- Särkower
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Dieser Artikel beschreibt das Getränk Viez, für den Stadtteil Viez, siehe Hagenow
Mit Viez bezeichnet man im westlichen Rheinland-Pfalz und im Saarland den meist stark säurehaltigen Apfelwein. In Luxemburg bezeichnet man frisch gepressten bzw eingekochten Apfelsaft mit Viez und den meist stark säurehaltigen Apfelwein mit "sauerem Viez". Mitunter werden auch Äpfel und Birnen gemischt. Die verwendeten Viezäpfel (auch Holzäpfel genannt, aber nicht mit dem Europäischen Wildapfel identisch) sind meist kleine, saure, aromatische Mostapfel-Sorten aus dem Streuobstbau, die kaum für den direkten Verzehr geeignet sind.
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Wortherkunft
Das Wort stammt wahrscheinlich von dem lateinischen Wort vice mit der Bedeutung an Stelle (von) oder für, gemeint ist vinum, der Wein; möglicherweise auch abgeleitet von vitis für Weinstock oder Rebe. Der "Vice-Wein" ist aber ursprünglich kein Obstwein gewesen, sondern war ein Aufguss, hergestellt aus bereits gekelterten - ausgepressten - Weintrauben. Die ziemlich trocken gepressten Rückstände, der so genannte Trester oder Treber, wurde mit Wasser übergossen, das nach einer gewissen Standzeit einen trauben- oder weinähnlichen Geschmack annahm. Dieser "Ersatzwein" war Alltagsgetränk auch für die Knechte eines Weinbauern, die sich den "richtigen" Wein nicht leisten konnten.
In anderen Regionen ist der Viez als Apfelwein, Apfelmost, Äppler, Most oder Saurer Most, in Frankreich als Cidre, in Spanien als Sidra (Asturien ist dafür bekannt) und unter der Bezeichnung auch in Irland, Großbritannien und sogar in den USA und Mexiko bekannt.
Viezarten
Vergoren und gelagert wurde der Viez früher ausschließlich in Holzfässern, heute auch in Kunststoffbehältern oder -tanks. Der Viez wird aber auch im unvergorenem Zustand als Süßer Viez gerne getrunken und von der Getränkeindustrie als solcher oder vergoren mit unterschiedlichem Säuregehalt in Flaschen abgefüllt und im Handel angeboten. Dazu muss jedoch oft in höherem Maße Schwefel zugesetzt werden um die Gärung aufzuhalten, was die industriell abgefüllten milderen Viezsorten oft unbekömmlicher macht als die weiter vergorenen alkoholhaltigeren Sorten.
Eine saarländische Unterart des Viez ist der Särkower, der Saargauer, der Viez aus den Äpfeln der Saargau-Seite der Saar, dem Landstrich zwischen der Saar und der deutsch-französischen Grenze. Die Äpfel wachsen hier an den Ost- und teilweise an den Nordhängen; der Särkower ist daher besonders säurehaltig. Die alten Flurnamen (z. B. Im Wingert), zeigen an, dass früher der Weinanbau auch dort verbreitet war, wo heute nur noch Streuobstwiesen stehen.
Darreichung
In Eifel, Hunsrück, Moseltal, am unteren Saarverlauf und Trier ist das Trinkgefäß „Viezporz“ (meist 0,4 l, inzwischen auch als 0,2 l oder Miniatur für Schnaps (4 cl) erhältlich) zu Hause, der aus weißem Porzellan oder Steingut besteht, woher auch der Name „Porz“ abgeleitet ist (gesprochen: „Poarz“ oder „Peerzi“ = moselfränkisch). Beliebt ist hier auch der frischgepresste so genannte „süße Viez“. Er ist besonders erfrischend, wenn der Gärungsprozess bereits eingesetzt hat (prickelt auf der Zunge). In früheren Zeiten bewahrte man den Viez hier in größeren Steingutgefäßen auf (Viezkrug), ähnlich dem „Bembel“ im Frankfurter Raum. Damals hatte der Viez wegen seines niedrigen Preises und Ermangelung anderer alkoholischer Getränke sowie der Einfachheit der Herstellung und der Haltbarkeit einen – vornehmlich bei der ärmeren Bevölkerung – sehr hohen Stellenwert. So saß man im Winter um den üblicherweise in der Mitte des Gastraumes aufgestellten großen Ofen herum, auf dem der Viez aufgewärmt wurde, spielte Karten und erzählte sich dabei Neuigkeiten und Geschichten. Der Viez durfte zu jener Zeit bei keiner Feier fehlen und er wurde auch sehr gerne beim Wandern wie auch bei der Feldarbeit als Teil des Proviants verwendet. Biertrinker galten damals als Angeber. Da die Nachfrage in Gastronomiebetrieben nach Viez in den letzten Jahren nach einer etwa zwei Jahrzehnte dauernden Flaute wieder sehr stark gestiegen war, ging man (etwa seit 1990) in vielen Gaststätten dazu über, den Viez wie Bier über die Zapfanlage mittels Kohlensäure auszuschenken, was den Viez noch frischer und prickelnder schmecken lässt. Hierzu sollte jedoch gesagt sein, dass man den Apfelwein auf Dauer nicht mit einem gewöhnlichen Bierzapfhahn zapfen sollte. Der Apfelwein ist so aggressiv, dass er den Edelstahl-Bierhahn zerfrisst, weshalb man sich mit der Variante aus Plastik begnügen muss.
Die Viezstraße
Die Viezstraße ist eine der vielen deutschen Ferienstraßen. Sie erstreckt sich mit Verästelungen von der Mündung der Saar in die Mosel bei Konz in Rheinland-Pfalz bis nach Berus, einem Stadtteil von Überherrn im Saarland. Mit Hinweisschildern als solche gekennzeichnet soll sie die Touristen auf den Viez mit seinen Nebenprodukten sowie auf die Sehenswürdigkeiten entlang der Wegstrecke aufmerksam machen.
In einigen dieser Regionen wird regelmäßig eine Viezprämierung veranstaltet, in denen hauptsächlich die kleineren und privaten Keltereien im Wettbewerb stehen. Auch Viezfeste werden regelmäßig veranstaltet, bei denen nicht selten Viezkönig(innen) und Viezprinzessinnen gekürt werden. Zu diesen Anlässen werden auch zunehmend Viezlieder komponiert und gesungen. Sogar eine öffentlich ausgezeichnete Viezstraße („Route du Cidre“) verläuft zwischen Wallerfangen und Konz.
Viez als Begleitgetränk
Im Trierer Raum und an der Mosel wird Viez gerne als Begleitgetränk zu gebackenen Moselfischen gereicht. Es gibt allerdings nur noch wenige Gaststätten, die den Moselfisch anbieten. Anlässlich verschiedener Fischerfeste an der Mosel wird allerdings Moselfisch mit Viez verkauft. Auch wird in einigen Gaststätten der Limburger Käse, sowie auch andere deftige Käsesorten, mit einer Porz Viez serviert. Die allseits bekannte Weincreme wird in jüngster Zeit im moselfränkischen Raum statt mit Wein alternativ auch mit Viez zubereitet und hat demzufolge den Namen Viezcreme erhalten.
Literatur
Viez - ein heimisches Nationalgetränk - Von Walter Ludwig 1993.[1]
Quellen
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