- Sumpfgrashüpfer
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Sumpfgrashüpfer Sumpfgrashüpfer (Chorthippus montanus), ♂
Systematik Überordnung: Neuflügler (Neoptera) Ordnung: Kurzfühlerschrecken (Caelifera) Familie: Feldheuschrecken (Acrididae) Unterfamilie: Grashüpfer (Gomphocerinae) Gattung: Chorthippus Art: Sumpfgrashüpfer Wissenschaftlicher Name Chorthippus montanus (Charpentier, 1825) Der Sumpfgrashüpfer (Chorthippus montanus) ist eine Kurzfühlerschrecke aus der Familie der Feldheuschrecken (Acrididae). Er ist dem Gemeinen Grashüpfer (Chorthippus parallelus) sehr ähnlich, weswegen beide Arten früher als Chorthippus longicornis) zusammengefasst waren. Eine morphologische Unterscheidung ist mitunter sehr schwer, weswegen die Unterscheidung der Arten vor allem durch ihren Gesang erfolgt.
Inhaltsverzeichnis
Merkmale
Die Tiere erreichen eine Körperlänge von 12,9 bis 16 Millimeter (Männchen) bzw. 17 bis 22 Millimeter (Weibchen). Ihre Färbung hat Ähnlichkeit mit der des Gemeinen Grashüpfers (Chorthippus parallelus) und variiert zwischen grün, braun, gelblich, rötlich und bunt gescheckt.[1] Nicht selten sind die Tiere am Rücken braun und auf den Seiten grün gefärbt.[2] Die beiden ähnlichen Arten sind morphologisch nur schwer voneinander zu unterscheiden. Der Körperbau des Sumpfgrashüpfers ist geringfügig kräftiger. Der Flügelfleck, der mindestens 2,5 Millimeter von der Flügelspitze entfernt liegt[3], ist bei dieser Art schwächer ausgeprägt, wodurch die Deckflügel durchsichtiger wirken. Bei den Männchen der Sumpfgrashüpfer reichen die Hinterflügel (Alae) bis knapp oder direkt an den Flügelfleck heran.[1] Die Vorderflügel sind länger als bei der ähnlichen Art und reichen zumindest bis zur Mitte der Hinterschenkel.[2] Die Schrilleiste trägt im Durchschnitt 137 bis 139 Zäpfchen, beim Gemeinen Grashüpfer sind es nur etwa 94. Die Weibchen kann man anhand der längeren Legeröhrenklappen von denen der ähnlichen Art unterscheiden[1], auch sind ihre Flügelspitzen breiter abgerundet.[3] Bei beiden Arten treten bei beiden Geschlechtern auch langflügelige Formen auf.[1]
Vorkommen
Die Art ist in Europa und Asien verbreitet. Sie kommt von Westeuropa bis zur Kamtschatkahalbinsel am Pazifik vor. In Europa verläuft die nördliche Verbreitungsgrenze durch Nordfrankreich, die Beneluxstaaten, Schleswig-Holstein und Skandinavien, südlich verläuft sie von den Pyrenäen über das französische Zentralmassiv, den Südrand der Zentralalpen, den Apennin bis nach Exjugoslawien. Die Art ist in Mittel- und Osteuropa auch in niedrigen Lagen weit verbreitet.[1] Die Art tritt in den Alpen zwischen 370 und 2480 Metern Seehöhe auf, bevorzugt jedoch die kolline und montane Höhenstufe.[2]
Sie ist ausgesprochen feuchtigkeitsliebend und besiedelt feuchte bis nasse, mäßig warme Lebensräume, wie nasse Wiesen, sumpfige Bereiche an Seeufern und Flüssen, Moore und Sümpfe, mit maximal mittelhoher Vegetation. Bereiche mit Schilfbewuchs oder Kernbereiche von Hochmooren werden nicht besiedelt.[2][1] Die Art tritt häufig in Gesellschaft mit der Langflügligen Schwertschrecke (Conocephalus fuscus), der Sumpfschrecke (Stethophyma grossum) und dem Wiesengrashüpfer (Chorthippus dorsatus) auf.[2] Seltener findet man sie auch in trockeneren Lebensräumen, wo sie gemeinsam mit dem Gemeinen Grashüpfer (Chorthippus parallelus) auftritt.[3]
Lebensweise
Die Lebensweise des Sumpfgrashüpfers ähnelt der des Gemeinen Grashüpfers.[2] Die Tiere ernähren sich unter anderem von Blauem Pfeifengras (Molinia caerulea), Schilfrohr (Phragmites australis), Schwarzem Kopfried (Schoenus nigricans) und verschiedenen Sauergräsern.[1]
Adulte Tiere kann man von Juni bis November beobachten, wobei das Maximum ihres Auftretens im August liegt.[2] Frühestens treten Individuen auch schon Ende Mai auf, zählen damit aber zu den am spätesten schlüpfenden Kurzfühlerschrecken in Mitteleuropa.[1]
Paarung
Die Art ist vom Gemeinen Grashüpfer morphologisch nur schwer zu unterscheiden, besitzt jedoch einen ähnlichen, aber insbesondere bei warmen Temperaturen gut unterscheidbaren Gesang. Im allgemeinen ist der Gesang des Sumpfgrashüpfers im Vergleich derber und lauter und die einzelnen Laute sind langgezogener. Die Strophen sind damit immer langsamer als beim Gemeinen Grashüpfer, was jedoch bei kälteren Temperaturen schwer erkennbar wird, da auch die Strophen des Gemeinen Grashüpfers dann langsamer werden. Gelegentlich kann man Wechselgesänge zwischen Männchen der beiden Arten hören, was zwischen den Männchen des Sumpfgrashüpfers und des Wiesengrashüpfers nur sehr selten zu beobachten ist. Die Weibchen können nahezu gleich laut singen wie die Männchen, antworten jedoch auf Männchen nur selten.[1] Die einzelnen Verse des Gesangs bestehen aus etwa 2 bis 4,5 Sekunden hintereinander ertönenden „schr-schr-schr“-Lauten, auf die eine vier bis siebensekündige Pause folgt.[3][3] Ein Vers umfasst dabei etwa 12 bis 22 Silben. Der Gesang rivalisierender Männchen ist langsamer.[2]
Sind Weibchen paarungsunwillig ergreifen sie beim Ertönen des männlichen Gesangs die Flucht oder machen Abwehrbewegungen gegenüber dem Aufreiten des Männchens. Paarungsbereite Weibchen nähern sich dem Männchen an, antworten ihm oder werden von ihm durch Zufall gefunden. Männchen sind etwa 4 bis 12 Tage nach der Häutung zum adulten Tier paarungsbereit, was bis zu 28 Tage nach der Häutung andauern kann. In dieser Zeit kann sich ein Männchen bis zu acht Mal gepaart haben, maximal zwei Mal täglich. Dies bedeutet, dass sie die Spermatophore bzw. die darin enthaltenen Spermien relativ rasch produzieren müssen. Die Paarung dauert im Durchschnitt 26 Minuten.[1]
Entwicklung
Anders als bei der Gattung Chorthippus üblich legen die Weibchen mit etwa 45 Stück (sechs bis sieben Kokons mit je etwa sieben Eiern[1]) nur ein Drittel oder halb so viele Eier ab, wie verwandte Arten. Die Eier sind nur wenig tolerant gegenüber Trockenheit.[2] Ist während der Embryonalentwicklung zu wenig Feuchtigkeit vorhanden, werden die Larven nicht so groß und ihre Sterblichkeitsrate ist höher. Die Weibchen legen ihre Eier entweder in die Erde oder in den Wurzelfilz von Seggen. Anders als beim Gemeinen Grashüpfer vollführen die Weibchen des Sumpfgrashüpfers mit ihren Hinterbeinen auch keine Zukratzbewegungen. Die Entwicklung bis zum Schlupf verläuft trotz der niedrigeren Temperaturen ihrer Lebensräume verhältnismäßig schnell. Insgesamt werden fünf Larvenstadien durchlebt.[1]
Gefährdung und Schutz
Die Art ist in der Roten Liste gefährdeter Arten Deutschlands als „gefährdet“ (Kategorie 3) gelistet,[3] in der Schweizer Roten Liste ist sie als „verletzlich“ (VU) ausgewiesen,[4] in der Österreichischen Roten Liste ist sie mit „Gefährdung droht“ (NT) aufgenommen.[5] Hauptverantwortlich für die Gefährdung der Art sind Gewässerbegradigungen, Drainagen, Grundwasserabsenkungen und ähnliches, da insbesondere durch die Landwirtschaft geeignete Feuchtbiotope entwässert und damit zerstört werden. Auch die Aufforstung von Feucht- und Niedermoorwiesen zerstört die Lebensgrundlagen der Art. Dadurch besteht auch zunehmend die Gefahr der Isolation von Populationen.
Wichtig für den Erhalt der Art sind der Fortbestand von feuchten Wiesen und Sümpfen, sowie der Erhalt von Mooren. Auch das Anheben des Grundwasserspiegels in Flusstälern auf ein natürliches Niveau kann dazu beitragen. Die Pflege von feuchten Wiesen kann durch ein- bis zweimalige Mahd im Jahr oder durch extensive Beweidung erfolgen.[1]
Belege
Einzelnachweise
- ↑ a b c d e f g h i j k l m Peter Detzel: Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3507-8, S. 513ff.
- ↑ a b c d e f g h i Bertrand & Hannes Baur, Christian & Daniel Roesti: Die Heuschrecken der Schweiz. Haupt Verlag, Bern 2006, ISBN 3-258-07053-9, S. 336.
- ↑ a b c d e f Heiko Bellmann: Der Kosmos Heuschreckenführer, Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2006, ISBN 3-440-10447-8, S. 332.
- ↑ Christian Monnerat, Philippe Thorens, Thomas Walter, Yves Gonseth: Rote Liste Heuschrecken. Rote Liste der gefährdeten Arten der Schweiz Bundesamt für Umwelt und Schweizer Zentrum für die Kartographie der Fauna, Bern, 2007.
- ↑ K. Adlbauer, A. Kaltenbach: Rote Liste gefährdeter Heuschrecken und Grillen, Ohrwürmer, Schaben und Fangschrecken. (Saltatoria, Dermaptera, Blattodea, Mantodea) in: J. Gepp (Red.): Rote Listen gefährdeter Tiere Österreichs, Grüne Reihe des Bundesministeriums f. Umwelt, Jugend und Familie, Bd. 2, Wien 1994.
Literatur
- Bertrand & Hannes Baur, Christian & Daniel Roesti: Die Heuschrecken der Schweiz. Haupt Verlag, Bern 2006, ISBN 3-258-07053-9.
- Heiko Bellmann: Der Kosmos Heuschreckenführer, Die Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2006, ISBN 3-440-10447-8.
- Peter Detzel: Die Heuschrecken Baden-Württembergs. Eugen Ulmer, Stuttgart 1998, ISBN 3-8001-3507-8.
Weblinks
Commons: Sumpfgrashüpfer – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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