- Störung (Geologie)
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Eine Störung oder Dislokation bezeichnet in der Geologie einen tektonischen Vorgang, der das ursprüngliche Gefüge eines Gesteins stört. In der Regel werden größere Gesteinspakete gegeneinander verschoben. Oftmals wird aber auch, in einer etwas unscharfen Weise, die durch die tektonische Bewegung entstandene Trennfläche selbst als Störung bezeichnet.
Hierbei kann das Gesteinsgefüge auf plastische (bruchlose) Art verformt werden, wie in Falten, Flexuren, bei Überschiebungen und in der Salztektonik, oder durch Bruchbildung und die Verschiebung der gegenüber liegenden Schollen. Im letzteren Fall bezeichnet man die entstandene Struktur als Verwerfung
Inhaltsverzeichnis
Art der Störungen
An der Erdoberfläche zeichnen sich Störungen als Störungslinien ab, die dem Schnitt zwischen der tektonischen Fläche und dem Gelände entsprechen. Häufig fallen sie mit dem Lauf von Fließgewässern zusammen, weil deren Erosion dort stärker wirken kann. Manche Störungslinien verlaufen über hunderte Kilometer, z.B. die Periadriatische Naht.
Man unterscheidet zwei Arten von Störung, je nach der Richtung ihrer Bewegung:
- Pressung (kompressive Dislokation)
- Zerrung oder Dehnung (disjunktive Dislokation)
Störungen werden aber auch nach ihrer Aktivität klassifiziert, bzw. ob die Bewegung entlang der Störungslinie noch anhält oder schon abgeklungen ist:
- Rezente (noch aktive) Störung (oft an Erdbebenlinien)
- oder fossile (abgeklungene frühere) Störung.
Typische Richtungen
Oft verlaufen die Störungslinien einer Region fast parallel, was mit der Wirkung großräumiger Zug- oder Druckkräfte zusammenhängt. So werden paläozoische Strukturlinien in Europa, die in Nordost-Südwest-Richtung verlaufen, oft als variszisch bezeichnet, da sie während der Auffaltung der variszischen Gebirge entstanden sind. Die rheinischen Richtungen (Nordnordost-Südsüdwest) hingegen stehen in Zusammenhang mit dem Einsinken des Rheingrabens.
Die Parallelität von geologischen Störungen wird an den Rändern vieler Sedimentbecken besonders deutlich - insbesondere wenn sie mit Grabenbrüchen oder tektonischen Schwächezonen zusammenhängen. Entsprechende Beispiele finden sich etwa in den großen Grabenbrüchen Ostafrikas (Großer Afrikanischer Grabenbruch), Nordanatoliens (Nordanatolische Verwerfung), im Wiener Becken - das an einer Schwächezone zwischen Alpen und Karpaten 4-6 km eingesunken ist - oder im Pannonischen Becken.
Vielfach sind zwei oder mehrere Vorzugsrichtungen der Störungslinien festzustellen, die sich dann meist in den Klüften der Gesteine widerspiegeln. Auch hier bestehen Zusammenhänge mit den Hauptrichtungen der großräumigen Druckkräfte, aber auch der orografischen Richtung von Gewässern und Talsystemen, denn durch die Störungen ist das Gestein teilweise zerrieben und der Erosion stärker ausgesetzt.
Die jährlichen Bewegungsraten rezenter Störungen können einige Millimeter bis Zentimeter erreichen. An einigen Nahtstellen der pazifischen Platte hat die Satellitengeodäsie sogar jährliche Bewegungen von über 20 cm festgestellt.
Fernerkundung
Mit Methoden der Fernerkundung lassen sich Störungslinien auch auf anderen Himmelskörpern feststellen, wenn sie sich als deutliche Linienstrukturen abzeichnen. Die erste umfassende tektonische Karte des Erdmondes mit mehreren 1000 Bruchlinien wurde vom USGS in den 1950er Jahren erstellt. Auch mit Luft- und Satellitenbildern der Erde konnte man seit etwa 1965 die geologische Kenntnis insbesondere von ariden Gebieten verbessern.
Auch auf ferneren Himmelskörpern wurden tektonische Störungen festgestellt. Derzeit werden sie im großen Stil auf dem Mars untersucht, künftig auch wieder auf dem Mond - dessen „Rillen“ und Strukturen besonders der Astronom Hieronymus Schröter um 1800 beobachtet hat - und auf dem eisbedeckten Jupitermond Europa.
Siehe auch
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