietet außerdem einen hervorragenden Panoramablick über Düsseldorf. Das durch die Glaskuppel einfallende Tageslicht entfaltet ein differenziertes Licht- und Schattenspiel. Es gibt dem Innenraum des Ständehauses die Anmutung einer südländischen Piazza.

3. Unter dem Ständehaus entstand ein großer unterirdischer, über 6 m hoher Ausstellungsraum, der andere Präsentationsmöglichkeiten bietet als die kabinettartigen Raumfolgen in den anderen Geschossen. Hier finden Wechselausstellungen statt. Der Raum reicht im Norden bis zum Kaiserteich. Bullaugenfenster ermöglichen den Blick nach draußen auf und unter die Wasseroberfläche.

Die historische Außenfassade blieb, abgesehen von der erneuerten Kuppel, erhalten. Der Umbau konnte 2001 abgeschlossen werden. Der Kubano-Amerikaner Jorge Pardo gestaltete die Bar am Kaiserteich im Erdgeschoss des Hauses mit Wandmalereien und einer Lichtinstallation künstlerisch aus. Das Ständehaus wurde in seiner neuen Funktion als Museum am 18. April 2002 vom damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau, dem ehemaligen Ministerpräsidenten des Landes Nordrhein-Westfalen, eingeweiht. Für das Publikum öffnete es am 21. April 2002 als K 21 seine Pforten. Als Dependance der Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen am Grabbeplatz K 20 fand die Kunst des ausgehenden 20. Jahrhunderts (ca. ab 1980) und des 21. Jahrhunderts hier ihren Platz. Dieses Konzept wurde unter dem damaligen Direktor Armin Zweite entwickelt, sollte aber eine gewisse Fluktuation nicht ausschließen. Nach der Renovierung des Ständehauses präsentierte die neue Direktorin der Kunstsammlung NRW, Marion Ackermann, seit Februar 2010 die Ausstellung Silent Revolution – Eine neue Sammlungspräsentation. Dabei traten zum ersten Mal Werke der klassischen Moderne aus dem Haus am Grabbeplatz, das wegen Umbaus erst im Sommer 2010 wiedereröffnet wird, in Dialog mit der zeitgenössischen Kunst im Ständehaus.

Im Ständehaus-Park sind einige Skulpturen zeitgenössischer Künstler aufgestellt.

Einzelnachweise

  1. Stefanie Kreuzer, in: K21, Startkapital 2002, S. 12–15; Armin Zweite, in: Prestel 2003, S. 9, 18-22.

Literatur

  • K 21, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Startkapital, hrsg. v. Julian Heynen, mit einem Vorwort von Armin Zweite und Beiträgen von Julian Heynen und Stefanie Kreuzer, Ostfildern 2002, ISBN 3-926154-52-7.
  • Prestel Museumsführer, K 20 K 21, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, hrsg. v. d. Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen, Konzeption Anette Kruszynski, mit Texten von Volkmar Essers, Stefanie Jansen, Claudia Hornemann, Stefanie Kreuzer, Anette Kruszynski, Doris Krystof, Valeria Liebermann, Maria Müller, Pia Müller-Tamm, Robert Rademacher, Angela Wenzel, Armin Zweite, München 2003, ISBN 3-926154-61-6.
  • Rolf Purpar: Kunststadt Düsseldorf – Objekte und Denkmäler im Stadtbild, Grupello, Düsseldorf 2009, ISBN 3-89978-044-2.
  • Architekten- und Ingenieur-Verein zu Düsseldorf (Hrsg.): Düsseldorf und seine Bauten. L. Schwann, Düsseldorf 1904, Abb. 221, S. 184.

Weblinks

 Commons: Ständehaus Düsseldorf – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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