- Synchronismus
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Synchronismus (griech.) ist so viel wie historische Gleichzeitigkeit an einem Datum, in der Geschichte das Zusammentreffen verschiedener Begebenheiten in einem und demselben chronologischen Zeitpunkt der zugrundegelegten Zeitrechnung (Chronologie, Dendrochronologie, Zeitzone, Meridian, Kalender). Die synchrone Zeitreihe dient also hier Vergleichbarkeit der Ereignisse nach dem Datum des Kalenderjahrs. Daher muss zwischen dem Datum nach dem Kalender und dem Tag unterschieden werden.
Beispiel: Jules Verne: In 80 Tagen um die Welt, 1873: ... ce jour-là même, qui était le samedi et non le dimanche ...[1]
Der Synchronismus ist verschieden von der Synchronizität. Ein weniger strengens Konzept von Gleichzeitigkeit bezeichnet man mit kontemporär.
Inhaltsverzeichnis
Die synchronistische Tabelle
Die auf dem Prinzip des Synchronismus aufgebaute Synchronistische Geschichte nennt man daher diejenige, in welcher die Begebenheiten unter verschiedenen Völkern oder Personen und in verschiedenen Ländern und Kalendersystemen (z.B. Mondkalender, Sonnenkalender) in einer Vergleichstabelle nebeneinander fortschreitend dargestellt werden (timeline, milestone, Balkendiagramm). Zum Studium der vergleichenden Geschichte dienen daher synchronistische Tabellen. Diese visualisieren in nebeneinander stehenden Kolumnen die Hauptbegebenheiten der Geschichte. Anstelle der Völker oder Länder können auch Regenten oder Repräsentanten der Kultur durch die Tabelle dargestellt werden.
Datum und Tag
Beispiel: Shakespeare und Cervantes starben am gleichen Datum, nicht aber am gleichen Tag.
Die moderne Geschichtstabelle gibt als Todestag für beide Dichter das gleiche Datum des Jahres 1616 an (Kulturfahrplan). Cervantes starb jedoch in Madrid am Samstag, dem 23. April 1616, während Shakespeare am Dienstag, dem 23. April 1616 verschied. Hier fällt das gleiche Datum auf verschiedene Wochentage. Warum?
Gleichzeitigkeit ist nur gegeben, wenn der 23. April 1616 nach dem Julianischen Kalender und der 23. April 1616 nach dem in Madrid geltenden Gregorianischen Kalender in einem Vergleichssystem synchronisiert werden. Eine solche vergleichende synchronistische Tabelle beider Kalendersysteme zeigt dann den 10 Tage späteren Tod von Shakespeare an, weil zwischen 1700 und 1799 der ältere Julianische Kalender 10 Tage hinter dem 1582 eingeführten Gregorianischen Kalender nachhinkt. Shakespeare lebte nach dem Gregorianischen Kalender noch bis zum Samstag, dem 3. Mai 1616.
Dieser Unterschied zwischen den beiden Kalendersystem betrifft alle Tages- und Jahresangaben zwischen 1582 und 1752, da der von den meisten Staaten auf dem Kontinent bereits eingeführte Gregorianische Kalender erst mit der Kalenderreform von 1751 in England wirksam wurde (Act of Parliament, 1750).
Zwischen 1700 - 1799 hinkt der ältere Julianische Kalender um 11 Tage nach, 1800 - 1899 um 12 Tage, und 1900 - 2099 um 13 Tage.
Kalenderumstellungen
Die gesetzliche Kalenderumstellung der Territorien wirkt sich an den Jahresgrenzen auch unmittelbar auf die Jahreszählung aus, so in Holland 1583:
15. Oktober 1582
- Italien, Spanien, Portugal und das katholische Polen führen den Gregorianischen Kalender ein.
- Auf den Donnerstag, den 4. Oktober 1582 folgt Freitag, der 15. Oktober.
- In Frankreich und Lothringen folgt auf Sonntag, den 9. Dezember 1582 der Montag, der 20. Dezember.
1. Januar 1583
- In Holland folgt Samstag, der 1. Januar auf den Freitag, den 21. Dezember.
16. Oktober 1583
- Kalenderreform im katholischen Deutschland. Zunächst sollte auf Sonntag, den 10. Februar der Montag,
- der 21. Februar 1583 folgen. In einen zweiten Anlauf hatte die Umstellung vom Samstag, den 5. Oktober 1583
- auf den Sonntag, den 16. Oktober Erfolg. In Österreich zog sich die Umstellung bis 1584 hin,
- in der katholischen Schweiz folgte auf den Samstag, 11. Januar 1584 der Sonntag, der 22. Januar.
1. November 1587
- In Ungarn folgt auf den Samstag, den 21. Oktober der Sonntag, der 1. November.
1. März 1700
- Kalenderumstellung im protestantischen Deutschland, in Dänemark und Norwegen. Auf Sonntag, den 18. Februar
- 1700 folgt Montag, der 1. März.
- Die Kalenderumstellung Hollands erfolgte zwischen Juni und Dezember/Januar.
12. Januar 1701
- Kalenderumstellung der Schweiz (Zürich, Bern, Basel, Schaffhausen, Gent, Mühlhausen, Biel).
- Auf Dienstag, den 31. Dezember 1700 folgte Mittwoch der 12. Januar 1701
14. September 1753
- Kalenderumstellung in England und Schottland und den Kolonien.
- Auf Mittwoch, den 2. September folgt Donnerstag, der 14. September.
1. März 1753
- Schweden. Die Kalenderumstellung begann 1700, konnte aber erst 1753 abgeschlossen werden, als auf
- den Mittwoch, den 17. Februar, der Donnerstag, der 1. März folgte.
14. Februar 1918
- Kalenderumstellung in Russland. Auf Mittwoch, den 31. Januar folgt Donnerstag, der 14. Februar.
14. April 1919
- Kalenderumstellung in Rumänien. Auf Sonntag, den 31. März folgt Montag, der 14. April.
1. März 1923
- Kalenderumstellung in Griechenland. Auf Mittwoch, den 15. Februar folgt Donnerstag, der 1. März.
Siehe auch
- Gegenwart – das Jetzt und Heute
- Relativität der Gleichzeitigkeit in der speziellen Relativitätstheorie
- Synchronistische Königsliste
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