- TIMSS-Studie
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TIMSS - Trends in International Mathematics and Science Study ist eine international vergleichende Schulleistungsuntersuchung, die seit 1995 im vierjährigen Turnus von der International Association for the Evaluation of Educational Achievement (IEA) durchgeführt wird.
TIMSS untersucht Mathematik- und Naturwissenschaftsleistungen in der Grundschule, in der Sekundarstufe I und in der Sekundarstufe II.
TIMSS war ursprünglich ein Akronym für Third International Mathematics and Science Study (Dritte Internationale Mathematik- und Naturwissenschaftsstudie), der 1999er-Durchgang wurde als TIMSS-R fortgeführt (R für Repeat); seit TIMSS 2003 steht das Akronym für Trends in International Mathematics and Science Study.
Vorgänger-Studien waren FIMS (First International Mathematics Study, 1964, 12 Länder) und SIMS (Second International Mathematics Study, 1980-82, 20 Länder, ohne deutsche Beteiligung) sowie FISS und SISS (First and Second International Science Study, 1968-1972 und 1982-1986, SISS ohne deutsche Beteiligung).
Deutschland, Österreich und die Schweiz beteiligten sich an TIMSS 1995. Zum zweiten Mal beteiligten sich Deutschland und Österreich an TIMSS 2007.
Inhaltsverzeichnis
Durchführung
Mit TIMSS wurden Daten zu den Leistungen von mehr als einer halben Million Schüler aus rund 15000 Schulen in 46 Ländern ermittelt und Hintergrundinformationen über den Unterricht, die Lehrer, die Schulen sowie Aspekte der außerschulischen Lebensumwelt der Schüler gewonnen.
Mit TIMSS werden gleichzeitig die Mathematik- und Naturwissenschaftsleistungen von Schlüsseljahrgängen in der Grundschule (TIMSS I, ohne deutsche und Schweizer Beteiligung), in der Sekundarstufe I (TIMSS II) und Sekundarstufe II (TIMSS III) untersucht.
Im Gegensatz zu TIMSS 1995 ist TIMSS 2007 in Deutschland als Grundschuluntersuchung angelegt.
Bisher beteiligten sich an TIMSS auf deutscher Seite Bildungsforscher vom Max-Planck-Institut für Bildungsforschung, dem Leibniz-Institut für die Pädagogik der Naturwissenschaften an der Universität Kiel und der Humboldt-Universität Berlin. TIMSS 2007 wird hauptverantwortlich am Institut für Schulentwicklungsforschung (IFS) der Universität Dortmund bearbeitet.
Ergebnisse
Auffällig und viel zitiert war das Ergebnis, dass es eine breite Überschneidung der mathematischen Kompetenzen von Hauptschülern und Gymnasiasten gegeben hat.
Die Ergebnisse von TIMSS/III für die deutschen Schüler im Einzelnen:
Mathematisch-naturwissenschaftliche Grundbildung
- Hier liegen die Testleistungen deutscher Schüler in der Gruppe vergleichbarer Länder im unteren Bereich.
- Die potentiell leistungsstärksten deutschen Schüler können im Vergleich mit Spitzenschülern europäischer Nachbarländer nicht bestehen.
- Relative Schwächen bestehen bei Aufgaben, die
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- das selbständige Anwenden von Gelerntem,
- die Übertragung in neue Kontexte oder
- ein flexibles Umstrukturieren von Problemkonstellationen
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- erfordern. Deutsche Schüler erzielen eher in Routine-Aufgaben gute Ergebnisse.
- Das Defizit in mathematischer Grundbildung ist nicht nur auf das berufliche Bildungswesen beschränkt, sondern auch Kennzeichen der gymnasialen Oberstufe.
Fachleistungen im voruniversitären Mathematikunterricht
- In den Spitzengruppen schneiden deutsche Schüler ebenfalls nur mittelmäßig ab.
- In der internationalen Spitzengruppe sind die deutschen Schüler nicht vertreten. Je anspruchsvoller eine Aufgabe, umso mehr fallen die deutschen Abiturienten hinter Schülern anderer europäischer Länder zurück.
Fachleistungen im voruniversitären Physikunterricht
- Die Testleistungen deutscher Schüler, die Physikkurse der gymnasialen Oberstufe besuchen, liegen im mittleren Bereich.
- Auch bei den leistungsstärksten Schülern liegen deutsche Schüler in einem breiten Mittelfeld.
- Zwar schneiden deutsche Schüler beim Vergleich der Leistungsstärksten deutlich besser ab als die Schüler aus den USA, aber internationale Spitzenleistungen skandinavischer Schüler werden von deutschen Schülern nicht erreicht.
- Deutsche Abiturienten tun sich besonders schwer mit Aufgaben, die die Überwindung typischer Fehlvorstellungen verlangen oder besondere konzeptuelle Kenntnisse voraussetzen. Vergleichsweise erfolgreich sind sie hingegen bei offenen Aufgabenformaten.
Rezeption
Die Studie wurde unter Pädagogen heftig diskutiert, von der breiten Öffentlichkeit jedoch kaum zur Kenntnis genommen. Es war allerdings, von wenigen Ausnahmen abgesehen, die erste Leistungsüberprüfung mit standardisierten Methoden auf internationaler Ebene an der sich Deutschland beteiligte. Damit vollzog sich eine empirische Wende in der deutschen Pädagogik weg von einer eher geisteswissenschaftlichen Ausrichtung. Weit mehr Beachtung fand dagegen die PISA-Studie der OECD, welche im Jahr 2000 ihren ersten von drei Durchläufen absolvierte (Köller, Baumert 2001).
Literatur
- Baumert, J., Bos, W., & Lehmann, R. (Hrsg.): TIMSS/III: Dritte Internationale Mathematik- und Naturwissenschaftsstudie - Mathematische und naturwissenschaftliche Bildung am Ende der Schullaufbahn. Opladen 2000
- Köller,O; Baumert, J.: TIMMS: Third International Mathematics and Science Study, in Weinert, Franz E.: Leistungsmessungen in Schulen. Beltz: Weinheim und Basel, 2001.
- Hiebert, J., Gallimore, R., Garnier, H., Givvin Bogard, K., Hollingsworth, H., Jacobs, J., Miu-Ying Chui, A., Wearne, D., Smith, M., Kersting, N., Manaster, A., Tseng, E., Etterbeek, W., Manaster, C., Gonzales, P. & Stigler, J. (2003). Teaching Mathematics in Seven Countries - Results From the TIMSS 1999 Video Study. U.S. Department of Education, Washington D.C.: National Center for Education Statistics.
- Moser, U., Ramseier, E. & Keller, C.: Schule auf dem Prüfstand: eine Evaluation der Sekundarstufe 1 auf der Grundlage der "Third International Mathematics and Science Study". Chur [u.a.]: Rüegger, 1997.
- Ramseier, E., Keller, C., Moser, U.:Bilanz Bildung: eine Evaluation am Ende der Sekundarstufe II auf der Grundlage der "Third International Mathematics and Science Study". Chur [u.a.]: Rueegger, 1999
Weblinks
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