Suvanna Phūmā

Suvanna Phūmā
Suvanna Phūmā

Suvanna Phūmā, vollständig: Khampeng Souvannaphouma Rattanavongsa (auch Souvanna Phuma; * 7. Oktober 1901 in Luang Phrabang; † 10. Januar 1984 in Vientiane), war ein Angehöriger des laotischen Königshauses, der nach der Unabhängigkeit 1954 mehrfach Premierminister war.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Suvanna Phūmā wurde als der neunte Sohn des Prinzen Bounkhong geboren. Seine Mutter war die Prinzessin Thongsy. Seine Ausbildung erhielt er in Hanoi. In Paris und Grenoble studierte er Elektrotechnik und Ingenieurwesen. Nach Indochina kehrte er 1931 zurück. Bald darauf heiratete er Mme. Allard, Tochter eines französischen Vaters und einer laotischen Mutter. Aus dieser Ehe ging die Tochter Moune hervor.

Er nahm eine Tätigkeit als Ingenieur in der öffentlichen Bauverwaltung auf. In seinen Verantwortungsbereich fiel u. a. auch der Wiederaufbau des im laotisch-thailändischen Krieg 1827–28 zerstörten Wat Phra Keo in Vientiane (laot.: Viang Chan).

1945–1954

Im Oktober 1945, als die französische Kolonialmacht ihre Rückeroberung von Indochina noch nicht vollendet hatte, war er an der Bildung einer Regierung durch die Lao Issara beteiligt, in der er das Amt des Bauministers übernahm. Vor den auf Viang Chan anrückenden Franzosen floh er im April 1946 mit anderen Regierungsmitgliedern nach Bangkok ins Exil. Am 19. Juli 1949 wurde der französisch-laotische Vertrag unterzeichnet, der Laos zu einem unabhängigen Mitglied innerhalb der Union Française machen sollte. Die Exilregierung löste sich am 24. Oktober auf, der Prinz kehrte daraufhin in seine Heimat zurück.

In der neugebildeten Regierung des Phoumi Sananikone übernahm er wieder das Amt des Bauministers, bis er im November 1951 Premierminister wurde. Sein wichtigster Verdienst war die Erreichung der vollen Unabhängigkeit, die im Oktober 1953 ausgehandelt und nach der Indochinakonferenz im Juli 1954 verwirklicht wurde. Im Inneren sah er sich der Gegenregierung in Sam Neua gegenüber, die von der Befreiungsbewegung Pathet Lao (PL) gebildet worden war.

1954–1973

Nachdem der Versuch scheiterte, die beiden unter PL-Kontrolle stehenden Provinzen Houaphan und Phongsali wieder unter Kontrolle zu bekommen und sein Verteidigungsminister Kou Voravong am 18. September 1954[1] einem Attentat zum Opfer fiel musste Phūmā zurücktreten.

Nach den von den PL boykottierten Wahlen des Dezembers 1955, gelang es ihm im März 1956 ein Koalitionskabinett, das den politischen Arm der PL, die Néo-Lao Haksat mit einschloss, zu bilden. Die rechte Opposition, unterstützt von US-amerikanischen Interessen, verhinderte jedoch die Einsetzung bis November 1957. Seine neutralistische Einstellung führte zum Abschneiden der amerikanischen Hilfe im Juli 1958, so dass er erneut als Premier stürzte. Nach dieser Zeit nahm die Abhängigkeit des Landes von den Amerikanern immer mehr zu. Die Streitkräfte, die massiv ausgebaut wurden, waren komplett US-finanziert.

Während der folgenden Machtkämpfe wurde Phūmā dadurch kaltgestellt, dass er zum Botschafter in Frankreich ernannt wurde. Bei seiner Ankunft in Paris wurde einer seiner Koffer – der Rauschgift enthielt – abgefangen.

Nach dem Staatsstreich 1960 wurde er als Premierminister heimgerufen. Vor den vorrückenden rechten Kräften des Generals Phoumi Novasan floh er samt Regierung im Dezember nach Khang Kai.[2] Anerkannt wurde seine Regierung zu dieser Zeit nur von sozialistischen Bruderländern. Im Frühjahr 1961 besuchte er Moskau, Warschau und Prag.

Die Bildung einer zweiten neutralistischen Koalitionsregierung wurde 1962 bei den Genfer Verhandlungen ausgehandelt. Er war nun Chef einer Koalitionsregierung aus Neutralisten und rechtsgerichteten, von den Amerikanern geförderten Gruppen um den Prinzen Bun Um Na Champassac.[3] Spätestens als sich die behauptete Neutralität zwischen September 1963 und 1965 als Illusion erwies, dachte er an Rücktritt. Phūmā blieb bis 1973 nominell neutralistisch im Amt, tatsächlich kontrollierte seine Regierung nur Teile des durch US-Bombardements immer mehr verwüsteten Landes bzw. stand unter der Kontrolle von Militärs, die sich wie der Verteidigungsminister Ouane Rattikone am Drogenhandel bereicherten.

1973 beteiligte er Souphanouvong, seinen Halbbruder und PL-Führer, erneut an einer dritten Koalitionsregierung in der die linken Kräfte bald die Mehrheit gewannen. Unter seiner Leitung sollte 1974 der Bürgerkrieg beendet werden. Nach der Befreiung des Landes 1975 wurde er zum Berater der neuen Regierung ernannt. Er lebte in seinem Haus am Mekong, wo ihn der neue Premier häufig besuchte.

Der im Alter von 83 Jahren Verstorbene erhielt ein Staatsbegräbnis.

Literatur und Quellen

  • Martin Stuart-Fox: Historical Dictionary of Laos. (= Historical Dictionaries Of Asia, Oceania, And The Middle East). Plymouth 2008, ISBN 0-8108-5624-7.

Einzelnachweise

  1. A Fateful Assassination in: Wilfred Burchett; The Furtive War; New York 1963
  2. Drei Regierungen in zwei Tagen. In: Die Zeit, Nr. 51/1960
  3. Boun Oum in der englischsprachigen Wikipedia

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